WENN DIE LUST ENTLAMMT
scheint mir das nicht so ganz in Ordnung zu sein.“ Sie lehnte sich an ihn, als er einen Arm um ihre Schultern legte. „Kein Mann, der so offensichtlich männlich ist wie du …“, sie gab ihm einen Kuss aufs Kinn, „… dürfte in der Küche so talentiert sein.“
Er warf den Ball in seinen Korb in der Garage, während sie auf die Tür zugingen, die ins Haus führte. „Ich hatte keine Wahl. Es hieß entweder kochen lernen oder verhungern.“
Sie riss die Augen in gespieltem Entsetzen auf. „Was? Ihr habt euch nichts nach Hause bestellt?“
„Bei unserem Budget und den vielen Mündern, die gefüttert werden mussten, kam das wohl kaum infrage“, erwiderte Gabriel amüsiert.
„Nein, wohl nicht.“ Sie wurde ernst. „Lilah hat mir gesagt, dass ihr eure Mutter verloren habt, als du noch ein Teenager warst. Das muss sehr hart gewesen sein.“
„Nicht schlimmer als die Tatsache, dass deine Mutter euch verlassen hat“, sagte er leichthin. Als er den überraschten Ausdruck auf ihrem Gesicht sah, streckte er die Hand nach ihr aus, strich ihr eine Strähne hinter das Ohr und streichelte ihr die Wange. „Du musst wissen, dass das allgemein bekannt ist, Mallory. Es ist eins der ersten Dinge, die ich über dich erfahren habe.“
„Oh, ich weiß schon. Das ist es nicht. Es ist nur … Kiki Morgan Mannhausers Vorstellung von guter Erziehung war, dem Kindermädchen eine Gehaltserhöhung zu geben. Aber so wie du dich entwickelt hast, war deine Mutter ganz anders.“ Sie ging in die Küche, während sie redete und schob die Ärmel hoch, um sich die Hände zu waschen.
„Ja, das stimmt wahrscheinlich. Wir waren definitiv der Mittelpunkt ihres Lebens. Und sie war eine sehr gute Mutter, klug, streng, ordentlich, aber auch witzig und miteinem Talent dafür, genau das Richtige im richtigen Moment zu sagen, selbst wenn man das in dem Augenblick nicht begriff. Sie besaß eine sanfte sensible Seite, aber sie konnte auch hart wie ein Feldwebel sein, so wie man sein muss, wenn man einen so großen Haushalt führen muss. Die ersten vierzehn Jahre meines Lebens war sie so ziemlich die Sonne, um die wir alle kreisten.“
Er stellte sich neben Mallory an das Spülbecken und wusch sich die Hände, dann reichte sie ihm das Handtuch, und er trocknete sich ab. „Aber es sind zwanzig Jahre vergangen seitdem, Mallory. Es war aus vielen verschiedenen Gründen sehr hart, aber ich glaube nicht, dass es für mich so schlimm war wie für Taggart, der ihr am nächsten stand und der ohne sie wie verloren war, oder auch nur wie für Dominic, der gerade eben alt genug war, um aus ihrem Tod zu lernen, dass er nicht verletzt werden konnte, wenn er nur darauf achtete, nie wieder etwas für einen Menschen zu empfinden. Dass er Lilah gefunden hat und dass Taggart Genevieve hat, ist für mich wie ein Wunder.“
„Aber was ist mit dir? Erzähl mir nicht, dass der Verlust deiner Mutter keine Wirkung auf dich hatte.“
„Doch, natürlich. Aber ich war so sehr damit beschäftigt, mich um die Jüngeren zu kümmern, dass ich keine Zeit hatte, darüber zu grübeln. Ich konnte nicht meine Pläne in die Tat umsetzen, wie Dominic es getan hat, oder den Rebellen hervorkehren wie Taggart, weil ich einfach zu viele Verpflichtungen hatte.“
„Die du freiwillig übernommen hast“, betonte Mallory. Sie hatte zwei Platzdeckchen auf den Küchentresen gelegt und schenkte Gabriel und sich etwas zu trinken ein. Dann setzte sie sich auf den Barhocker, und Gabriel brachte die Teller und nahm neben ihr Platz.
„Ja, aber so ist mein Charakter. Und ich hatte ein Ziel in meinem Leben, also kann ich mich nicht beschweren.“
„Was ist mit deinem Dad?“
„Was soll mit ihm sein?“
„Hat es dich nie gestört, dass er dir in so zartem Alter so viel aufgebürdet hat?“
Gabriel zuckte die Achseln, so wie er das Verhalten seines Vaters schon abgetan hatte, als er gerade sechzehn geworden war. Er hatte eben seinen Führerschein bekommen, aber es war eine ziemliche Enttäuschung gewesen, dass die erste Fahrt, die er mit dem Wagen unternahm, zu einer Bar führte, wo er den älteren Steele abholen musste, der dort in eine Schlägerei geraten war. Später am selben Abend war die angriffslustige Stimmung seines Vaters, der nicht über den Verlust seiner Frau hinwegkommen konnte, ins Weinerliche umgeschlagen, und Gabriel hatte beschlossen, dass er genug hatte und dass er sich auf sich selbst verlassen musste, wenn er überleben wollte.
„Man tut, was man kann“,
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