WENN DIE LUST ENTLAMMT
als auch Gabriel erschauerte und sie ihn ihren Namen stöhnen hörte.
Er sank erschöpft auf sie, und beide holten zitternd Luft, immer noch fest aneinandergeklammert. Es dauerte eine ganze Weile, bevor sie es endlich schafften, unter das Laken zu schlüpfen. Gabriel zog Mallory wieder an sich und gab ihr einen Kuss auf die Stirn.
„Mallory?“ Er gähnte und strich ihr über eine Schulter.
„Hm?“
„Die Umstände tun mir natürlich leid, aber ich bin froh, dass du bei mir bist.“
Darauf konnte sie nur ehrlich antworten: „Ich auch.“
„Was alles andere angeht, mach dir keine Sorgen. Wir werden schon eine Lösung finden.“
Wir. Im Grunde müsste sie die selbstverständliche Annahme, er könnte in Zukunft irgendeine Entscheidung mit ihr zusammen treffen, beunruhigen. Aber dann erinnerte sie sich, dass er seit vierundzwanzig Stunden nicht geschlafen und eine lange Reise hinter sich hatte, und beschloss, ihn heute erst einmal zufrieden zu lassen.
Morgen war noch genug Zeit, neue Grenzen festzulegen. Im Moment konnte sie sich jedenfalls nichts Schöneres vorstellen, als sicher und geborgen in Gabriels Armen zu liegen.
Denn irgendwann in den letzten Wochen hatte sie die Dummheit begangen und sich in ihn verliebt. Mochte der Himmel ihr beistehen.
9. KAPITEL
„Korrigiere mich, falls ich mich irre“, sagte Mallory, ohne sich die Mühe zu machen, ihre Schadenfreude zu verbergen. Gabriel hatte gerade den Rand des Basketballkorbs getroffen, der über den Garagentüren hing, aber der Ball war dann abgeprallt, ohne in den Korb zu fallen. „Ich habe gewonnen.“ Sie lächelte triumphierend. „Schon wieder.“
Die Hände auf die Hüften gestützt, schüttelte Gabriel den Kopf und versuchte, verstimmt auszusehen. Was allerdings ziemlich schwierig war, wenn er Mallory so selbstzufrieden grinsen sah. Ihr Gesicht war rosig angehaucht, das Haar hatte sie zu einem Pferdeschwanz hochgebunden, und in dem hellrosa Veloursjogginganzug, in dem ihre schlanke, langbeinige Figur so gut zur Geltung kam, sah sie umwerfend weiblich aus und wirkte so zerbrechlich, als könnte sie keine Puderquaste hochheben. Aber jetzt hatte sie ihn schon zwei Mal beim Basketballspiel besiegt, was seine Brüder nie erfahren durften, wenn er nicht den Rest seines Lebens damit aufgezogen werden wollte.
Aber auch das wäre ihm völlig egal.
Er hatte noch nie so viel Zeit mit einer Frau verbracht und war ihr dabei so nahegekommen. Vor Mallory hatte er ja nicht mal eine Bekannte bei sich übernachten lassen. Nachdem er in einer großen Familie aufgewachsen war, beim Militär gelebt und die letzten Jahre damit zugebrachthatte, seine wilden jüngeren Brüder zu bändigen, bedeutete ihm seine Ruhe sehr viel.
Aber mit Mallory war das anders. Sicher, sie war auch erst seit etwas über einer Woche bei ihm, und sie war alles andere als aufdringlich. Sie achtete peinlich darauf, gewisse Grenzen nicht zu überschreiten, hatte ihn im Voraus für Zimmer und Verpflegung bezahlt, fuhr immer noch mit dem Bus zur Arbeit, verbrachte unzählige Stunden im Büro und bat Gabriel um nichts, was sie ihm nicht irgendwie zurückzahlen konnte. Gabriel bewunderte sie dafür und war gleichzeitig wütend auf sie.
Und trotz allem schaffte sie es, seinem Leben Zärtlichkeit und weibliche Perspektive zu schenken, und sogar gelegentlich einen willkommenen Anflug von Leichtfertigkeit, der zu Gabriels Erstaunen allem ein wenig mehr Würze verlieh. Mallory überraschte ihn außerdem ständig, entweder indem sie eine scharfsinnige Bemerkung zu den Nachrichten im Fernsehen abgab oder mit dieser jüngsten Entdeckung – dass sie zwar aussah wie eine süße kleine Puppe, aber über einen Wurfarm verfügte wie der beste Basketballspieler.
„Ich glaube, das heißt, du bist heute dran mit dem Kochen“, sagte sie und ließ den Ball geschickt von einer Hand zur anderen dribbeln.
„Da ich das Abendessen schon in den Ofen geschoben habe, bevor wir rausgingen, werde ich diese Strafe wohl überleben“, sagte er trocken.
„Wofür ich unendlich dankbar bin.“ Sie drehte eine elegante Pirouette und landete schon wieder einen Treffer. Dann wandte sie sich lächelnd an ihn. „Ich meine dafür, dass du weiterleben wirst.“ Sie lachte. „Aber auch dafür, dass du dich um das Essen kümmerst. Wenn wir uns auf mich verlassen müssten, würden wir beide verhungern.“
„Mach dir deswegen keine Gedanken.“ Er schnappte sichden Ball. „Ich koche gern.“
„Ich weiß. Und irgendwie
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