Wenn Die Nacht Beginnt
dachte sie, auf ihrem Weg nach draußen hatte es unzählige Beamte gegeben, von denen sie hätte Hilfe erbitten können, aber selbst wenn sie die Stimme dazu gefunden hätte, gab es in ihrem Kopf keinen Raum für den Gedanken an Flucht. Ihr war schlecht geworden, während sie las, was der helle Monitor anzeigte – eine endlose Liste von Verhaftungen, Gerichtsverhandlungen und Überwachungsberichten, in denen Peters Name erschien, und sie hatte sich setzen müssen. Später fühlte sie sich nicht mehr schwach, als vielmehr gewichtslos; sie hörte, wie ihre Absätze auf dem Marmorfußboden klapperten, aber es hätten auch die Beine einer anderen Frau sein können, die die Last trugen.
Abilene hatte nicht mit ihr gesprochen, seit sie das Rathaus betreten hatten. Er hatte sich bei Jake bedankt, sie dann zum Aufzug und hinaus auf den Parkplatz begleitet, wo er ihr in den Jeep geholfen hatte. Jetzt saß sie auf ihrem Sitz, den Kopf gegen die Stütze zurück gelehnt, und fragte ihn, ob er Polizist war.
Er saß hinter dem Steuer, schnipste Fusseln von dem Hut in seinem Schoß und lachte. »Das ist ein Knaller. Das werde ich Jake erzählen. Mr. Major – so nennt er sich hier, und es ist auch rechtmäßig, aber versuchen Sie mal, das den Zeitungen klar zu machen – hat überall Freunde.«
»Sie meinen, er besitzt die Leute. Sogar die Polizei.«
»Niemand ist so reich. Aber in L.A. ist alles denkbar.«
»Besitzt er Peter?«
»Darüber gab es eine Meinungsverschiedenheit. Als Mr. Major Detroit verließ, kam Macklin ebenfalls, aber dann machte er das Arrangement rückgängig. Er glaubte, er sei raus aus allem, und vielleicht war dem auch so. Aber er hätte sich nicht gerade diese Gegend für seine Flitterwochen aussuchen sollen. Man hat ihn gesehen, und Mr. Major ist nicht einer, der ein praktisches Werkzeug liegen lässt.«
»Was tut er denn für Maggiore?« Sie benutzte absichtlich diesen Namen.
»Er macht einen Fehler wieder gut, der Mr. Major passiert ist. Mr. Major vertraute jemandem und zahlte ihm fünfmal so viel, wie er wert war, um ihm weiterhin vertrauen zu können. Dann bekam dieser Jemand ein besseres Angebot. Die Aufgabe Ihres neuen Ehemannes ist es, dafür zu sorgen, dass er es nicht verdient.«
Sie starrte auf die Zeitung hinunter. »Maggiore will, dass Peter einen Zeugen der Grand Jury tötet.«
»Wer hat gesagt, Sie wären ein dummes Farmmädel?« Das absurde Grinsen war wieder da.
»Ihre Aufgabe ist es, bei mir zu bleiben, nur um sicher zu gehen, dass Peter die Sache zu Ende führt. Wenn er es nicht tut, töten Sie mich.«
»Ich bin kein Killer, Schwesterchen. Wenn ich das wäre, müsste er nicht Macklin benutzen. Aber wenn Ihr Mann das verpatzt oder davonläuft oder die Spielregeln vergisst, dann kann ich Sie so herrichten, dass er Sie nicht wieder haben will.« Er setzte sich den Hut auf, vorn und hinten die Hände an der Krempe. Dann schoss seine rechte Hand hinter seinem Kopf hervor. Die Spitze einer schmalen Stahlklinge stach in das Fleisch unter ihrem rechten Auge. »Er heißt Mr. Major. Wenn Sie Ihre Liebesromane nicht in Blindenschrift lesen wollen, dann zahlt es sich aus, Respekt zu zeigen.«
Sie bat ihn, sie zum Hotel zurückzubringen. Auf der Wilshire Street wurden sie gezwungen, anzuhalten und darauf zu warten, dass vor einer Cocktailbar die Straße frei wurde, wo eine Reihe Taxis hinter Kunden warteten, die ausstiegen und von den Parkplatzwächtern ihre Autos entgegennahmen. Sie fragte Abilene, was das zu bedeuten hatte.
»Cigar Bar«, sagte er. »Von überall her kommen Touristen, um Demi Moore zu sehen, wie sie an einer Corona Corona nuckelt.«
»Ich brauche einen Drink«, meinte sie.
»Wir kommen da nie rein. Außerdem ist die Bar Ihres Hotels billiger.«
»Ich brauche einen Drink«, sagte sie wieder.
Abilene seufzte schwer und fuhr an den Randstein. Ein Parkplatzwächter um die Zwanzig gab ihm einen Abholzettel und glitt hinter das Steuer.
Winzige, überfüllte Tische nahmen den größten Teil des Raumes ein, der nicht von der rosarot beleuchteten Bar in Anspruch genommen wurde. Ventilatoren arbeiteten schwer daran, den unverwechselbaren Geruch von teuren Zigarren zu verringern. Laurie konnte keine Prominenten sehen, aber andererseits glitzerten die meisten ihrer Lieblingsstars auch schon im Himmel. Sie bat Abilene, ihr einen Kahlua und Sahne zu bestellen und ging den kurzen Flur zu den Toiletten entlang.
Es gab keine Wartereihe, ein Glück. Es gab auch kein Fenster, was
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