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Wenn Die Nacht Beginnt

Wenn Die Nacht Beginnt

Titel: Wenn Die Nacht Beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
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winziges Fläschchen.«
    »Nein, ich brauche nur Ruhe.«
    Die Pause am anderen Ende der Leitung war gerade lang genug, dass sie sie bemerkte. »Ich rufe Sie später an.«
    Eine Stunde später – inzwischen war sie angezogen und geschminkt – hielt sie es keine Minute länger in dem Zimmer aus. Sie glaubte, wenn sie für einen Teil des Tages wegkommen könnte und ein Einkaufszentrum oder Ähnliches besuchen würde, dann könnte sie das Gefühl, in der Falle zu sitzen, abschütteln. Sie überlegte sich, die Rezeption anzurufen, um sich ein Taxi bestellen zu lassen, und besann sich dann doch anders; wenn Abilene sich in Hörweite aufhielte, würde er das Gespräch mithören. Sobald sie draußen wäre, würde sie sich ein Taxi nehmen.
    Im Erdgeschoss verließ sie vorsichtig den Aufzug und sah sich um. Die Sessel in der Lobby waren leer, und der Hotelangestellte hinter dem Tresen war damit beschäftigt, einen untersetzten Mann anzumelden, dessen Anzug von der Reise zerknittert war. Sie steuerte die Tür an – und versteckte sich hinter einer Topfpalme, in dem Moment, in dem Abilene von den Krawatten hinter der Glaswand der Geschenk-Boutique aufsah. Von dort aus hatte er ungehinderte Sicht auf den Hauteingang am Sunset Boulevard.
    Eine ganze Weile stand sie erstarrt da, unsicher, ob er sie gesehen hatte oder wohin sie jetzt gehen sollte. Sie und Peter hatten immer den Haupteingang benutzt.
    Ein mit Teppich ausgelegter Flur neben den Aufzügen führte in Richtung Sonnenlicht, im rechten Winkel zur Lobby. Sie wandte sich dorthin und folgte ihm bis zu einer Seitentür, die auf eine Einbahnstraße hinausführte. Bevor sie durch die Tür ging, blickte sie noch kurz zurück. Niemand folgte ihr.
    Sie ging in Richtung Sunset Boulevard. Es war eine belebte Straße, und dort würde es Taxis geben. Zwei Mal versuchte sie, sich eines heranzuwinken, aber beide Male fuhr der Wagen vorbei, und sie sah, dass Fahrgäste darin saßen. Immer wieder schaute sie zu dem Gebäude zurück, aber sie sah nur den gelangweilt aussehenden Türsteher, der sich mit dem Portier unterhielt.
    Schließlich schwenkte ein kanariengelber Capri mit einer Lampe auf dem Dach an den Randstein, und der Türsteher öffnete die Tür, um eine Frau in den Fünfzigern herauszulassen. Während der Fahrer ein zusammenpassendes Set von Koffern aus dem Kofferraum hievte, trat Laurie an die offene Tür heran. Da griff ein langer Arm an ihr vorbei und klappte sie zu.
    »In dieser Stadt kann man eine Menge Geld für Taxis verschwenden«, meinte Abilene. »Wie geht es Ihrem Kopf?«
    Er überragte sie in einem rotweißen Sattelhemd, steifen schwarzen Jeans und glänzenden schwarzen Stiefeln mit silbernen Zehenkappen. Nur der Stetson war derselbe. Sein schiefes Grinsen strahlte auf dem sauberrasierten Gesicht. Er musste sich im Jeep umgezogen und in der Herrentoilette gewaschen haben.
    »Oh – viel besser.« Sie versuchte, nicht rot zu werden, spürte aber an der Hitze in ihren Wangen, dass ihr das ganz und gar nicht gelang. Ihr Herz hämmerte wild. »Ich dachte, ich gehe einkaufen.«
    »Meine Kiste steht hinterm Haus. Wo wollen Sie hin?«
    »Bitte, seien Sie nicht gekränkt, aber ich möchte lieber allein sein.«
    »Das wäre nicht gut. Wenn Ihnen etwas zustoßen sollte, würde Mr. Major mir den Garaus machen.«
    »Sie meinen Peter.« Als er nicht darauf einging, erklärte sie: »Abilene, ich habe eine Krankenpflegeausbildung. Ich habe nachts allein Viertel aufgesucht, mit denen verglichen die schlimmsten in Los Angeles wie Disneyland aussehen. Ich möchte einfach einen Tag für mich allein.«
    »Ich werde die Klappe halten. Sie werden nicht mal mitkriegen, dass ich da bin.« Seine Hand schloss sich um ihren Arm.
    Laurie schaute sich um. Der Türsteher hielt die Tür zur Lobby für die Frau um die Fünfzig auf. Der Taxifahrer, ein kräftiger Schwarzer mit einem goldenen Ohrring, zögerte, und als Abilene sie von dem Taxi wegzog, stieg er ein und fuhr davon. Sie dachte, ich werde entführt, aber sie sagte nichts. Sie ging mit Abilene.
    Während sie vom Hotel wegfuhren, legte Laurie sich einen Plan zurecht. Es war wahrscheinlich unnötig und sie würde sich später deswegen dumm vorkommen, aber sie hatte angefangen zu begreifen, dass mit Abilene nicht zu verhandeln war. Sie fragte sich, wie er und Peter jemals hatten Freunde werden können. Wahrscheinlich war es eine geschäftliche Strategie: Gewinne den Boss für dich, indem du dich mit dem Helfer anfreundest.
    Als

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