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Wenn die Nacht dich kuesst...

Wenn die Nacht dich kuesst...

Titel: Wenn die Nacht dich kuesst... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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umgebracht hätte.«
    »Was du unterschätzt hast, Victor, war seine Liebe zu mir und seine Entschlossenheit, dich bis ans Ende der Welt zu jagen.«
    »Wenn er dich wirklich liebte, würde er dich als das akzeptieren, was du bist, nicht wahr?« Mit einem Seufzer schüttelte Duvalier den Kopf. »Beinahe tust du mir Leid. Du willst kein Vampir sein, aber du bist auch kein Mann. Sag mir, woran denkst du, wenn du mit einer Frau zusammen bist? Denkst du an den Duft ihrer Haut, die Weichheit ihrer Brüste, die Lust, die sie dir mit ihren Händen bereiten kann, ihrem Mund und dem süßen kleinen Nest zwischen ihren Beinen? Oder lauschst du auf den Schlag ihres Herzens unter deinem, wenn du sie nimmst, das Flüstern ihres Blutes, wenn es durch ihre Adern rauscht, wenn du sie zum Höhepunkt führst?«
    Julian stöhnte, als ein Hungerkrampf ihn wie mit Messers Schneide durchfuhr. Er klappte zusammen und rollte sich auf die Seite.
    Duvalier kniete sich neben ihn, seine Stimme klang sanft, aber gnadenlos. »Du bist ein Mann, der Frauen liebt, oder? Doch in all diesen Jahren hast du dir keine Jungfrau gestattet. Warum wohl? Denkst du, du seiest unwürdig, einen solchen Schatz zu besudeln? Oder hast du Angst, dass der Geruch des Blutes ihrer Unschuld dich verrückt machen könnte? Hast du Angst, darin gebadet aufzuwachen und dich nicht mehr daran erinnern zu können, wie das bleiche Mädchen mit den blicklosen Augen und dem offenen Mund neben dir im Bett gelandet ist?«
    Julian hielt sich mit den Händen die Ohren zu, er verkniff sich ein Wimmern.
    Duvalier strich ihm über das Haar, seine Berührung war fast sanft. »Mein armer Kleiner. Ich habe dich erschaffen, weißt du? Während du mit deinem Bruder und seiner neuen Hure Vampirjäger gespielt hast, ist es dir da nie in den Sinn gekommen, dass ich dich auch genauso wieder zerstören könnte?«
    Julian lag völlig reglos, fürchtete sich zu denken, zu empfinden, zu hoffen, als Duvalier einen Schlüssel in das Schloss erst an der einen Handschelle steckte, dann an der anderen. Die Eisenringe fielen ab und befreiten seine Arme von dem Gewicht der Ketten.
    Julian ließ Duvalier gerade genug Zeit, um aufzustehen, dann stürzte er sich mit gefletschten Reißzähnen auf ihn. Während Duvalier mühelos aus seiner Reichweite tänzelte, warf sich Julian ein paar Schritte nach vorne, dann fiel er auf ein Knie. Selbst ohne die Ketten raubte ihm die Last des auf seine Brust gebrannten Kruzifixes zusammen mit dem bohrenden Hunger die Kraft zum Kämpfen. Er war zu schwach für alles andere, außer Nahrung zu sich zu nehmen. Bald schon hätte er nur noch die Kraft zu sterben.
    Duvalier schnalzte mitleidsvoll mit der Zunge. »Vielleicht ist es an der Zeit, dir zu zeigen, dass sogar ein Ungeheuer wie ich zu Erbarmen fähig ist.«
    Er zog sich die Kapuze seines Umhanges über den Kopf, um sich vor der Sonne zu schützen, und trat durch die Tür ins Freie. Kurz darauf tauchte er wieder auf, ein sich windendes, in Sackleinen gehülltes Bündel über der Schulter.
    Julian leckte sich die vertrockneten Lippen. Vielleicht hatte Duvalier ihm ein Schaf oder ein anderes Tier als Nahrungsquelle gebracht. Der Bastard war sadistisch genug, ihn am Leben zu halten, und wenn auch nur, um seine Qualen zu verlängern.
    Als Duvalier seine Last abstellte und das Sackleinen fortzog, schlug Julians hilflose Vorfreude in Entsetzen um.
    Portia stand da, mit gefesselten Händen und einem seidenen Knebel zwischen ihren wunderschönen Lippen. Das lockige Haar fiel ihr in wilder Unordnung auf die Schultern, und schmutzige Tränenspuren verunzierten ihre Wangen. Der blaugestreifte Musselin ihres Kleides war zerrissen und an verschiedenen Stellen fleckig, als hätte sie sich heftig gegen Duvaliers hinterhältiges Vorhaben gewehrt.
    Als sie ihn sah, stieß sie einen erstickten Schrei aus, und in ihren erschreckt aufgerissenen Augen flammte Hoffnung auf. Sie hatte keine Ahnung, dass sie ihrem Verhängnis ins Gesicht blickte.
    Obwohl es ihn seine letzte Kraft kostete, kam Julian stolpernd auf die Füße. »Nein!«, keuchte er. »Ich werde nicht zulassen, dass du sie umbringst wie Eloisa.«
    Duvaliers Lächeln war zärtlich wie das eines Liebhabers. »Oh, aber ich werde sie nicht töten. Das wirst du tun.«
    Mit einem triumphierenden Grinsen stieß Duvalier Portia in Julians Arme. Dessen Sinne waren vom Hunger so geschärft, dass er ihre Angst riechen konnte, das Pochen ihres rasenden Herzens, das ihr Blut durch ihre Adern

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