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Wenn die Nacht dich kuesst...

Wenn die Nacht dich kuesst...

Titel: Wenn die Nacht dich kuesst... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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herum auf den Kopf, und sie verlor das Gleichgewicht. Plötzlich schlossen sich Kanes Arme um sie, hielten sie erst grob, dann sanfter, als er ihren bebenden Körper an seinen zog.
    Mit einer seiner großen Hände strich er ihr beschwichtigend übers Haar, drückte ihre Wange an seine breite, warme, herrliche Sicherheit versprechende Brust. »Himmel, Madame«, sagte er heiser. »Was soll das? Wollen Sie mich zu Tode erschrecken?«
    Als die Welt langsam wieder in ihre richtige Position zurückkehrte und ihr Zittern nachließ, wollte Caroline nichts lieber, als in seiner Kraft und Wärme zu versinken. Glauben, dass ihr kein Unbill geschehen würde, solange er sie in den Armen hielt. Vergessen, nur einen flatterigen Herzschlag lang, dass eine so alberne Vorstellung die verführerischste Gefahr überhaupt war.
    Sie stemmte ihre Hände gegen seine Brust und löste sich aus seiner Umarmung mit einer Verzweiflung, die sie selbst überraschte. » Sie zu Tode erschrecken? Sie sind es doch, der sich aus den Schatten auf mich gestürzt hat! Wenn ich über die Brüstung gefallen wäre, und der arme Wilbury den halben Vormittag damit hätte verbringen müssen, meine Überreste vom Pflaster im Hof zu kratzen, hätten Sie das mehr als verdient, wenn Sie sich so an mich heranschleichen.« Argwöhnisch wich sie weiter zurück. »Wie sind Sie eigentlich hier heraufgekommen?«
    Er verfolgte ihren Rückzug ohne sichtliche Regung. Seine Augen funkelten in unmissverständlicher Belustigung. »Zu Fuß.«
    Caroline blieb stehen und runzelte verwundert die Stirn. Sie folgte seinem ausgestreckten Arm und erkannte zum ersten Mal, dass das, was sie in dem schwachen Licht für einen Balkon gehalten hatte, in Wahrheit ein Wehrgang war, der um den ganzen Turm herumlief. Es gab vermutlich eine Treppe oder einen Übergang auf der anderen Seite, der zum nächsten Turm oder ein Stockwerk nach unten führte.
    Kane verschränkte seine Arme über der Brust, ehe er sich leise erkundigte: »Was dachten Sie denn, wie ich hier heraufgelangt bin, Miss Cabot?«
    Caroline schluckte. »Nun, ich ...« Sie war sich nicht sicher, was genau sie gedacht hatte. Schließlich hatte er sich ja wohl nicht in eine Fledermaus verwandeln und zum Balkon fliegen können, um in ihr Schlafzimmer zu schlüpfen und an ihr Bett treten, sodass sein Schatten über sie fiel ...
    Als sie sich vorstellte, wie er in der Dunkelheit über ihrem Bett aufragte, kam ihr ein anderes Bild in den Sinn, eines, das wesentlich besorgniserregender war — und auch herausfordernder. Sie zwinkerte heftig mit den Augen und versuchte, es wegzuwünschen. »Mm, ich — nun, ich hatte angenommen, dass vielleicht ... äh ... «
    Er erbarmte sich ihres Gestammels. »Ich wollte Sie nicht erschrecken. Ich dachte, Sie seien längst zu Bett gegangen. Ich fürchte, ich habe mich noch nicht an die Zeiten des Landlebens gewöhnt. Ich konnte nicht schlafen, also kam ich nach draußen zu einem Spaziergang und auf eine Zigarre.«
    Caroline bemerkte jetzt erst die schlanke, immer noch qualmende Zigarre auf den Steinen. Er musste sie fallen gelassen haben, als er vorsprang, um sie von dem Abgrund fortzureißen. Jetzt begriff sie auch, warum sie Schwefel gerochen hatte, kurz bevor er erschien.
    Nachdem sie die Zigarre gesehen hatte, fielen ihr auch andere Dinge auf. Zum Beispiel das ziemlich skandalöse Fehlen von Rock, Weste und Halstuch bei ihrem Gastgeber. Sein dünnes Leinenhemd hatte er sich in seine rehledernen Reithosen gesteckt, die seine schlanken Hüften eng umschlossen und jeden Muskel seiner kräftigen Schenkel betonten. Das Hemd stand am Hals offen, enthüllte goldene Haut und honigfarbenes Haar. Obwohl er seine Haare im Nacken zu einem lockeren Zopf zusammengefasst hatte, hingen ihm ein paar regenfeuchte Strähnen ins Gesicht.
    Seine Erscheinung diente nur dazu, sie an ihre eigene unzureichende Bekleidung zu erinnern. Sie hatte sich nicht die Zeit genommen, sich den Morgenmantel überzuwerfen, den er ihr so großzügig zur Verfügung gestellt hatte. Sie stand barfuß und in ihrem verblichenen Nachthemd vor ihm, das Haar hing ihr lose auf den Rücken wie bei einem Schulmädchen. Der fadenscheinige Stoff des Nachthemdes schmiegte sich an die Schwellung ihres Busens.
    Unbeholfen verschränkte sie die Arme davor, zum ersten Mal in ihrem Leben dankbar, dass die Natur sie an dieser Stelle nicht ebenso üppig ausgestattet hatte wie Portia. »Ich hoffe, mein Schrei hat nicht den ganzen Haushalt aufgeweckt.

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