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Wenn die Nacht dich kuesst...

Wenn die Nacht dich kuesst...

Titel: Wenn die Nacht dich kuesst... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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ich muss gestehen, dass ich die Eingangshalle ein bisschen ... einschüchternd finde. Da gibt es für meinen Geschmack zu viele ausgestopfte Tiere und blutrünstige Kampfszenen.«
    »Ich vermute, es lässt die Wärme vermissen, die nur die Hand einer Frau einem Haus verleihen kann«, erwiderte er, und seine heisere Stimme schien die Worte zu liebkosen.
    »Ah, aber das ist ein Mangel, der sich leicht beheben lässt, nicht wahr?«
    Einen Augenblick lang trafen sich ihre Blicke, verfingen sich, und Caroline hatte das erstaunliche Gefühl, dass keiner von ihnen Vivienne meinte.
    Das Gefühl brachte sie derart aus der Fassung, dass sie rückwärts in ihr Schlafzimmer zu gehen begann. Beinahe erwartete sie, dass er ihr Schritt für Schritt folgte, so wie auf dem mondbeschienenen Weg in Vauxhall. »Wenn Sie mich entschuldigen wollen, Mylord, ich sollte wirklich wieder zurück in mein Bett. Das Morgengrauen zieht auf, ehe wir wissen, wie uns geschieht.«
    »Ja, nicht wahr?« Statt zu ihr zu gehen, drehte Kane sich um und stützte sich mit beiden Händen auf der Brüstung ab. Sein Blick wanderte zu dem fernen Horizont, wo noch immer gelegentlich ein zuckender Blitz die Bäuche der über den Himmel jagenden Wolken erhellte. »Miss Cabot?«
    Sie hielt inne, die Hand hinter ihrem Rücken schon zum Türgriff gehoben. »Ja?«
    Er sprach, ohne sich zu ihr umzuwenden, er schaute weiter in die Nacht. »Von jetzt an sollten Sie diese Türen besser verriegeln. Sie können sich nicht immer darauf verlassen, dass eine Naturgewalt so launisch wie der Wind stets ihr bestes Urteilsvermögen zeigt.«
    Caroline schluckte, ehe sie leise antwortete: »Wie Sie wünschen, Mylord.«
    Damit ging sie in ihr Zimmer zurück und zog sachte die Türen hinter sich zu. Sie zögerte einen winzigen Moment, dann legte sie ihre Hand auf den eisernen Riegel und ließ ihn einrasten. Als sie aufblickte, war Kane verschwunden. Der Balkon war leer.
    Sie war allein.
    »Himmel! Wer ist gestorben und hat dich zur Königin von England gemacht?«
    Caroline konnte nicht sagen, was schlimmer war: am nächsten Morgen von Portias lauter, fröhlicher Stimme geweckt zu werden, oder dass die Bettvorhänge rücksichtslos zurückgezogen wurden, sodass ein breiter Strahl grellen Sonnenlichts ihr ins Gesicht fiel. Sie hielt sich eine Hand vor die Augen und hatte das Gefühl, als finge sie tatsächlich gleich an zu brennen.
    Noch lange, nachdem Adrian Kane von ihrem Balkon verschwunden war, hatte sie sich im Bett hin und her gewälzt und sich gefragt, ob es nun der Wind gewesen war — oder eine urtümlichere und gefährlichere Naturgewalt —, was die Tür aufgestoßen hatte. Sie hatte sich die Frage gestellt, warum eigentlich jedes Zusammentreffen mit Kane entweder mit ihr in seinen Armen begann oder endete. Und was für ein verdorbenes Geschöpf sie sein musste, dass es ihr in seinen Armen so beunruhigend gut gefiel, obwohl sie kein Recht hatte, dort zu sein.
    Als Portia auf der Federmatratze wie ein übermütiger junger Hund zu hüpfen begann, stöhnte Caroline und zog sich die Damastbettdecke über den Kopf. »Geh weg! Ich weigere mich zu glauben, dass es schon Morgen ist.«
    »Morgen?«, wiederholte Portia. »Himmel, es ist fast Mittag! Bloß weil du wie eine Königin im Turm untergebracht bist, heißt das nicht, dass du wie ein Mitglied des Königshauses den ganzen Tag im Bett faulenzen kannst. Wenn du von mir erwartest, dass ich deine Hofdame spiele und nach der Zofe mit einer Tasse heißer Schokolade läute, dann solltest du besser noch einmal nachdenken, Hoheit.«
    »Mittag?« Caroline setzte sich auf und schlug die Decke zurück, wobei sie sie aus Versehen Portia über den Kopf warf. »Wie, um alles auf der Welt, kann es schon Mittag sein? Ich hätte schwören können, es sei noch früher Morgen, kurz nach der Dämmerung.«
    Doppelt verlegen wegen dieses zusätzlichen Beweises für ihren moralischen Verfall kletterte Caroline hastig aus dem Bett. Sie hatte bis zum Ball nur eine Woche Zeit, um herauszufinden, ob Kane Freund oder Feind war, und sie hatte schon einen halben Tag vergeudet.
    Portia befreite sich von der Decke über ihrem Kopf und warf sich mit einem hingerissenen Seufzer in die warme Kuhle, in der eben noch Caroline gelegen hatte. »Ich vermute, ich kann dir keinen Vorwurf machen, hier zu faulenzen. Wenn ich ein so herrliches Zimmer hätte, würde ich mein Bett nie verlassen wollen.«
    Als Caroline die Schnallen ihrer Truhe öffnete und den Deckel

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