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Wenn die Nacht dich kuesst...

Wenn die Nacht dich kuesst...

Titel: Wenn die Nacht dich kuesst... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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»Er hat mir nicht erzählt, was mit Eloisa Markham geschehen ist.«
    Adrian wandte sich ab und stützte seine Hände auf das alte Steingeländer, das die schmale Brücke von der Nacht trennte. Eine kühle Brise, in die sich der Duft von Nachtjasmin mischte, zauste ihm das Haar. »Nachdem Eloisa ihm das Herz gebrochen hatte, veränderte Victor sich. Er begann, übermäßig zu trinken und einen der verkommeneren Clubs in Whitechapel zu frequentieren. Larkin und ich hatten keine Ahnung, dass es eine Spiel hölle im wahrsten Sinn des Wortes war.«
    »Ein Vampirnest«, bemerkte Julian leise.
    Adrian fuhr fort: »Da ich das eine bekommen hatte, was er haben wollte, entschied er sich für etwas, von dem er glaubte, ich könnte es niemals haben: Unsterblichkeit. Er wurde einer von ihnen. Willig gab er seine Seele auf, überließ sie diesen Ungeheuern, damit er die Macht bekam, mich zu vernichten und alles, was ich liebte.« Adrian drehte sich um, sodass er Caroline ansehen konnte. Er wollte sich vor seiner Mitschuld an dem, was er ihr sagen musste, nicht drücken. »Als ich Julian befahl, mir endlich nicht mehr nachzulaufen, wartete Victor schon. Er nahm Julian unter seine Fittiche und behandelte ihn wie einen Gleichgestellten. Er brachte ihn sogar in die Spielhölle. Als Julian zu mir kam und mir zu sagen versuchte, dass es Vampire in London gab und Victor wahrscheinlich einer von ihnen war, habe ich ihm den Kopf getätschelt und ihm vorgeworfen, er habe eine überreizte Phantasie.«
    Er konnte an Carolines beinahe unmerklichem Zusammenzucken erkennen, dass diese Worte einen wunden Punkt bei ihr getroffen hatten.
    »Am nächsten Tag waren Eloisa und Julian verschwunden. Ich wusste nicht, wohin ich mich wenden sollte, also ging ich zu dem Club. Ich glaubte in meiner Naivität, Victor könnte mir helfen, sie zu finden. Der Club war verlassen. Er und seine Gefährten waren geflohen. Aber Eloisa ...« Adrian schloss die Augen, immer noch verfolgt von dem Anblick des schlanken, blassen Halses mit den zwei Blutrinnsalen, den schönen blauen Augen, die für immer in einem leeren Blick erstarrt waren. »Ich hätte nie gedacht, dass er etwas zerstören könnte, was er so geliebt hatte.« Er öffnete die Augen und erwiderte Carolines bestürzten Blick. »Ich kam zu spät, um Eloisa zu retten, aber ich fand Julian zusammengekauert in einer Ecke, er keuchte und umklammerte seinen Hals. Als ich nach ihm griff, knurrte er mich an wie ein wildes Tier. Victor hatte Eloisa kaltblütig ermordet, aber er hatte beschlossen, dass es eine viel passendere Strafe für mich wäre, wenn er meinen Bruder in genau das verwandelte, was ich, wie er wusste, am meisten verabscheuen musste.«
    »Wie?«, fragte Caroline und sah so tief betrübt aus, wie sich Adrian damals gefühlt hatte.
    Julian blickte zum fernen Horizont; der Mond tauchte sein makelloses Profil in mildes Licht. »In dem Augenblick, als mein Herz zu schlagen aufhörte, hat er mich erneut gebissen. Er hat mir die Seele aus dem Leib gerissen. Ich habe oft gedacht, dass Eloisa mehr Glück hatte. Als sie starb, war ihre Seele frei.«
    »Warum hat die Polizei nie ihre Leiche gefunden?«
    Adrian schaute Julian unbehaglich an. »In dem Moment konnte ich nicht wissen, ob Eloisa wirklich tot bleiben würde oder ob sie sich in ... in etwas anderes verwandeln würde. Daher bin ich, nachdem ich Julian in die Kutsche verfrachtet hatte, zurückgegangen und habe die Vorhänge angezündet.« In seinen Augen stand die Erinnerung an Tränen und Ruß. »Ich wartete auf der Straße draußen und habe zugesehen, wie das verfluchte Gebäude bis auf die Grundmauern niedergebrannt ist. Erst zu spät habe ich begriffen, dass ich damit auch jeden Beweis für meine Unschuld zusammen mit dem für Duvaliers Schuld verbrannt hatte.«
    Caroline schüttelte hilflos den Kopf. »Warum hast du dich nicht Larkin anvertraut? Er war dein bester Freund. Hätte er dir nicht geholfen?«
    »Ich durfte kein Risiko eingehen. Ich hatte entsetzliche Angst, wenn jemand anders herausfände, was Julian zugestoßen war, dass sie ihn mir wegnehmen ... oder umbringen würden.«
    Während er sich auf die Brüstung setzte und die Arme vor der Brust verschränkte, betrachtete Julian ihn voller Zuneigung. »Ich hätte mich selbst umgebracht in jenen Tagen, wenn du nicht gewesen wärst.« Er schaute zu Caroline. »Er musste mich einsperren und fesseln — fast einen Monat lang. Ich habe gegen ihn gekämpft. Ich habe ihn gekratzt. Ich habe

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