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Wenn die Nacht dich kuesst...

Wenn die Nacht dich kuesst...

Titel: Wenn die Nacht dich kuesst... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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einen weiteren Schritt auf sie zu. »Weil ich keines mehr habe.«
    Caroline schwieg einen Moment, ehe sie leise fragte: »Und ich nehme an, Sie haben auch nicht länger eine Seele ?«
    Julian klopfte sich suchend auf die Taschen seines eng geschnittenen Rockes, dann schüttelte er bedauernd den Kopf. »Im Augenblick nicht, fürchte ich.«
    Langsam drehte sich Caroline wieder zu Adrian um, und die Wärme in ihren Augen gefror zu Eis. »Wie lange haben Sie und Ihr Bruder gebraucht, um sich diesen grausamen kleinen Scherz auszudenken? Dachten Sie, was für ein herrlicher Spaß es sei, das gutgläubige Mädchen vom Land hereinzulegen? Haben Sie sich das alles über einer hübschen Flasche Portwein und ein paar feinen Zigarren ausgedacht?« Sie hob ihr Kinn, konnte aber nicht ganz verbergen, dass es zitterte. »Es scheint, ich habe mich doch in Ihnen geirrt, Mylord. Sie sind ganz genauso herzlos, wie Sie es mich glauben machen wollten.«
    Adrian hob hilflos die Hand. »Wenn du mir bitte einfach zuhörst, Caroline ...«
    »Oh, nein«, sagte sie und schüttelte den Kopf. »Ich glaube, ich habe genug für eine Nacht gehört. Wenn Sie beide damit fertig sind, sich auf meine Kosten zu amüsieren, möchte ich mich lieber auf mein Zimmer zurückziehen.«
    Die schmalen Schultern unter Adrians schwerem Umhang gestrafft, ging Caroline auf das Ende des Steges zu, das Julian blockierte.
    Zu spät erkannte Adrian, was sein Bruder vorhatte.
    Als Caroline näher kam, gab Julian ein unmenschliches Knurren von sich. Er fletschte die Zähne, und das Dunkel in seinen Augen breitete sich aus, bis es das Weiße beinahe völlig verdrängt hatte.
    Caroline schnappte entsetzt nach Luft und stolperte rückwärts. Julian folgte ihr Schritt für Schritt, und seine tödlichen Reißzähne schimmerten weiß im Mondlicht. Er hörte nicht auf, bis sie in Adrians Armen stand.
    Adrian zog die zitternde junge Frau an sich und starrte seinen Bruder über ihren Kopf hinweg finster an. »Verdammt, Julian! Das war nicht gerade nett von dir.«
    Julian zuckte die Achseln, seine engelsgleiche Miene zeigte wieder den zerknirschten Ausdruck, mit dessen Hilfe es ihm immer schon gelungen war, sich unbeschadet aus dem schlimmsten Unfug herauszuwinden. »Vielleicht nicht nett, aber überaus wirksam.«
    Adrian musste zugeben, dass es ihm kein großes Opfer abverlangte, Caroline wieder im Arm zu halten. Während er Julian weiterhin tödliche Blicke zuwarf, streichelte er ihr weiches Haar. »Ist ja gut, mein Liebes. Ich werde nicht zulassen, dass der böse Junge dir etwas tut.«
    Während Caroline ihn immer noch mit offenem Mund anschaute, lächelte Julian, wie ein gutmütiger Onkel einem kleinen Mädchen zulächelt, nachdem er ihm versichert hat, dass das Ungeheuer unter dem Bett besiegt und vertrieben sei. »Sie haben keinen Grund zur Angst, Miss Cabot. Sie sind zwar ein leckerer Happen, aber anders als mein lieber Bruder hier bin ich in der Lage, meine niederen Triebe zu kontrollieren.«
    Als er sah, wie der unverschämte Blick seines Bruders jedes verfängliche Detail ihrer Umarmung aufnahm, Carolines unordentliches Haar und ihre vom Küssen geschwollenen Lippen eingeschlossen, erklärte Adrian: »Ich weiß, was du denkst, aber so ist es nicht.«
    »Um Himmels willen, hör auf!«, fuhr ihn Julian an. »Du kannst sie belügen, und du kannst auch dich belügen, wenn du willst. Aber lüg mich nicht an. Sie ist genau das, was du wolltest.«
    »Tun Sie es noch einmal«, verlangte Caroline plötzlich. »Das, was Sie eben getan haben. Mit den Augen. Und den ... « Adrian spürte, wie sie ein neuer Schauer durchlief, weshalb er begann, ihr tröstend den Rücken zu reiben. »... den Zähnen.«
    »Gewöhnlich gebe ich keine Zugaben, aber für Sie ...« Julian schaute seinen Bruder an und wartete auf dessen Zustimmung.
    Obwohl er wusste, dass er es später bereuen würde, seufzte Adrian und nickte.
    Diesmal konnte man Julians Verwandlung nicht einem Trick oder einer Täuschung im Mondlicht zuschreiben. Als die Dunkelheit seine Augen erfasste und ihn zu etwas machte, das sowohl weniger als auch mehr als menschlich war, fiel es auch Adrian schwer, nicht zurückzuzucken. Dann, so schnell wie sie gekommen war, verschwand die Dunkelheit wieder, und sein kleiner Bruder stand vor ihnen.
    »Himmel, es stimmt, nicht wahr? Er ist wirklich ein Vampir«, hauchte Caroline. Obwohl sie Adrian einmal versichert hatte, sie gehöre nicht zu der Sorte Frauen, die ohnmächtig werden, schien sie

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