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Wenn die Nacht dich kuesst...

Wenn die Nacht dich kuesst...

Titel: Wenn die Nacht dich kuesst... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Teresa Medeiros
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vorgeschobenen Kinn. Sie blickte sich im Raum mit königlicher Anmut um, ihre grauen Augen schimmerten wie die einer Katze hinter ihrer goldenen Maske.
    Er und Julian waren nicht die Einzigen, die die Ankunft des bezaubernden Geschöpfes bemerkt hatten. Leises Gemurmel hatte sich unter den Gästen erhoben, nahm an Lautstärke zu und übertönte schließlich die letzten aufbrausenden Töne des Konzertes.
    Wegen des Rauschens in seinen Ohren brauchte Adrian einen Augenblick, um zu merken, dass sein Bruder lachte. Mit einem Übermut lachte, den Adrian fünf Jahre lang nicht von ihm gehört hatte.
    Beinahe außer sich vor Zorn fuhr Adrian zu ihm herum. »Was, zum Teufel, gibt es da zu lachen?«
    Julian wischte sich die tränenden Augen. »Siehst du nicht, was das gewitzte kleine Ding getan hat? Du hast Vivienne nie so angesehen, wie du sie anschaust.«
    »Als ob ich sie am liebsten erwürgen würde?«, erkundigte sich Adrian knurrend.
    Julian wurde jäh nüchtern, dann sagte er mit gesenkter Stimme: »Als würdest du sie am liebsten in deine Arme reißen und niemals wieder gehen lassen, solange noch Leben in deinem Körper ist.«
    Adrian wollte es abstreiten, aber er konnte es nicht.
    »Siehst du nicht?«, fragte Julian. »Duvalier will nur das zerstören, was du liebst. Wenn er sich im Umkreis von fünfzig Meilen von hier aufhält, wird er der Versuchung nicht widerstehen können, hier aufzukreuzen, sobald er davon hört. Einfach, indem sie auf dem Ball erschienen ist, hat Caroline unsere Chancen verdoppelt, ihn zu fassen.«
    Adrian drehte sich wieder zurück, und in seinen Zorn mischte sich Entsetzen. Wenn Julian Recht hatte, konnte seine Liebe Caroline gut und gerne das Leben kosten. So wie es auch Eloisa ihres gekostet hatte. Es war ihm endlich gelungen, seine Falle mit dem richtigen Köder auszulegen, nur um festzustellen, dass die stählernen Fänge sich sauber um sein eigenes Herz geschlossen hatten.
    Er drehte sich auf dem Absatz um und begann, die Treppe in den Saal hinabzulaufen.
    »Wohin gehst du?«, rief ihm Julian nach.
    »Sie aus dem verdammten Kleid herausholen.«
    »Darauf trinke ich«, bemerkte Julian zu sich und winkte einen Lakai mit einem Tablett Champagnergläser zu sich.
    »Ihr Name?«, erkundigte sich Wilbury knapp; in seiner scharlachroten Livree und der modrigen Perücke sah er aus, als sei er eben erst mit knapper Not der Guillotine entkommen.
    »Miss Vivienne Cabot«, antwortete Caroline und starrte strikt geradeaus.
    Wilbury rückte näher und versuchte hinter die Schlitze ihrer Maske zu spähen. »Sind Sie sicher? Ich könnte schwören, Sie sind die ältere Schwester.«
    Caroline drehte sich um und schaute ihn finster an. »Denken Sie nicht, ich weiß selbst am besten, wie ich heiße, Sir?«
    Seine Antwort bestand aus einem skeptischen Hm .
    Als sie ihn weiter auffordernd anstarrte, räusperte er sich, was gefährlich so klang, als hole er Luft zu seinem letzten Atemzug, schlug die Hacken zusammen und verkündete krächzend: »Miss Vivienne Cabot!«
    Caroline hob ihr Kinn, während die Menge sie neugierig musterte, und wünschte sich, die Ruhe und Gelassenheit zu empfinden, die sie ausstrahlte. Sie konnte nicht anders, als sich zu fragen, ob Duvalier nicht schon unter ihnen war, seine unheilvollen Absichten hinter einer klugen Verkleidung verborgen. Aber während sie die neugierigen Gesichter betrachtete, blieb ihr Blick an einem vertrauten Paar karamellbrauner Augen hängen.
    Sie war zuversichtlich, dass ihr Kostüm überzeugend genug war, die zu narren, die ihre Schwester nur flüchtig aus London kannten. Doch sie hatte vergessen, dass es einen Mann gab, der sich nicht so einfach an der Nase herumführen lassen würde. Konstabler Larkins Augen wurden schmal, die Verwunderung darin verhärtete sich zu Argwohn, während er sich bei seinen Gesprächspartnern entschuldigte und begann, sich einen Weg durch die Menge auf sie zu zu bahnen.
    Caroline tauchte rasch in dem Gedränge unter, sie dachte einzig an Flucht. Als sie einer wahrsagenden Zigeunerin auswich und an einer Frau vorbeihuschte, die Marie Antoinettes Kopf unter dem Arm trug, kitzelte sie eine verirrte Pfauenfeder unter der Nase, sodass sie gezwungen war, stehen zu bleiben, um ein Niesen zu unterdrücken.
    Ehe sie weiterlaufen konnte, schloss sich Larkins Hand mit der Unnachgiebigkeit eiserner Handschellen um ihr Handgelenk.
    Er zwang sie, sich umzudrehen und ihn anzusehen. Sein schmales, strenges Gesicht war zwar nicht maskiert,

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