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Wenn die Nacht in Scherben fällt (German Edition)

Wenn die Nacht in Scherben fällt (German Edition)

Titel: Wenn die Nacht in Scherben fällt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anika Beer
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durch den Raum. Gleichzeitig ertönte ein Knacken und Knirschen, wie von Eiswürfeln, die beim Übergießen mit warmer Flüssigkeit sprangen– nur sehr viel lauter.
    Mit einem Satz war Nele auf den Füßen. »Was war das?«
    Auch Seth war längst auf den Beinen. »Was zur Hölle…«, flüsterte er. Dann stürzte er auf den Balkon hinaus. Nele folgte ihm hastig, beugte sich neben ihm über das Geländer, soweit sie konnte, und starrte mit offenem Mund hinauf in den Himmel, der inzwischen fast völlig dunkel war.
    Dort oben, zwischen den Sternen über den Silhouetten der Dachgiebel, klaffte ein Riss im Himmel. Es sah aus, als wäre ein Blitz eingefroren, eine gezackte Linie in leuchtendem Dunkelblau.
    »Es ist gerissen«, murmelte Seth. Seine Stimme klang ehrfürchtig. Er bebte jetzt am ganzen Körper vor Aufregung. »Es ist wirklich gerissen!«
    Nele zwang ihren Blick vom Himmel zurück zu Seth. Sie spürte ihren Puls hastig unter der Haut schlagen, und trotzdem fröstelte sie, als wäre die Temperatur auf einen Schlag um etliche Grad gefallen.
    »Was bedeutet das?« Ihre Stimme war heiser vor Anspannung.
    Seth fasste sie bei den Schultern. »Das Nachtglas scheint beschädigt zu sein.« Seine Augen funkelten. »Ich sehe es mir an.«
    Nele räusperte sich trocken, um überhaupt noch einen Ton herauszubekommen. »Ich komme mit!«
    »Nein.« Seth schüttelte den Kopf. Dann zog er sie in seine Arme und drückte sie fest an sich. »Es ist zu gefährlich. Du bleibst hier. Ich berichte dir später!«
    »Aber…«, setzte Nele an. Doch Seth hatte bereits einen Satz über das Balkongeländer gemacht und war lautlos in den Garten hinabgesprungen.
    »Hey! Warte! Seth!«
    Aber Seth reagierte nicht mehr. Kurz hörte Nele noch seine raschelnden Schritte und sah seine Silhouette zwischen den Büschen verschwinden. Dann war er weg.
    Nele fluchte laut und hieb mit der Hand auf das Geländer, dass es schmerzte. Es hatte keinen Zweck, ihm nachzulaufen, das wusste sie. Sie konnte nicht vom Balkon klettern, und bis sie unten aus dem Haus war und ihrer Mutter erklärt hatte, warum sie ausgerechnet jetzt noch einmal nach draußen musste, wäre Seth längst über alle Berge. Und ziellos allein in dieser immer noch so fremden Stadt herumzulaufen, das fühlte sich nicht so an, als ob es sie weiterbringen könnte.
    Also blieb sie stehen, bebend vor Frust und die Hände fest um das Geländer verkrampft, und starrte auf den Riss im Nachthimmel, aus dem langsam, ganz langsam, eine silbrige Substanz auf die Dächer von Erlfeld zu tropfen begann.
    ***
    Es war einfach. So unglaublich einfach.
    Die Fenster und das Sofa waren bloß der Anfang. Es dauerte nicht lange, bis Jari sich ein komplettes Wohnzimmer eingerichtet hatte, mit weichen Polstermöbeln und einem riesigen Flachbildfernseher in einem turmhohen Regal voller Filme und Videospiele. Zufrieden sah er sich um. Das war doch gar nicht übel. Jetzt fehlten nur noch eine Flasche Cola und ein Berg Knabberkram, damit er sich eine angenehme Zeit machen konnte, bis Nele zurückkehrte. Jari seufzte und ließ sich aufs Sofa fallen. Zu schade, dass er nur diesen einen Raum hatte. In einer richtigen Wohnung, die zu so einer Stube gehört hätte, müsste er einfach nur in die Küche gehen, und alles wäre da…
    Sein Blick blieb an der Wohnzimmertür hängen. Ganz automatisch hatte er auch sie mit in die Gestaltung des Raumes eingefügt, genau an die Stelle, wo sich auch in seinem Zuhause in der Realität der Durchgang in den Flur befand. Er hatte gar nicht weiter darüber nachgedacht, und auch nicht darüber, wohin sie führen sollte. Und dennoch… Was wäre, wenn…? Langsam stand Jari wieder auf, durchquerte den Raum und zog die Tür einen Spalt auf.
    Er war kaum überrascht, als ein weiteres Mal das Klingen ertönte und sich vor seinen Augen, wo doch eigentlich nur das Holz des Baumstammes hätte sein sollen, ein Korridor öffnete– schattig und ohne klare Formen. Hier und da funkelte ein Fetzen Silberlicht, tropfte zu Boden und verdampfte in der Dunkelheit. Aber Jari hatte sich inzwischen so an den Anblick der leuchtenden Schlieren gewöhnt, dass er sich darüber nicht mehr wunderte. Im Gegenteil, das alles ergab inzwischen vollkommen Sinn. Schon bei der Einrichtung des Wohnzimmers hatte Jari zu ahnen begonnen, dass das Innere des Baumes keineswegs in seiner Größe beschränkt war. Er konnte den Raum beliebig erweitern, bis Platz war für alles, was er hineinstellen wollte. Und wie es jetzt

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