Wenn die Psyche streikt - seelische Gesundheit
In der Regel dauert die depressive Phase wesentlich länger als die manische Phase.
Etwa 10 bis 15 Prozent aller manisch-depressiven Menschen begehen Suizid, am häufigsten dann, wenn sie von einer Phase in die andere wechseln und sich völlig orientierungslos fühlen oder während einer depressiven Episode.
BEHANDLUNG BEI DEPRESSION
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Vergnügliche Aktivitäten mit anderen Menschen wirken Depressionen entgegen. Eine neue oder aufregende Herausforderung bietet nicht nur Abwechslung, sondern kann auch das Selbstvertrauen stärken.
Die meisten depressiven Episoden klingen ohne Behandlung innerhalb von drei bis sechs Monaten ab. Personen, deren normale Lebensführung durch Depression über mehr als sechs Monate eingeschränkt ist, sollten professionelle Hilfe in Betracht ziehen. In der Mehrzahl der Fälle erfolgt die Behandlung psychotherapeutisch oder medikamentös oder durch eine Kombinationstherapie. In einigen Fällen besonders schwerer Depression kann auch eine Elektrokrampftherapie eingesetzt werden. Bei angemessener Behandlung kommt es bei 80 bis 90 Prozent der Behandelten zu einer Besserung der Symptomatik innerhalb weniger Wochen.
Psychotherapie
Kognitiv oder verhaltenstherapeutisch ausgerichtete Psychotherapien gelten inzwischen als wissenschaftlich und klinisch gut abgesichert in Bezug auf die positive Wirkung bei Depressionen. Eine solche Psychotherapie besteht aus einer Reihe strukturierter Sitzungen mit einem Therapeuten bzw. einer Therapeutin, in der die Probleme, Denk- und Verhaltensmuster der depressiven Person untersucht, analysiert, angegangen und möglicherweise verändert werden.
Vertreter und Vertreterinnen der kognitiven Therapie gehen davon aus, dass zwischen Gefühlen und Gedanken eine enge Verbindung besteht. Danach sind nicht die Erlebnisse und Erfahrungen als solche für unser Befinden verantwortlich, wie die meisten Menschen annehmen (z.B. ein guter Freund vergisst meinen Geburtstag, deswegen bin ich traurig und enttäuscht). Vielmehr sind es die gedanklichen, oft automatisch ablaufenden Bewertungen dieser Erlebnisse, die unsere Gefühle steuern (hier etwa: »Natürlich, niemand interessiert sich mehr für mich« – ein Gedanke, der in der Tat Enttäuschung und Traurigkeit hervorbringt. Dabei könnte der Freund auch andere Gründe haben, nicht zu gratulieren).
In der Therapie lernt die Betroffene, solche automatisch auftauchenden Gedanken zu erkennen und die jeweils typische negativierende Verzerrung einzuordnen (hier ist »niemand« eine unzulässige Verallgemeinerung). Anschließend wandelt sie diese Aussage in eine realistische Form um (etwa: »Etliche Menschen interessieren sich für mich, gerade die, die auch mir wichtig sind«).
Bei der klassischen Verhaltenstherapie steht die Aktivierung der Betroffenen im Mittelpunkt, da sich depressive Menschen häufig zurückziehen und kaum noch etwas unternehmen. Letztlich sollen die Betroffenen ihre Aktivitäten so strukturieren, dass Freude und Erfolg gefördert werden und das Verhalten reduziert wird, das zu Depression oder Isolation führt.
In der modernen verhaltenstherapeutischen Praxis werden beide Ansätze in der Regel kombiniert und um weitere Methoden ergänzt, etwa die Förderung sozialer Kompetenzen wie beispielsweise zu lernen, »Nein« zu sagen.
Medikamentöse Behandlung
Durch den Einsatz von Antidepressiva soll ein Ungleichgewicht der chemischen Substanzen im Gehirn ausgeglichen werden. Es gibt drei Hauptgruppen von Antidepressiva, die zur Behandlung der unipolaren Depression eingesetzt werden: Trizyklische Antidepressiva, Monoaminooxydase-Hemmer und selektive Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer (SSRI). All diese Wirkstoffe sollen die Werte der Neurotransmitter Noradrenalin und Serotonin im Gehirn erhöhen. Auch wenn nicht davon ausgegangen wird, dass diese Antidepressiva abhängig machen, sind sie doch mit Nebenwirkungen wie Schläfrigkeit, Kopfschmerzen, nervöse Unruhe, Mundtrockenheit und Sehstörungen verbunden. SSRI stellen die neueste Generation von Antidepressiva dar. Sie haben in der Regel weniger Nebenwirkungen als die älteren Medikamente.
Bei Menschen mit bipolarer Depression werden – häufig zusätzlich zur Verabreichung von Antidepressiva – auch andere Wirkstoffe eingesetzt. Bei ca. 60 bis 80 Prozent der Betroffenen lassen sich Stimmungsschwankungen durch die Einnahme von Lithium lindern, das die übermäßige Nervenaktivität im Gehirn dämpfen soll. Da
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