Wenn die Psyche streikt - seelische Gesundheit
und mangelnde Willenskraft gesehen. Zunehmend wird jedoch auch eine physiologische Grundlage bei Abhängigkeiten anerkannt. Auch psychische Faktoren und Lebensumstände spielen möglicherweise eine Rolle, während manche Mediziner glauben, dass bei einigen Betroffenen eine genetische Veranlagung für bestimmte körperliche Abhängigkeiten zugrundeliegt.
Biochemische Faktoren
Forschungsergebnisse legen den Schluss nahe, dass in einigen Fällen eine Funktionsstörung der Neurotransmitter vorliegt, so dass ein Mangel an den körpereigenen Stimulanzien (Catecholaminen) und Relaxanzien (Endorphinen) besteht. Diese Funktionsstörung kann bei Menschen, die zu Süchten neigen, das Bedürfnis nach Alternativen zu den natürlichen Stimmungsaufhellern hervorrufen. Vertreter und Vertreterinnen dieser Theorie sehen Abhängigkeit als Weg, körpereigene Substanzen durch künstliche und potenziell schädliche Mittel zu ersetzen.
Auch wenn dieses Modell bisher noch nicht wissenschaftlich bestätigt werden konnte und in vielen Fällen nicht zutrifft, gibt es doch zunehmend Hinweise darauf, dass es bei Menschen mit einer körperlichen Abhängigkeit im Gehirn – dem von der Sucht primär betroffenen Organ – zu biochemischen Veränderungen kommt.
Studien haben ergeben, dass Drogenmissbrauch die normale Produktion und Resorption von Neurotransmittern beeinträchtigen kann. Die Drogen blockieren die Wiederaufnahme, wodurch zu große Mengen eines Neurotransmitters im Blutkreislauf verbleiben, oder sie hemmen die Neurotransmitterproduktion, wodurch diese Botenstoffe in zu geringen Mengen vorhanden sind. Zu den Neurotransmittern, die vorwiegend von Sucht und Abhängigkeit betroffen sind, gehören Noradrenalin, Dopamin und Serotonin. Diese Stoffe können Gefühle von Wohlbefinden auslösen.
Persönlichkeitsfaktoren
Obwohl die wissenschaftliche Forschung in diesem Punkt noch nicht abgeschlossen ist, scheint an der Vorstellung doch etwas dran zu sein, dass einige Menschen aufgrund ihrer Persönlichkeitsstruktur eher zu Abhängigkeiten neigen als andere. Suchtgefährdete Personen haben häufig Schwierigkeiten, ihre Impulse zu kontrollieren und ihr Verhalten zu steuern. Des Weiteren neigen sie dazu, die Substanzen oder Aktivitäten zur Bewältigung ihrer Probleme einzusetzen.
Lebensumstände
Zweifellos spielen die Lebensumstände eines Menschen eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von Sucht und Abhängigkeit. Druck aus der Bezugsgruppe, Armut, Arbeitslosigkeit, instabile Familienverhältnisse, ein Gefühl von Hoffnungslosigkeit, soziale Isolation und die Verfügbarkeit von Drogen können den Weg für Drogenmissbrauch und Abhängigkeit ebnen. Eine Person, die z.B. ein Trauma durchlebt hat oder missbraucht wurde, wird unter Umständen mit den daraus resultierenden Emotionen nicht fertig und greift zu Drogen, um ihre Gefühle zu kontrollieren. Die Lebensumstände spielen auch bei Rückfällen von Abhängigen eine Rolle.
Genetische Faktoren
Das Risiko, alkoholabhängig zu werden, ist vier- bis fünfmal höher bei Personen, deren Eltern beide oder teilweise Alkoholiker sind. Ob dies jedoch auf eine genetische Veranlagung zurückzuführen ist oder das Ergebnis erlernten Verhaltens darstellt, ist noch ungeklärt. Man geht allerdings davon aus, dass Menschen, in deren Familie bereits Sucht aufgetreten ist, möglicherweise eine erhöhte genetische Empfänglichkeit für die neurochemischen Prozesse von Toleranz und Abhängigkeit aufweisen.
ANZEICHEN FÜR SUCHT UND ABHÄNGIGKEIT
Es gibt zwei Anzeichen für eine vorliegende Sucht: körperliche und psychische Abhängigkeit. Eine Sucht erzeugende Substanz kann entweder zu körperlicher oder psychischer Abhängigkeit führen oder auch beide Formen hervorrufen.
Körperliche Abhängigkeit ist durch Toleranz gegenüber dem Suchtmittel und Entzugssymptome gekennzeichnet. Der Begriff Toleranz bedeutet, dass Sucht erzeugende Substanzen, die über einen längeren Zeitraum konsumiert werden, in immer größeren Mengen vom Körper toleriert werden. Der Körper gewöhnt sich über einen physiologischen Prozess an die spezifische Substanz, so dass auch von der Droge immer mehr benötigt wird, um die ursprüngliche Wirkung zu erzielen. Wenn die Einnahme der Droge beendet oder verringert wird, entstehen Entzugssymptome, deren Wirkung und Ausmaß von der Substanz abhängen. Bei Alkohol beispielsweise gehören dazu Zittern, Ängste, der Verlust von Orientierung und möglicherweise sogar ein Delirium tremens,
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