Wenn die Psyche streikt - seelische Gesundheit
solange dem Angst auslösenden Reiz ausgesetzt, bis die Angst aufgehört hat. Der Klient lernt, dass der Reiz keineswegs gefährlich ist. Bei dieser Therapieform werden extreme Ängste frei; sie wird deshalb nur selten und nur mit ausdrücklicher Zustimmung des Klienten eingesetzt, kann jedoch hochwirksam sein.
Aversionstherapie Ziel dabei ist es, Verhaltensweisen oder Stimuli, die als unangebracht angesehen werden, mit negativen Emotionen zu verbinden, z.B. Rauchen und starker Alkoholkonsum. In der Vergangenheit wurde die Aversionstherapie auch zur Behandlung von Fetischismus und Homosexualität angewendet, was aus ethischen Gründen allgemein kritisiert wurde und nicht mehr praktiziert wird. Bei dieser Methode wird eine unangenehme Situation wie ein elektrischer Schock oder Übelkeit (durch Brechmittel hervorgerufen) mit dem ungewünschten Verhalten kombiniert. So wird beispielsweise einer Raucherin jedesmal, wenn sie eine Zigarette an ihre Lippen führt, ein elektrischer Schock verabreicht. Die Aversionstherapie ist aus ethischen Gründen umstritten und wird zunehmend nur noch dann eingesetzt, wenn andere Methoden keinen Erfolg gezeigt haben.
Viele Psychotherapeuten und -therapeutinnen kombinieren Verhaltens- und kognitive Therapie. Sie setzen Konditionierungstechniken ein sowie Methoden, mit denen sich nicht hilfreiche Einstellungen und Denkstrukturen ändern lassen. In neuerer Zeit wird die kognitive Therapie allgemein als Teil der inzwischen erweiterten Verhaltenstherapie angesehen.
Kognitive Therapie
Während eine Veränderung des Verhaltens im Mittelpunkt der Verhaltenstherapie steht, konzentriert sich die kognitive Therapie auf die Veränderung von Gedanken. Andauernde negative Einstellungen und Denkmuster führen zu psychischen Belastungen; Vertreter und Vertreterinnen der kognitiven Therapie argumentieren, dass die psychischen Belastungen durch das Infragestellen nicht hilfreicher Denkmuster und ein Ersetzen derselben durch neue, hilfreichere Muster positiv beeinflusst werden können.
Die Therapeutin übernimmt bei der kognitiven Therapie eine aktive Rolle und regt die Klientin an, sich über nicht hilfreiche Denkmuster klar zu werden. Therapeutin und Klientin können »Hausaufgaben« vereinbaren, z.B. ein Tagebuch über Gedanken und Verhaltensweisen zu führen. Auch Rollenspiele zwischen Therapeut und Klient können zur Aufdeckung kontraproduktiver Denkstrukturen eingesetzt werden.
Die kognitive Therapie konzentriert sich im Hinblick auf die Denkstrukturen einer Person auf vier Hauptaspekte:
• Die »Selbstwirksamkeit«: Wie fähig fühlt sich die Klientin, eine bestimmte Aufgabe oder Rolle zu erfüllen?
• Bewertungen: Wie nimmt die Klientin gewöhnlich Situationen wahr und bewertet sie?
• Zuschreibung: Welche Erklärungen schreibt die Klientin bestimmten Ereignissen und Situationen zu?
• Einstellungen: Welche eingefahrenen Grundannahmen hat die Klientin über das Funktionieren der Welt? (Ihre Einstellungen beeinflussen wiederum, wie andere auf sie reagieren.)
Wurden unrealistische, destruktive oder selbstschädigende Denkmuster identifiziert, kann der Therapeut mit dem Klienten diskutieren, ob diese Denkmuster irgendeinen Bezug zur Realität haben und ob es andere, konstruktivere Denkweisen gibt.
Ein Beispiel für ein selbstschädigendes Denkmuster könnte eine Frau sein, die sich schuldig fühlt, weil sie einer Kollegin gegenüber wütend geworden ist und nun daraus den Schluss zieht, dass sie unprofessionell und inkompetent sei. Die Therapeutin könnte die Klientin bitten, ihre Selbstkritik weiter zu untermauern. Ist die Frau nicht in der Lage, ihre Ansicht weiter zu belegen, könnte die Therapeutin sich dahingehend äußern, dass sie ihr Selbstbild unter Umständen revidieren muss. Kann die Frau hingegen ihre Einstellung weiter bekräftigen, könnte die Therapeutin die Ansicht, jemand sei entweder vollkommen »kompetent« oder vollkommen »inkompetent«, in Frage stellen. Sie könnte die Klientin bitten, an einige Stärken zu denken, die der extrem vereinfachten Ansicht einer »totalen Inkompetenz« entgegenstehen.
Die Therapeuten versuchen, den Klienten bewusst zu machen, wie selbstschädigende Gedanken zu ungünstigen Ergebnissen führen und wie positivere Gedanken sich günstig auf Stimmung, Wohlbefinden und Weltanschauung auswirken können. Der Klient kann lernen, in schwierigen Situationen positive Aussagen über sich selbst (»Selbstgespräch«) zu treffen. Die Klienten üben
Weitere Kostenlose Bücher