Wenn die Psyche streikt - seelische Gesundheit
andere Menschen, auf Tiere oder Objekte. So projiziert beispielsweise eine Frau, die feindselige Gefühle empfindet, diese unter Umständen auf jemand anderen und stellt sich dabei vor, dass die anderen ihr gegenüber feindselig eingestellt sind und nicht umgekehrt.
Ein anderer Aspekt des therapeutischen Prozesses, der in der Psychoanalyse als wichtig angesehen wird, ist die so genannte Übertragung. Darunter versteht man die Zuschreibung von Emotionen und Einstellungen, die ursprünglich mit wichtigen Personen in der Kindheit verbunden waren, auf andere Menschen. Während der Psychoanalyse verlagert der Klient in der Regel die Eigenschaften einer für ihn in der Kindheit wichtigen Person auf den Therapeuten. Dies kann sich als kindliches Verhalten gegenüber dem Therapeuten während der Therapiesitzungen äußern. Die grundlegende Überlegung dabei ist, dass die Übertragung insofern befreiend wirkt, als die Klienten daraufhin die Traumata und Konflikte aus der Kindheit mithilfe des Therapeuten aufdecken und bearbeiten können.
Man geht davon aus, dass der therapeutische Wert der Psychoanalyse darin liegt, unbewusste Gedanken und Wünsche ans Licht zu bringen. Die Psychoanalytikerin versucht, den therapeutischen Prozess durch Interpretationen zu fördern. Interpretationen sind Beobachtungen und Anregungen, die beispielhaft ausdrücken, was die Therapeutin als die unbewussten Motive des Klienten erachtet (z.B. Übertragung und Abwehrverhalten des Ich). Diese ermöglichen es dem Klienten, Einsicht in sein Verhalten zu gewinnen und es zu verstehen.
Eine Psychoanalyse kann ein langer, komplizierter Prozess sein; Sitzungen mehrmals in der Woche oftmals über mehrere Jahre hinweg sind üblich. Die Klienten erhalten möglicherweise Einsicht in die Ursprünge tief verwurzelter und lange bestehender psychischer Probleme.
Tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie
Die Form der Psychoanalyse, die Freud entwickelte, wird heute als traditionelle Psychoanalyse bezeichnet. Durch die Nachfolger von Freud, z.B. Alfred Adler, wurde die Psychoanalyse beeinflusst und modifiziert. Die dabei entwickelte tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie folgt weitgehend der traditionellen Psychoanalyse, legt jedoch weniger Gewicht auf das Aufarbeiten von Kindheitserlebnissen und mehr Bedeutung auf die praktischen Verhaltensänderungen, die der Klient in der Gegenwart erreichen kann. Sie ist damit auch deutlich kürzer – maximal 100 Behandlungsstunden werden von den Krankenkassen zurzeit bezahlt.
Freies Assoziieren und Interpretation durch den Therapeuten können ebenso Teil der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie wie der traditionellen Psychoanalyse sein. Der Therapeut hört dem Klienten zu und deutet das Gesagte im Hinblick auf Abwehrmechanismen des Ich und Übertragungsprozesse. So erleichtert er die Bewusstmachung und die Einsicht in den psychologischen Konflikt der Klientin.
Psychodrama
Das Psychodrama basiert ebenfalls auf den Grundlagen der Psychoanalyse. Dieses Verfahren wird vor allem in Therapiegruppen angewendet. Nach einer Aufwärmphase stellt, ähnlich wie in einem Rollenspiel, die jeweilige Hauptperson (der »Protagonist«) eine für sie typische Situation oder einen Konflikt dar, wobei andere Gruppenteilnehmer z.B. die Rolle von Familienmitgliedern einnehmen. Auch innere Stimmen des Protagonisten können auf diese Weise deutlich gemacht werden. Nach der Spiel- oder Handlungsphase werden die dort gemachten Erfahrungen der Teilnehmer in der Gruppe besprochen.
Das Psychodrama eignet sich vor allem, um bei Schwierigkeiten im zwischenmenschlichen Bereich neue und kreative Lösungen zu finden und die eigenen Ausdrucksmöglichkeiten zu fördern.
Transaktionsanalyse
Die Transaktionsanalyse (TA) wurde in den 1960er Jahren von dem US-amerikanischen Psychologen Eric Berne entwickelt. Sie konzentriert sich hauptsächlich auf den Zustand des Ich. Nach dieser Theorie besitzt jeder Mensch drei verschiedene Ich-Zustände oder »Stimmen«: Eltern, Kind und Erwachsener. Das Eltern-Ich ist die Stimme unserer Eltern oder elternähnlicher Personen aus unserer Vergangenheit, die kontrollierend und dominierend sein kann. Das Kind-Ich ist die Stimme des Selbst in der Kindheit; diese Stimme kann ungeduldig, fordernd oder unsicher klingen. Das Erwachsenen-Ich ist die Stimme des reifen Menschen, in der sich die Eltern- und Kindstimme konstruktiv verbinden können; sie klingt vernünftig, rational und sicher.
Auch wenn die Stimme
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