Wenn die Sinne erwachen - Teil 2 (German Edition)
Exportlandwirtschaft und im Bau arbeiteten. Die
„Royal Sun HMS“, war eine 38-Kanonen-Fregatte der britischen
Leda-Klasse. Das Schiff unter Capatain Pickett hatte den Befehl
erhalten, die Seeblockade vor New Orleans zu verstärken, jedes
amerikanische Handelsschiff unterwegs aufzubringen oder zu zerstören
und die Erstürmung von New Orleans mit vorzubereiten. Damit wollten
die Briten zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: den größten
Seehafen im Süden der USA blockieren und gleichzeitig den größten
Sklavenumschlagplatz und den damit verbundenen illegalen
Sklavenhandel zerschlagen.
Die
Stimmung auf der „Royal Sun HMS“ verschlechterte sich jedoch mit
jedem Tag, den sie dem amerikanischen Kontinent näherkamen. Etwa die
Hälfte der Mannschaft hatte fast fünf Jahre lang geschlossen unter
Captain George Flack gedient, einem besonnen, kampferprobten,
disziplinierten Mann, der erkannt hatte, dass nur eine „zufriedene
Mannschaft“ auch ein „seetüchtiges Schiff“ bedeutete. Flack
hatte zwar auch keine Nachlässigkeiten auf seinem Schiff geduldet,
aber er hatte hierfür nie so drakonische Strafen wie Auspeitschen,
Kielholen oder Kreuzigen verhängen müssen. Er hatte sich den
Respekt und das Vertrauen der Mannschaft über lange Jahre hinweg
verdient, was durchaus keine Selbstverständlichkeit war.
Die
Sitten und das Leben auf einem britischen Kriegsschiff waren äußerst
rau und gefährlich. Die größten Gefahren gingen dabei von Unfällen
und Krankheiten aus, die die Mannschaften erheblich schwächten. Vor
allem der Mangel an frischen Lebensmitteln führte immer wieder dazu,
dass Matrosen der gefährlichsten aller Mangelerscheinungen, dem
Skorbut, zum Opfer fielen. Daran starben auf britischen
Kriegsschiffen fast zehnmal mehr Männer als in irgendwelchen
Schlachten. Um den Mangel an frischen Lebensmitteln wieder
auszugleichen, bekamen alle britischen Seeleute schon seit
Jahrhunderten täglich eine Portion Rum oder Bier zu trinken. Zum
einen erhielten diese kleinen Mengen Alkohol die Gesundheit und zum
anderen sorgten sie auch dafür, dass weniger Spannungen unter den
Mannschaftsmitgliedern entstanden. Es war das einzige Vergnügen an
Bord, das die Männer auf Monate hinaus hatten. Dieser Becher mit
verdünntem Alkohol dämpfte sowohl den Gewalt- als auch den
Sexualtrieb der Männer. Für diesen täglichen Becher Glück, waren
die Seeleute bereit viele Missstände hinzunehmen: Knochenschinderei
bei jedem Wetter, Schikanen, schlechtes Essen, Hungerlöhne und auch
Liebesentzug. Nahm man ihnen jedoch dieses einzige Stück Vergnügen
an Bord, dann begann es langsam aber sich im Bauch des Schiffes zu
rumoren!
Kapitel
31 Je
länger der Alkoholentzug dauerte, desto gereizter wurde die Stimmung
an Bord der „Royal Sun HMS“ und jeder spürte, dass sich etwas
Gewaltiges zusammenzubrauen begann. Jeder, mit Ausnahme des Captains.
Er hielt unbeirrt an seinem Befehl fest.
Auch die Stimmung unter
den Offizieren wurde immer gedrückter. Die Männer spürten
allesamt, dass sie direkt auf eine menschliche Katastrophe
zusteuerten. Beim gemeinsamen Dinner in der Offiziersmesse war es an
diesem Abend ungewöhnlich still, es herrschte ein seltsam gespanntes
Schweigen. Jeder schien auffällig mit seinem Essen beschäftigt zu
sein.
Albert Pickett tupfte sich den Mund mit der Serviette ab,
während sein Blick langsam über die Runde seiner schweigsamen
Offiziere glitt. Er verscheuchte ungeduldig den Schiffsjungen mit der
Hand, der mit der Weinkaraffe pflichtbewusst nach vorne getreten war.
„Nun meine Herren! - Ich nehme nicht an, dass es das Wetter
ist, dass Ihre Stimmung so drückt?“, fragte er geradeheraus in die
Runde, während er nach seinem geschliffenen Kristallglas griff, am
Bouquet des feinen, französischen Rotweins schnupperte, bevor er in
aller Ruhe einen kleinen Schluck daraus trank. Keiner der Offiziere
sagte etwas. Ihre Blicke wanderten stattdessen alle zu Edan Chandler.
„Nun, Commander?“ Pickett schaute seinen jungen, ersten
Offizier mit hochgezogener Augenbraue an. „Ich erlaube Euch, offen
zu sprechen. Was ist los?“
Edan legte sein Besteck zur Seite
und tupfte sich ebenfalls den Mund mit der Serviette ab. In seinem
Gesicht zeigte sich nicht die leiseste Regung, als er mit klarer
Stimme sagte: „Die Stimmung in der Mannschaft ist
explosiv!“
Picketts einzige Reaktion bestand darin, die andere
Augenbraue auch noch nach oben zu ziehen. „Damit wollt Ihr mir
vermutlich sagen, dass ich meine
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