Wenn die Sinne erwachen - Teil 2 (German Edition)
immer wieder mal Münzen
den Besitzer. Die Briten hatten das sperrige Wort „Poque“
kurzerhand in „Poker“ umgetauft.
„Nicht einmal nachts wird
es auf diesem verfluchten Kahn kühler! Wie kann man in diesem Klima
nur freiwillig leben wollen!“, fluchte Thomas Slade ungerührt
weiter vor sich hin.
„Ich steige aus!“, unterbrach Bootsmann
Brian Simpson Slades Schimpftirade, und tupfte sich mit einem bereits
durch und durch feuchten Taschentuch, erneut die Schweißperlen von
der Stirn.
„Ich auch!“, schloss sich Luther Richardson, der
Quartermaster der Royal Sun, an und warf lustlos seine Karten auf den
Tisch.
„Na dann, Edan, lass sehen!“, feixte Thomas Slade
seinen Freund und ersten Offizier an, während er einen begehrlichen
Blick auf den ansehnlichen Haufen Münzen in der Tischmitte warf.
Edan verzog keine Miene und legte sein Blatt offen auf den Tisch.
Er hatte einen Straight Flush. Thomas Slades Augen wurden größer.
Er stieß einen wüsten Fluch aus und warf sein Full House wütend
auf den Tisch: „Ich war mir so verdammt sicher, dass du dieses Mal
nur bluffst ...!“ Missgelaunt schaute er seinen schweigsamen Freund
an. Wie immer wenn sie Karten spielten, waren Edan Chandlers
Gesichtszüge undurchdringlich und wirkten wie zu Eis erstarrt.
„Mann, Mann, Mann! Und ich Idiot hab zuvor auch noch den
Einsatz erhöht! Hier du verdammter Scheißkerl! Nimm meine
verfluchten letzten Schillinge!“ Gereizt warf Slade sein letztes
Geld auf den größten Münzhaufen auf dem Tisch, der wie immer vor
Edan lag.
„Was machst du eigentlich mit dem ganzen Geld, dass
du uns allen regelmäßig abknöpfst?“, fragte Thomas Slade
hinterhältig.
„Er spart es für die Siegesfeier in New Orleans
auf. Dort putzt er dann nach langer Zeit endlich wieder mal seine
eingerostete Kanone durch, um sie dann im besten Bordell der Stadt
heiß zu schießen!“ Simpson hatte kaum ausgesprochen, da brüllten
Edans Mitspieler bereits laut vor Lachen. Alle wussten sofort worauf
Simpson anspielte. Edan Chandler war der einzige Mann an Bord, der,
anstatt in den Seehäfen den Dienst einer Hafenhure in Anspruch zu
nehmen, lieber in eine Spielhölle ging.
„Ja, so ein
hochwohlgeborener Sack nimmt halt nicht jede Hafenhure aufs Korn!“
Wieder brüllten Edans Mitspieler vor Begeisterung. Sie zogen Edan
nur zu gerne mit seiner Abneigung gegen Hafenhuren auf, bei denen man
sich alle möglichen Krankheiten holen konnte. Jeder wusste zwar um
die Gefahr, aber die Triebe der Seemänner, waren nach Wochen und
Monaten an Bord, einfach stärker als jede Vernunft. Während die
einfachen Matrosen munter drauflos hurten, benutzten die meisten
Offiziere zumindest ein Kondom aus Tierblasen oder Tierdärmen. Diese
Dinger waren zwar unbequem und nicht wirklich lustfördernd, aber sie
waren ein kleines Bollwerk gegen die schlimmsten
Geschlechtskrankheiten wie Syphilis, Tripper, Schanker oder
Feigwarzen. Außerdem konnten sie gereinigt und damit mehrfach
benutzt werden.
„Wir leihen dir gerne eines unserer
Kondome, Edan! So ein harter Ritt zwischen den Schenkeln einer
fröhlichen Maid ist doch was ganz anderes, als es sich immer nur mit
der Hand oder dem Mund besorgen zu lassen!“ Wieder klopften sich
die Männer brüllend vor Lachen auf die Schenkel, als sie Edan
erneut mit seinen sexuellen Vorlieben aufzogen.
„Vielleicht
hegt der Commander aber noch ganz andere Vorlieben, die er uns aber
lieber verschweigt! Wer weiß schon, was der Commander wirklich in
den Spielhöllen der Häfen treibt?! Ist es wirklich nur das
Glücksspiel, Edan?“, zog Thomas Slade ihn weiter auf.
Edan
ging mit keinem Wort auf die Anzüglichkeiten seiner Kameraden ein.
Ungerührt strich er die Schillinge ein, verstaute sie in einem
Lederbeutel und wollte gerade aufstehen, als an seiner Kabinentür
geklopft wurde. Bevor er hereinrufen konnte, stand der Schiffsarzt,
Leyton Jackson, schon mitten im Raum. Er wirkte nervös und
beunruhigt.
„Entschuldigt bitte, dass ich so unangemeldet hier
hereinplatze, Commander, aber ich fürchte wir haben die ersten Fälle
von Ruhr an Bord!“ Augenblicklich war es totenstill. Alle vier
Männer schauten auf den kleinen schmächtigen Schiffsarzt, der an
ein aufgeregtes Wiesel erinnerte. Seine kleinen, engstehenden Augen
schauten nervös von einem Offizier zum anderen.
„Drückt Euch
genauer aus, Jackson!“
„Gestern meldeten sich zwei der
Matrosen wegen Bauchkrämpfen und leichtem Durchfall bei mir. Ich
habe ihnen Kohletabletten
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