Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn die Sinne erwachen - Teil 2 (German Edition)

Wenn die Sinne erwachen - Teil 2 (German Edition)

Titel: Wenn die Sinne erwachen - Teil 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Winter
Vom Netzwerk:
der Offiziersmesse, dann brach
entsetztes Gemurmel los. Jeder wußte, was der Captain damit gemeint
hatte.
„Sir! Bei allem Respekt! Das könnt Ihr nicht tun?“,
wagte Thomas Slade Einwände zu erheben.
„So? Habt Ihr einen
besseren Vorschlag, Steuermann?“
„Was wollt Ihr tun, Sir? –
Den Kranken eine Kugel in den Kopf jagen? Das hätte eine sofortige
Meuterei zur Folge!“, erwiderte Slade entsetzt.
„Ruhe!“,
rief Pickett seine Offiziere mit strenger Stimme augenblicklich zur
Ordnung. „Es ist unsere einzige Chance. Vielleicht sogar unsere
letzte. Neunundfünfzig Mann sind bereits krank. Ihre
Überlebenschance ist gleich null. Der Schiffsarzt sagt selbst, dass
solange auch nur ein einziger Kranker an Bord ist, wird die
Ansteckungskette nur schwer zu unterbrechen sein. Wir sind alle in
Gefahr! Ich darf Sie nochmals daran erinnern, meine Herren, wir
befinden uns im Krieg! Dieser fordert naturgemäß unbequeme und
grausame Entscheidungen und von jedem von uns harte Opfer. Wir haben
einen Auftrag zu erledigen! Die Hälfte der Mannschaft ist bereits
verloren. Soll auch noch die andere sinnlos sterben? Nur damit einige
von Ihnen ihr gutes Gewissen behalten können? Dann sind Sie bei der
Kriegsmarine fehl am Platz! Hier geht es immer um Leben oder
Tod!“
Das Gemurmel der Offiziere verstummte immer mehr, bis nur
noch ein unbequemes Schweigen übrigblieb.
„Hat hier
irgendjemand einen besseren Vorschlag vorzubringen?“, fragte
Pickett erneut in die Runde. Alle Augen richteten sich plötzlich wie
auf Kommando auf Edan.
„Commander?“, fragte Pickett mit
hochgezogener Augenbraue. Innerlich war er zum Zerreißen gespannt.
Er wußte, wenn Chandler auf die Idee kommen würde, sein Vorhaben
aus welchen Gründen auch immer abzulehnen, würde er ihn sofort
wegen Befehlsverweigerung in Ketten legen lassen. Theoretisch
brauchte er nicht das Einverständnis seiner Offiziere, für seinen
Tötungsbefehl. Wer sich seinem Befehl widersetzte, den konnte er
kraft seines Amtes sofort mit dem Tod bestrafen. Selbst den ersten
Offizier. Aber zum einen wollte Pickett nicht noch mehr Männer
verlieren, zum anderen konnte er neunundfünfzig Kranke nicht alleine
töten.
„Ich habe keinen besseren Vorschlag, Sir. Allerdings
kann ich Euer Vorhaben keinesfalls mit meinem Gewissen vereinbaren!“,
sagte Edan mit belegter Stimme.
„Wer von uns kann das schon,
Chandler? Das Gewissen ist im Krieg jedoch Privatsache. Als erster
Offizier habt Ihr die Pflicht meinem Befehl bedingungslos zu
gehorchen und ihn auszuführen!“ Pickett schaute den großen,
dunkelhaarigen jungen Mann mit stechendem Blick an. „Oder wollt Ihr
mir etwa den Gehorsam verweigern!“ Innerlich triumphierte Pickett
über seinen gelungenen Schachzug. Er wusste, Chandler saß in der
Falle. Widersetzte sich sein erster Offizier seinem Befehl, könnte
er ihn festnehmen und sofort hängen lassen. Fügte er sich jedoch
seinem brutalen Befehl, würde ihm Chandler auch künftig keine
Scherereien mehr machen. Er hätte nichts mehr von ihm zu befürchten.
Alle warteten gespannt auf Edans Antwort. Sie wussten, dass ein
Großteil der Kranken, zu der ehemaligen Mannschaft George Flacks
gehörte, mit der Edan seit fünf Jahren zusammenarbeitete.
„Wie
wollt Ihr die Kranken töten?“, hörten sie Edan fragen. Pickett
schaute seinen ersten Offizier misstrauisch an.
„Was schlagt
Ihr vor, Commander?“
„Ich habe dazu keine Idee, Sir!“
„Nun, dann schlage ich vor, dass sich alle hier anwesenden
Offiziere ganz schnell Gedanken darüber machen. In den nächsten
fünf Minuten will ich brauchbare Vorschläge hören!“
Die
Offiziere sahen sich betreten an. Jedem war das Unbehagen bei diesem
Unterfangen anzusehen. Sie waren alle in der gleichen furchtbaren
Situation: Entweder blinder Gehorsam, der sie zum Töten Wehrloser
zwang oder Befehlsverweigerung, was wiederum ihren eigenen Tod zur
Folge hätte.
„Nun meine Herren - irgendwelche Vorschläge?“
Niemand antwortete. Picketts ohnehin schon kleine Augen verengten
sich noch mehr.
„Commander?“
„Bei allem Respekt, Sir.
Ich führe nur Befehle aus!“ Bei Chandlers brüskierender Antwort
wurde Pickett langsam wütend. Er merkte sehr wohl, dass seine
Offiziere sich vor der unangenehmsten und grausigsten Entscheidung
ihres bisherigen Lebens drücken wollten. Aber als Offiziere war es
ihre Pflicht, solche Entscheidungen zu treffen. Es war höchste Zeit,
diesen verweichlichten Adelssprösslingen beizubringen, was Krieg
wirklich

Weitere Kostenlose Bücher