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Wenn die Sinne erwachen - Teil 2 (German Edition)

Wenn die Sinne erwachen - Teil 2 (German Edition)

Titel: Wenn die Sinne erwachen - Teil 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Winter
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Frischwasser, die
Lebensmittel gehen zu Ende und wir werden in Kürze eventuell mehr
Todkranke, als Gesunde an Bord haben. Wie lauten Ihre Vorschläge,
meine Herren?“
Pickett schaute auffordernd in die Runde.
„Wenn
wir Ruder an Bord hätten …!“, schlug Bootsmann Simpson zaghaft
vor.
    „ Haben
wir aber nicht!“ , unterbrach ihn Pickett sofort. „Es hat keinen
Sinn darüber nachzudenken, was wir nicht haben. Weitere Vorschläge?“
Wieder schaute er in die überwiegend jungen Gesichter seiner
Offiziere.
    „ Weiß
denn der Schiffsarzt nicht, wie wir diese Pest doch noch von Bord
bekommen?“, fragte Thomas Slade. Pickett richtete sich auf und
begann nachdenklich in der Offiziersmesse auf und abzugehen. Er hatte
seine Hand in Napoleon-Pose zwischen die Knöpfe seiner beigefarbenen
Bauchweste geschoben. Nach einer Weile hielt er inne und drehte sich
mit steifen Schultern zu seinen Männern um.
    „ Ja!
Der Arzt hat mir eine Möglichkeit genannt!“ Was Pickett nicht
sagte, war, dass der Arzt diese Möglichkeit voller Abscheu und nur
als Antwort auf Picketts zynisch-militärische Denkweise von sich
gegeben hatte.
Die Männer schauten ihn neugierig an. Sie ahnten,
dass Pickett sie auf etwas Ungeheuerliches vorbereiten wollte.
„Hat
irgendjemand von Ihnen eine Idee, die uns weiterbringt und die Leben,
der noch verbliebenen Männer retten kann?“
Wieder erntete er
nur ratloses Schweigen. Pickett atmete theatralisch ein und wandte
sich dann mit gerade durchgedrücktem Rücken den Männern zu, deren
blau-beige Uniformen ein getreues Abbild des desolaten Zustandes der
Royal Sun war. Krustige Salzränder verschleierten das ehemalige
Mitternachtsblau der Uniformröcke. Die goldfarbenen Epauletten waren
völlig verklebt, die einst spiegelblank polierten Goldknöpfe stumpf
und blind vom Bad im Meer. Der Gestank, der von den Uniformen
ausging, unterschied sich in nichts mehr von dem der restlichen
Mannschaft. Was jedoch kein Wunder war, denn die Platzverhältnisse
waren noch beengter, seitdem die unteren Decks aus hygienischen
Gründen geschlossen worden waren. Die gesamte Mannschaft lebte jetzt
an Deck. In der hohen Luftfeuchtigkeit floss der Schweiß in Strömen,
die Kleidung wurde gar nicht mehr richtig trocken und selbst ein Bad
im Meer brachte nur noch für wenige Minuten etwas Abkühlung.
Pickett lenkte seinen Blick von den ramponierten Uniformen auf die
Gesichter seiner Männer.
„Meine Herren! Ich habe die
Verantwortung für dieses Schiff und für diese Mannschaft!“ Er
legte bewusst eine kleine Pause ein, bevor er mit erhobener und
fester Stimme fortfuhr: „Ich habe aber auch eine Verantwortung
gegenüber England und der britischen Krone. Als Captain eines
Kriegsschiffes der Royal Navy muss ich Interessen gegeneinander
abwägen und gegebenenfalls auch sehr unliebsame Entscheidungen
treffen, die menschlich gesehen vielleicht verabscheuungswürdig
erscheinen mögen, in einem größeren Kontext aber, wie einem Krieg
zum Beispiel, durchaus verständlich und notwendig sind. Als Soldaten
und Offiziere haben wir einen Eid geschworen, die Interessen unseres
Landes mit unserem Leben zu schützen und zu verteidigen. Jeder von
uns weiß, dass er im Krieg sein Leben verlieren kann. Im Kampf,
durch Krankheit, Unfall oder auch, um seine Kameraden zu retten.
Keiner von uns weiß, ob er eine Schlacht unbeschadet überstehen
wird. Aus diesen Überlegungen heraus, habe ich eine Entscheidung
getroffen, die Sie vielleicht menschlich gesehen für
verabscheuungswürdig halten werden, deren Ausführung aber
unumgänglich ist!“ Pickett musterte seine Männer mit festem
Blick. Es war verdammt heikel, was er seinen Männern gleich
vorschlagen würde und er musste sicher sein, dass sie bedingungslos
hinter ihm standen.
    Die
Spannung im Raum war geradezu körperlich spürbar. Die Augen aller
waren auf ihren Captain gerichtet. Dieser ließ seinen harten Blick
von einem zum anderen wandern, um zum Schluss an Edan Chandler hängen
zu bleiben. Pickett war sich sicher, dass sein erster Offizier
bereits ahnte, was er vorschlagen würde. Er wußte, vieles hing von
diesem Mann ab. Bei den anderen Offizieren war er sich absolut
sicher, dass sie ihm folgen würden. Bei Chandler war er es nicht.
Dieser junge Mann war das Zünglein an der Waage.
Pickett zögerte
nicht mehr länger.
    „ Meine
Herren! Ich werde den Vorschlag des Schiffsarztes umsetzen und das
Leben weniger, für das Leben vieler opfern!“
    Für
einen Moment war es totenstill in

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