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Wenn die Sinne erwachen - Teil 2 (German Edition)

Wenn die Sinne erwachen - Teil 2 (German Edition)

Titel: Wenn die Sinne erwachen - Teil 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Winter
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bedeutete!
„Schickt die gesamte Mannschaft unter Deck,
um erneut alle Lagerräume und Quartiere säubern zu lassen.
Sämtliche Ausgangsluken werden danach sofort verschlossen.
Anschließend bewaffnet Ihr, Commander, alle Offiziere mit
Feuerwaffen. Jeder von Ihnen erschießt mindestens zwei Kranke. Die
Leichen werden sofort und ohne Zeremonie über Bord geworfen. Vier
Männer aus der Mannschaft sollen dies übernehmen. Es muss unter
allen Umständen verhindert werden, dass die Mannschaft unter Deck
nach oben gelangt oder gar meutert. Angreifer werden sofort getötet!
Dies ist ein Befehl! Sobald alle Kranken von Bord sind, wird jeder
Mann an Bord im Meer baden, die alte Kleidung ausziehen und gegen
frische eintauschen. Sechs Mann bewachen im Wechsel die Mannschaft.
Jeder der meutert wird sofort erschossen, geköpft oder
erhängt!“
„Was, wenn es danach dennoch neue Krankheits-Fälle
gibt?“, meldete sich Edan erneut zu Wort.
    „ Dann
wird auch derjenige sterben müssen!“, antwortete Pickett kalt.
„Was, wenn die Krankheit Euch trifft, Sir?“, fragte Edan mit
geradeaus gerichtetem Blick. Die Offiziere hielten alle die Luft an.
Picketts Augen verkleinerten sich zu winzigen Sehschlitzen.
„Das
entscheide ich, wenn es soweit ist, Commander! Genug der Widerworte.
Fangen Sie sofort mit der Säuberung an! - Wegtreten!“
„Mit
Verlaub, Sir?!“ Pickett schaute seinen ersten Offizier bei dessen
erneutem Einspruch mit unverhohlenem Ärger an.
„Was noch,
Commander!“, fragte er gefährlich leise.
„Ich bitte um einen
Vermerk im Logbuch, Sir! Als zweithöchster Offizier ist es meine
Pflicht, Euch auf die Unmenschlichkeit und Grausamkeit Eures
Vorhabens aufmerksam zu machen. Im Namen aller Offiziere, bitte ich
Euch, diesen Befehl zu widerrufen und verurteile ihn hiermit aufs
Schärfste!“ Leichtes Gemurmel erhob sich in der Offiziersmesse und
verstummte sofort wieder, als Pickett eine energische Handbewegung
machte.
„Euer Einwand wird vermerkt!“, presste Picket
zwischen den Zähen hervor. „Und jetzt Commander, führt Ihr
unverzüglich meine Befehle aus!“
Die Offiziere salutierten und
verließen mit gesenkten Köpfen die Offiziersmesse. Keiner sprach
ein Wort. Sie wussten, Picketts Augen und Ohren würden alles
registrieren.
Während die zuständigen Unteroffiziere die
ahnungslose Mannschaft zum Putzen unter Deck schickten, stand Edan
auf dem Achterdeck und versuchte den Tumult in seinem Inneren zu
ordnen. Es widerstrebte ihm zutiefst, den Befehl des Captains
auszuführen. Er wusste jedoch, dass wenn er sich widersetzte,
Pickett ihn vielleicht nicht gleich am nächsten Masten aufknüpfen
würde, aber der Captain würde es sich nicht nehmen lassen, an
seinem höchsten Offizier ein grausames Exempel zu statuieren.
Edan
verfluchte die furchtbare Situation, in der er sich befand. Er wußte
einfach nicht, was er tun sollte. So hilflos hatte er sich schon
lange nicht mehr gefühlt. Sein Verstand, sein Geist, sein ganzer
Körper und sein Gewissen schrien geradezu danach, sich dem Befehl
des Captains zu widersetzen. Nur zu gern würde er auf seinen Bauch
und seinen Instinkt hören. Doch er wußte, dass es nicht genügen
würde, wenn er sich alleine gegen Picketts Befehl auflehnte. Der
Captain würde ihn dafür gnadenlos bestrafen und die anderen würden
dennoch Picketts Befehle ausführen.
Die einzige Lösung war eine
Meuterei der gesamten Mannschaft, doch dafür reichte schlichtweg die
Zeit nicht. Edan wusste, dass eine spontane, unüberlegte Meuterei
zum Scheitern verurteilt war. Der Einzige, der ihm vielleicht folgen
würde, wäre Thomas Slade, der Steuermann. Die anderen Offiziere
fürchteten Pickett und die Folgen einer Meuterei viel zu sehr, als
dass sie sich Edan unüberlegt anschliessen würden. Als Meuterer
verlor man alles: Die Zukunft, den Titel, Reichtum, Heimat, Familie,
im allerschlimmsten Fall auch noch das Leben. Das waren Aussichten,
für die es sich nicht zu meutern lohnte. Da war es für die meisten
Offiziere einfacher, zwei oder drei ohnehin Todgeweihte im Namen des
Krieges zu töten.
Egal wie Edan es drehte und wendete, keine der
zur Verfügung stehenden Möglichkeiten führten aus seinem Dilemma.
Seine Augen starrten regungslos geradeaus. Seinem Gesicht war nicht
zu entnehmen, was er dachte, aber in ihm tobte ein unglaublicher
Vulkan. Er wusste nicht, ob er es tatsächlich fertig bringen würde,
kranke und wehrlose Männer zu töten, mit denen er schon Seite an
Seite gekämpft hatte. Er

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