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Wenn die Sinne erwachen - Teil 2 (German Edition)

Wenn die Sinne erwachen - Teil 2 (German Edition)

Titel: Wenn die Sinne erwachen - Teil 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Winter
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einem
Topf zurück. Edan wies ihn an, jeden der Männer in den Topf greifen
zu lassen und wartete geduldig, bis jeder der knapp neunzig Matrosen
einen Zettel gezogen hatte.
„Jeder von euch hat einen Zettel
gezogen. Auf fünf davon befinden sich Zahlen. Der Steuermann wird
jeden Zettel überprüfen und die fünf Männer, die das Los
getroffen hat, werden nach vorne treten!“
Unruhe machte sich
unter der Mannschaft breit. Thomas Slade ging die Reihe langsam ab
und ließ sich jeden Zettel zeigen. Den Ersten, den es traf, war
ausgerechnet der sechzehnjährige Rekrut, den Captain Pickett Tage
zuvor in der prallen Sonne hatte strafsalutieren lassen. Er wehrte
sich nicht gegen die Tränen, die seine Wangen herabliefen. Nummer
zwei, drei und vier waren Strafgefangene, die ihre Reststrafe gegen
den Dienst auf dem britischen Kriegsschiff eingetauscht hatten.
Nummer fünf war ausgerechnet Midshipmann, John Withcomb.
Für
Edan war es wie ein Schlag in die Magengrube, auch wenn er sich
nichts davon anmerken ließ. Withcomb war der Dienstälteste auf der
Royal Sun und Edan bedauerte es zutiefst, dass das Los ausgerechnet
diesen rechtschaffenen Mann getroffen hatte. Aber würde er auch nur
ansatzweise versuchen Withcomb zu schonen, würde es zu einen Sturm
der Gewalt auf der Royal Sun kommen. Withcomb war ein verdammt guter
Mann, tapfer, ehrlich, erfahren - aber nicht der Einzige auf diesem
Schiff. Egal wenn das Los treffen würde, es würde nie gerecht sein.
Edan blieb bei aller Bitterkeit keine andere Wahl, als den Mann
seinem Schicksal zu überlassen. Er schaute in die wissenden Augen
des alten Kämpen und bat diesen stumm um Verzeihung.
Mit
unbewegtem Gesicht wandte Edan sich ab, und befahl die fünf Männer
zur Quarantäne-Station zu geleiten. Den Rest der Mannschaft ließ
Edan sofort wegtreten und wieder an die Arbeit gehen. Dies würde sie
zerstreuen und auf keine dummen, gefährlichen Gedanken bringen.
Innerlich müde und ausgebrannt schaute Edan zu Albert Pickett nach
oben, der ihm mit einem kurzen Kopfnicken zu verstehen gab, dass er
mit Edans Entscheidung einverstanden war.

    Kapitel
33

    Am nächsten Tag kam zur
Freude der gesamten Mannschaft zum ersten Mal wieder etwas Wind auf
und diese kleine Brise beflügelte nicht nur die schlaffen Segel der
Royal Sun, sondern auch die Stimmung an Bord.
Edan ließ sofort
Kurs auf Kuba setzen, denn Havanna war der nächstgelegene Hafen zu
ihrer jetzigen Position und damit die am schnellsten erreichbare
Quelle für dringend benötigtes Trinkwasser.
Doch die Stimmung
sank innerhalb weniger Stunden wieder auf den Nullpunkt, denn weitere
elf Männer zeigten die typischen Anzeichen von Dauerdurchfall und
wurden in die Quarantäne-Station gebracht.
Als ob dies nicht
schon alarmierend genug wäre, legte sich die laue Brise bis zum
Abend wieder und die Segel hingen wieder erschlafft an den Masten. In
diesem Tempo würden sie mindestens vier Tage bis Havanna brauchen.
Zu spät für viele der Erkrankten, die bereits jetzt völlig
dehydriert waren und von dem brackigen Wasser an Bord, nur noch mehr
Durchfall bekamen. Es war wie verhext. Ohne Wasser verdursteten die
Männer, aber mit Wasser auch. Ein verhängnisvoller Teufelskreis.
    Am
Abend des sechsten Tages war die Lage auf dem Schiff so bedrohlich,
dass Captain Pickett alle seine Offiziere zu sich rief, mit Ausnahme
der drei wachhabenden.
Pickett redete nicht lange um den heißen
Brei herum, sondern kam sofort zur Sache.
    „ Meine
Herren! Die Lage an Bord ist nicht mehr nur prekär, sondern
brandgefährlich. Für alle von uns. Die aktuellen Zahlen sind
alarmierend: Bereits sechs Tote und einundfünfzig Kranke, von denen
weitere Acht die kommende Nacht nicht überleben werden. Noch ein
paar Neuerkrankungen und wir haben den kritischen Punkt erreicht,
dass das Schiff nicht mehr vernünftig zu besegeln ist. Da bislang
nicht ein Einziger der Kranken diese verdammte Ruhr überlebt hat,
ist davon auszugehen, dass es auch der Rest nicht schaffen wird. Nach
Betrachtung der Lage, ist davon auszugehen, dass es jeden von uns
früher oder später erwischen wird, sofern wir diesen
Krankheits-Erreger nicht irgendwie von Bord bekommen!“ Pickett
hielt kurz inne, um Luft zu holen. Mit entschlossener Miene musterte
er seine Offiziere. Das Schweigen im Raum war höchst ungemütlich.
„Bei optimalen Windverhältnissen, die wir aber nicht haben,
brauchen wir zwei Tage bis Havanna. Im schlechtesten Fall, sitzen wir
hier noch Tage lang fest. Wir haben kein

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