Wenn die Sinne erwachen - Teil 3
Lillian zaghaft.
John schaute sie eine Weile nachdenklich und schweigend an. In seinem Kopf arbeitete es fieberhaft.
„ Ich werde alles, alles nur Erdenkliche unternehmen, um seinen Namen von jedem Makel reinzuwaschen!“, gelobte er leise.
Lillians Lippen entwich ein unterdrückter Freudenschrei. Sie wusste instinktiv, dass John nicht eher ruhen würde, bis er Mittel und Wege gefunden hatte, um sein Ziel zu erreichen. Sie wusste, dass sie sich absolut auf ihn verlassen konnte. Sie vertraute ihm blind.
Ganz entgegen ihrer sonstigen Gewohnheit gab sie ihren Impulsen nach und umarmte John, schmiegte sich voller Dankbarkeit und einem wunderbaren Gefühl, das sie lieber nicht näher definieren wollte, an seine breite Brust.
„ Allerdings stelle ich eine Bedingung!“, sagte John rau. Er legte einen Finger unter ihr Kinn und zwang sie, ihn anzusehen.
Wunderschöne, violettfarbene Augen, in denen feuchte Tränen der Freude schimmerten, sahen ihn fragend an.
„ Und die wäre?“, fragte Lillian, die sich zwingen musste, vor Glück nicht laut zu schluchzen.
„ Du wirst mich noch diese Woche heiraten!“, sagte John mit belegter Stimme. „Ich liebe dich, Lillian!“
In seinen Augen waren all die wunderbaren Dinge zu lesen, wonach sich Lillian die letzten vierzig Jahre so schmerzlich gesehnt hatte. „Ich liebe dich von dem Tag an, seit ich dich das erste Mal gesehen habe. Egal was du jetzt sagst oder tust: Ich gebe dir hiermit mein Versprechen, dass ich dich kein weiteres Mal aus meinem Leben verschwinden lassen! Ich halte dich fest! Mit oder gegen deinen Willen!“
Auch Johns Augen hatten mittlerweile einen seltsam feuchten Schimmer bekommen.
Mit einem bangen Gefühl in der Brust sah er, wie Lillians Augen bei seiner unerwarteten und unvermittelten Liebeserklärung immer größer und größer geworden waren. Ungläubig starrte sie zu ihm auf.
John konnte nicht anders. Er umschlang sie mit seinen Armen und drückte sie dabei so fest an sich, dass ihr der Atem eng wurde.
Der feuchte Schimmer in ihren Augen verstärkte die Farbe ihrer Iris zu einem unglaublich tiefen Violett. Eine Träne stahl sich lautlos aus Lillians Augenwinkeln … dann noch eine und noch eine!
John wollte sie schon trösten, als er sie mit einer Stimme, die vor lauter Liebe bereits zitterte, leise sagen hörte: „Ich liebe dich, John Scott! All die Jahre habe ich mich so nach dir gesehnt, wurde manchmal fast verrückt bei dem Gedanken, nie wieder so etwas Wundervolles wie in jener Nacht mit dir erleben zu dürfen! Ich liebe dich, John! Aus ganzem Herzen. Ich kann mir - außer Edans Rückkehr - nichts Schöneres und kein größeres Glück auf Erden vorstellen, als endlich deine Frau zu werden!“
Sie hatte kaum ausgeredet, da trafen sich ihre Lippen bereits zu einem nicht endend wollenden Kuss. Eine unglaubliche Leidenschaft flackerte zwischen ihnen auf. Eine Leidenschaft, die seit vierzig Jahren stumm darauf gewartet hatte, wieder zum Leben erweckt zu werden.
Als ob er wieder ein junger Mann von zweiunddreißig Jahren wäre, hob John Lillian auf seine Arme und trug sie zu dem großen, breiten Kaminsofa. Auf dem Weg dorthin, begann Lillian seinen Kragen zu lösen und seine Weste aufzuknöpfen …
Kapitel 56
Nachdenklich starrte Cara auf das weiße Bündel, das vor ihr auf dem Bett lag und das Belle ihr vor wenigen Minuten mit einem wissenden Augenzwinkern verstohlen in die Hand gedrückt hatte.
Cara streckte ihre Hand aus und wickelte den hauchzarten Stoff auseinander. Langsam nahm sie jede einzelne Komponente des Stoffbündels in die Hand und hielt sie gegen das Licht. Beim Anblick der verführerischen Spitze errötete sie unwillkürlich.
Das letzte Mal, als sie so verruchte Wäsche getragen hatte, war sie in einer verzweifelten Situation gewesen. Für Sekunden blitzte die dunkle, bedrohliche Erinnerung wieder auf, doch Cara verdrängte die Schatten der Vergangenheit mit aller Macht.
Im Gegensatz zu damals war sie dieses Mal der Schönheit und Feinheit der edlen Wäsche zugänglich, vor allem aber auch dem Zweck. Wieder errötete Cara, als sie daran dachte, warum sie Belle gebeten hatte, ihr eine cremeweiße Korsage, einen passenden Hüftgürtel mit Strapsen und feinen Beinstrümpfen zu besorgen.
Was ihr Belle überreicht hatte, war ein Traum an Wäsche. Der Stoff war ungaublich fein gewirkt, die edlen Spitzeneinsätze enthüllten an den richtigen Stellen ihre Reize, ohne sie gänzlich zu entblößen.
Der feine cremeweiße Ton
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