Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn die Sinne erwachen - Teil 3

Wenn die Sinne erwachen - Teil 3

Titel: Wenn die Sinne erwachen - Teil 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Winter
Vom Netzwerk:
Leben, spürte sie, dass sie einer Ohnmacht nahe war. Mit eiserner Beherrschung, die sie über Jahre hin perfektioniert hatte, kämpfte sie das Rauschen in ihren Ohren nieder. Ihre Lider flatterten leicht, aber sie hielt Johns Blick weiterhin stand.
    In seinen Augen sah sie zunächst nur ein verblüfftes Stutzen, das sich bereits Sekunden später in ein neugieriges Fragezeichen und dann in ein gefährliches, dunkles, ungläubiges Glimmen verwandelte.
    Lillian konnte regelrecht sehen, wie er zu rechnen begann. Das Glitzern in seinen Augen wurde immer stärker, je mehr Zeit verstrich. Der silbrig graue Schleier auf seiner Iris war plötzlich gänzlich verschwunden – seine Augen hatten sich in tiefes Nachtschwarz verwandelt.
    „ Willst du mir damit etwa sagen …!“ Er wagte es nicht, die im Raum stehende Ungeheuerlichkeit auszusprechen. Als Lillian nur unmerklich mit dem Kopf nickte, wich alle Farbe aus seinem Gesicht.
    „ Wieso hast du es mir nie gesagt?“, fragte er mit heiserer Stimme.
    „ Was hätte es geändert, John? Wir waren beide verheiratet! Deine Frau hatte kurz zuvor euer ungeborenes Kind verloren! Hätte ich dir etwa schreiben sollen, dass ich deinen langersehnten Sohn geboren habe, den Juliette kurz zuvor bei einer Fehlgeburt verloren hatte? Damals hatte ich doch selbst noch keine Ahnung, dass Edan dein Sohn ist!“
    „ Wieso bist du dir dann überhaupt so sicher, dass Edan mein Sohn ist?“ Johns Stimme war noch immer heiser vor Unglauben. Seine dunklen Augen bohrten sich regelrecht in ihre violettfarbenen. Mit keinem Wimpernzucken verriet er, wie er dazu stand, dass er plötzlich einen erwachsenen Sohn hatte. Bislang konnte Lillian bei John weder Freude noch Abneigung feststellen.
    „ Wenn du ihn sehen würdest, hättest auch du keine Zweifel mehr!“, sagte sie leise. „Als Baby war ihm das nicht anzusehen. Erst als er älter wurde, wusste ich mit Sicherheit, dass er dein Sohn ist. Er hat deine Augen, deine Haare, deine Art … Er sieht aus wie du, er ist wie du!“ Lillians Stimme versagte. All die Emotionen, die sie über Jahre so mühsam unterdrückt hatte, brachen sich mit aller Macht Bahn und bestürmten sie von allen Seiten.
    „ Hast du es je deinem Mann gesagt?“
    „ Gott bewahre!“, rief Lillian entsetzt und schüttelte leise, aber bestimmt den Kopf. „Dann hätte er Edan das Leben noch mehr zu Hölle gemacht, als er es ohnhin schon getan hat!“
    „ Aber wenn er mir offensichtlich so ähnlich sieht ...!“,
    „ Charles hatte zwar immer bezweifelt, dass er Edans Vater ist. Aber da er nie Beweise für meine Untreue finden konnte …!“
    „ Willst du damit etwa sagen, dass er tatsächlich nicht bemerkt hatte, dass du keine Jungfrau mehr warst?“, fragte John sehr direkt und stellte mit Erstaunen fest, dass Lillian bei dieser Frage heftig errötete.
    Schweigend schüttelte sie den Kopf.
    John sah sie nachdenklich an. „Ich habe einen Sohn!“, murmelte er ungläubig. Und zum ersten Mal war ihm ganz klar und deutlich anzuhören, dass er sich über diesen Umstand zu freuen schien.
    „ Ich habe einen Sohn!“, rief er mit lauter Stimme und schaute Lillian dabei tief und gerührt in die Augen. „Mit dir!“, fügte er heiser hinzu. Seine Hände hatten längst wieder die Wanderung über ihren Rücken aufgenommen.
    Im nächsten Moment schob er sie eine Armlänge von sich und sah sie mißtrauisch an: „Du bist doch ehrlich zu mir? Oder gibst du nur vor, dass Edan mein Sohn sei, weil du glaubst, dass ich mich dann stärker für ihn einsetzen werde?“
    In Lillians Augen trat ein kleines Leuchten. „Ich gestehe, dem ist tatsächlich so. Natürlich glaube ich, dass du dich anders für Edan einsetzen wirst, wenn du weißt, dass er dein Sohn ist!“ Sie machte eine kleine Pause. „Aber Edan ist tatsächlich dein Sohn! Unser Sohn! Wenn ich den Beschreibungen von Thomas Slade, einem Freund von Edan, Glauben schenken darf, dann sieht Edan heute so aus, wie du damals, als wir uns kennenlernten. Nur dass Edans Gesicht von Peitschennarben entstellt ist!“
    „ Wer ist Thomas Slade?“
    „ Ein ehemaliger Offizier der Royal Sun, Edans Freund und heute Kapitän eines Segelfrachters, der regelmäßig zwischen New Orleans und London verkehrt!“, gab Lillian bereitwillig Auskunft. Sie war so unglaublich erleichtert, dass John ihr keine Vorwürfe machte, sondern Interesse und Freude an seinem ihm völlig unbekannten Sohn bekundete.
    „ Wirst du ... unserem Sohn helfen, John?“, fragte

Weitere Kostenlose Bücher