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Wenn die Sterne verlöschen

Wenn die Sterne verlöschen

Titel: Wenn die Sterne verlöschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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Nasen waren nur Zentimeter voneinander entfernt, und Foster war so in Gedanken versunken, daß er nicht daran dachte, zurückzuweichen.
    Es wäre sein gutes Recht gewesen, Potterley die Tür zu weisen. Es war nicht die Achtung vor Amt und Würde, die ihn hinderte. Und Potterleys Argumente hatten ihn ganz gewiß nicht überzeugt. Es handelte sich eher darum, daß er auf seine Universität ein bißchen stolz war.
    Warum gab das M.I.T. keinen Kursus in Neutrinik? Und da er gerade bei dem Gedanken war, bezweifelte er auch das Vorhandensein auch nur eines einzigen Buches über Neutrinik in der Bibliothek dort. Er konnte sich nicht erinnern, je eines gesehen zu haben.
    Er hielt inne, um darüber nachzudenken.
    Und das war der Untergang.
     
    Caroline Potterley war einst eine gutaussehende Frau gewesen. Bei Anlässen wie Abendessen oder Universitätsveranstaltungen konnten mit einigem Aufwand Reste dieses guten Aussehens wiederhergestellt werden.
    Für gewöhnlich ließ sie sich gehen. Im Laufe der Jahre war sie rundlich geworden, aber die Schlaffheit an ihr war nicht nur auf Verfettung zurückzuführen. Es war, als hätten ihre Muskeln aufgegeben, als seien sie kraftlos geworden, so daß sie beim Gehen schlurfte. Um ihre Augen hatten sich Säcke gebildet, und ihre Wangen waren schwammig geworden. Selbst ihr ergrauendes Haar schien müde zu werden.
    Caroline Potterley sah sich im Spiegel an und gestand sich ein, daß es einer ihrer schlechten Tage war. Sie wußte auch den Grund.
    Es war der Traum mit Laurel. Der seltsame, in dem Laurel erwachsen war. Seither war sie wie zerschlagen.
    Trotzdem tat es ihr leid, daß sie zu Arnold davon gesprochen hatte. Er sagte nie mehr etwas, aber es tat ihm nicht gut. Noch Tage danach war er ungewöhnlich verschlossen. Das lag vielleicht daran, daß er sich auf die wichtige Unterredung mit dem hohen Regierungsbeamten vorbereitete, aber es konnte genausogut an ihrem Traum liegen.
    Es war früher besser gewesen, wenn er sie laut anschrie: »Laß die tote Vergangenheit doch los, Caroline! Reden bringt sie nicht zurück!«
    Es war für beide schrecklich gewesen. Sie war nicht zu Hause gewesen und hatte sich seitdem Vorwürfe gemacht. Wenn sie zu Hause geblieben wäre, wenn sie nicht auf diesen unnötigen Einkaufsbummel gegangen wäre, dann wären sie zu zweit gewesen. Einem von ihnen wäre es gelungen, Laurel zu retten.
    Der arme Arnold hatte keinen Erfolg gehabt. Weiß Gott, er hatte es versucht. Er war beinahe selbst gestorben. Er war fast erstickt und halb blind mit der toten Laurel in den Armen aus dem brennenden Haus gekommen.
    Dieser Alptraum war immer gegenwärtig, wich nie ganz.
    Arnold kapselte sich danach langsam ein. Er sprach leise und pflegte eine Sanftmut, die nichts aufbrechen konnte. Er wurde puritanisch und gab sogar seine kleinen Laster wie Zigaretten und seinen Hang zu gelegentlichen Flüchen auf. Der Zuschuß für die Vorbereitung einer neuen Geschichte Karthagos wurde ihm bewilligt, und alles andere war nur noch zweitrangig für ihn.
    Sie versuchte, ihm eine Hilfe zu sein. Sie forschte für ihn nach Quellen, tippte seine Aufzeichnungen für ihn ab und nahm sie auf Mikrofilm auf. Das fand plötzlich sein Ende.
    Eines Abends sprang sie plötzlich vom Schreibtisch auf, kam gerade noch rechtzeitig ins Bad und mußte sich übergeben. Ihr Gatte folgte ihr verwirrt und besorgt.
    »Caroline, was ist los?«
    Sie war nicht ohne einen Schluck Schnaps wieder auf die Beine zu bringen. Sie sagte: »Stimmt das? Was die getan haben?«
    »Wer?«
    »Die Karthager.«
    Er starrte sie an, und sie brachte es nur auf Umwegen heraus. Geradeheraus konnte sie es nicht sagen.
    Die Karthager verehrten Moloch anscheinend in der Gestalt eines hohlen, ehernen Standbilds, das in seinem Bauch einen Feuerofen hatte. In nationalen Krisenzeiten versammelten sich Priester und Volk, und kleine Kinder wurden nach gebührenden Zeremonien bei lebendigem Leibe in die Flammen geschleudert.
    Kurz vor dem entscheidenden Augenblick gab man ihnen Süßigkeiten, damit die Wirkung des Opfers nicht durch Schreckensschreie gestört wurde. Gleich danach dröhnten die Trommeln, um die paar Sekunden Kindergeschrei zu übertönen. Die Eltern waren anwesend, freuten sich vermutlich, da das Opfer den Göttern wohlgefällig war ...
    Arnold Potterley legte die Stirn in finstere Falten. Gehässige Lügen, sagte er, von Karthagos Feinden in Umlauf gebracht. Er hätte sie warnen sollen. Schließlich waren solche propagandistischen

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