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Wenn die Sterne verlöschen

Wenn die Sterne verlöschen

Titel: Wenn die Sterne verlöschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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Lügen nicht selten. Die Griechen behaupteten, daß die Juden in ihrem Allerheiligsten einen Eselskopf anbeteten. Und die Römer gar, daß die Urchristen Menschenhasser waren, die in den Katakomben Heidenkinder opferten.
    »Dann haben sie's also nicht getan?« fragte Caroline.
    »Ich bin sicher, daß sie es nicht getan haben. Die primitiven Phönizier haben es vielleicht getan. In primitiven Kulturen sind Menschenopfer nichts Ungewöhnliches. Aber Karthago auf seinem Höhepunkt war keine primitive Kultur. Menschenopfer werden dann oft durch symbolische Handlungen wie zum Beispiel Beschneidung ersetzt. Die Griechen und Römer haben möglicherweise so eine symbolische Handlung als ursprüngliches Ritual mißverstanden, entweder aus Unwissenheit oder aus Böswilligkeit.«
    »Bist du sicher?«
    »Ich kann mir noch nicht sicher sein, Caroline, aber wenn ich genug Material gesammelt habe, will ich Antrag stellen, die Chronoskopie benutzen zu dürfen, was diese Sache dann ein für allemal klären wird.«
    »Chronoskopie?«
    »Zeitschau. Wir können das Karthago einer Krisenzeit anpeilen, sagen wir zur Landung von Scipio Africanus um 202 vor Christus, und dann mit eigenen Augen genau sehen, was passiert. Und du wirst sehen, ich habe recht.«
    Er tätschelte sie und lächelte ihr ermutigend zu, aber danach träumte sie zwei Wochen lang jede Nacht von Laurel, und sie half ihm nie wieder bei seinem karthagischen Vorhaben. Und er bat sie nie wieder darum.
    Doch jetzt bereitete sie sich auf seine Ankunft vor. Er hatte sie angerufen und ihr mitgeteilt, daß er den Regierungsmann gesehen hatte, und daß es wie erwartet gelaufen war. Das hieß Mißerfolg, aber seiner Stimme hatte trotzdem jedes verräterische Zeichen von Niedergeschlagenheit gefehlt, und auf dem Bildtelefon hatte sein Gesicht recht ruhig gewirkt. Bevor er nach Hause käme, sagte er, hätte er noch etwas anderes zu erledigen.
    Das hieß, daß es spät werden würde, aber das machte nichts. Keiner von ihnen hielt strenge Essenszeiten ein.
    Als er jedoch kam, überraschte er sie. Ihm war gar keine Bedrücktheit anzumerken. Er küßte sie pflichtschuldigst und lächelte, nahm seinen Hut ab und fragte, ob alles gutgegangen war, während er weg gewesen sei. Es war alles beinahe ganz normal. Beinahe.
    Sie hatte aber gelernt, auf Kleinigkeiten zu achten, und er hatte sich bei allem ein wenig zu rasch bewegt. Genug, um ihrem geübten Auge zu zeigen, daß er in Spannung war.
    Sie sagte: »Ist etwas passiert?«
    Er sagte: »Wir werden übermorgen abend einen Gast zum Essen haben, Caroline. Du hast doch nichts dagegen?«
    »Nein, nein. Jemand, den ich kenne?«
    »Nein. Einen jungen Dozenten. Einen Neuankömmling. Ich habe mit ihm geredet.« Er wirbelte plötzlich auf sie zu und nahm sie bei den Ellbogen, hielt sie einen Augenblick fest und ließ sie dann verwirrt los, als habe ihn die Zurschaustellung seiner Gefühle aus der Fassung gebracht.
    Er sagte: »Ich bin beinahe nicht zu ihm durchgedrungen. Schrecklich, wie wir uns alle unter das Joch haben drücken lassen. Wie sehr wir die Zügel schätzen, die man uns angelegt hat.«
    Mrs. Potterley war sich nicht sicher, ob sie ihn verstand, aber seit einem Jahr beobachtete sie, wie er heimlich immer aufsässiger wurde, mehr und mehr Kritik an der Regierung wagte. Sie sagte: »Du hast doch nichts Dummes zu ihm gesagt?«
    »Was meinst du, Dummes? Er wird für mich etwas in Neutrinik machen.«
    »Neutrinik« war für Mrs. Potterley nichts als drei sinnlose Silben, aber sie wußte, daß es nichts mit Geschichte zu tun hatte. Sie sagte schwach: »Arnold, mir gefällt nicht, was du da machst. Du wirst deine Stellung verlieren. Es ist ...«
    »Es ist intellektuelle Anarchie, meine Liebe«, sagte er. »Den Ausdruck suchst du doch. Na schön. Ich bin ein Anarchist. Wenn mir die Regierung nicht gestattet, meine Forschungen voranzutreiben, dann muß ich es eben auf eigene Faust tun. Und wenn ich den Weg zeige, werden mir andere folgen ... und wenn nicht, dann macht das auch nichts. Nur Karthago und das menschliche Wissen zählen, nicht du und ich.«
    »Aber du kennst diesen jungen Mann nicht. Und wenn er ein Spitzel der Forschungskommission ist?«
    »Glaube ich nicht, und ich lasse es darauf ankommen.« Er ballte die Rechte zur Faust und rieb sie sanft in der Handfläche der Linken hin und her. »Er ist jetzt auf meiner Seite. Da bin ich mir sicher. Er kann gar nicht anders. Ich erkenne geistige Neugierde, wenn ich sie in den Augen, auf dem

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