Wenn die Sterne verlöschen
was für eine Fabrik und ein Schiff gut war, nicht auch für die wissenschaftliche Forschung gut sein?
Man konnte sagen, daß sich der menschliche Geist qualitativ irgendwie von einem Schiff oder einer Fabrik unterschied, aber die Geschichte der geistigen Anstrengungen bewiesen das Gegenteil.
Als die Wissenschaft jung und das komplizierte Ineinander des Bekannten dem einzelnen Geist mehr oder weniger faßlich war, benötigte man vielleicht keine Führung. Blindes Wandern über die auf keiner Karte verzeichneten Gebiete der Unwissenheit konnte zu herrlichen Zufallsfunden führen.
Aber als das Wissen zunahm, mußten immer mehr Daten verarbeitet werden, bevor man Reisen in die Unwissenheit unternehmen konnte, die sich lohnten. Der Mensch mußte sich spezialisieren. Der Forscher war auf die Mittel einer Bibliothek angewiesen, die er nicht zusammenbringen konnte, dann auf Instrumente, die er sich nicht leisten konnte. Der einzelne Forscher wurde immer mehr durch Forschungsgruppen und Institutionen ersetzt.
So, wie das Werkzeug zunahm, wuchsen auch die Mittel an, die man benötigte. Welches College war heute noch so klein, daß es nicht mindestens einen Mikrokernreaktor und einen Dreistufencomputer brauchte?
Schon vor Jahrhunderten konnten Einzelpersonen die wissenschaftliche Forschung nicht länger subventionieren. Gegen 1940 konnten nur noch die Regierung, große Industrieunternehmen und große Universitäten die Grundlagenforschung angemessen subventionieren.
Gegen 1960 waren sogar die größten Universitäten ganz auf Regierungszuschüsse angewiesen, während Forschungsinstitutionen ohne Steuerbegünstigungen und öffentliche Spenden nicht hätten existieren können. Gegen 2000 waren die Industriekonzerne ein Teil der Weltregierung geworden und danach war die Forschungsfinanzierung und als Folge davon auch ihre Führung natürlich in einem Ministerium der Regierung zentral zusammengefaßt worden.
Alles ging seinen natürlichen Gang. Jeder Zweig der Wissenschaft war den Erfordernissen der Öffentlichkeit füglich angepaßt, und die verschiedenen Wissenschaftszweige waren sauber aufeinander abgestimmt worden. Der materielle Fortschritt der letzten fünfzig Jahre war Beweis genug für die Tatsache, daß die Wissenschaft nicht in einen Stillstand verfiel.
Foster versuchte, darüber ein wenig zu sagen. Potterley winkte aber ungeduldig ab und sagte: »Sie plappern nur die offizielle Propaganda nach. Sie haben ein Beispiel vor der Nase, das der offiziellen Anschauung völlig entgegengesetzt ist. Können Sie das überhaupt glauben?«
»Offen gesagt, nein.«
»Nun, warum sagen Sie dann, daß die Zeitschau eine Sackgasse ist? Warum ist Neutrinik unwichtig? Sie sagen, es sei so, und zwar ganz kategorisch. Und doch haben Sie sie nie studiert. Sie behaupten, das ganze Gebiet gar nicht zu kennen. An Ihrer Universität wird es nicht einmal gelehrt ...«
»Ist nicht die Tatsache, daß es nicht gelehrt wird, schon Beweis genug?«
»Ach, ich verstehe. Es wird nicht gelehrt, weil es unwichtig ist. Und es ist unwichtig, weil es nicht gelehrt wird. Sind Sie mit diesem Argument zufrieden?«
Foster spürte wachsende Verwirrung. »So steht's in den Büchern.«
»Das wär's dann. In den Büchern steht, Neutrinik ist unwichtig. Ihre Professoren erzählen Ihnen das, weil sie es in den Büchern lesen. Und in den Büchern steht es so, weil die Professoren sie schreiben. Wer sagt es auf Grund persönlicher Erfahrung, persönlichen Wissens? Wer forscht darüber? Kennen Sie jemanden?«
Foster sagte: »Wir kommen, glaube ich, nicht weiter, Dr. Potterley. Ich habe zu tun ...«
»Einen Augenblick. Ich möchte nur, daß Sie sich folgendes überlegen. Ich sage, daß die Regierung in Wirklichkeit Grundlagenforschung in Neutrinik und Chronoskopie unterdrückt. Daß sie die Anwendung der Chronoskopie unterdrückt.«
»Aber nein.«
»Wieso nicht? Sie könnte es. Da haben Sie Ihre zentral gelenkte Forschung. Wenn sie irgendeinem Zweig der Wissenschaft die Zuschüsse sperrt, stirbt er ab. Man hat die Neutrinik erstickt. Man kann das machen, und man hat es getan.«
»Aber warum?«
»Ich weiß nicht, warum. Ich möchte, daß Sie das herauskriegen. Ich würde es selbst tun, wenn ich genug wüßte. Ich kam zu Ihnen, weil Sie ein junger Bursche mit einer nagelneuen Ausbildung sind. Haben sich Ihre geistigen Adern schon verhärtet? Stecken Sie nicht voller Neugierde? Möchten Sie es nicht wissen?
Der Historiker sah Foster aufmerksam an. Ihre
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