Wenn die Sterne verlöschen
war dann damals auch das Ende. Potterley war nervös wieder zu sich gekommen. Es war ihm peinlich, und er ging weiter. Er blickte einmal über die Schulter zurück, aber der Eindruck einer Beziehung war verschwunden, und er ärgerte sich über sich selbst, daß er auf das dumme Gerede seiner Frau über Laurel hereingefallen war.
Doch eine Woche später war ihm, während Amman noch sprach, der junge Mann wieder eingefallen. Ein Dozent für Physik. Ein neuer Dozent. War er denn taub gewesen? Gab es zwischen Ohr und Hirn einen Kurzschluß? Oder hatte er sich automatisch selbst zensiert, weil die Unterredung mit dem Vorsitzenden für Chronoskopie bevorstand?
Die Unterredung war jedoch ein Mißerfolg, und der Gedanke an den jungen Mann, mit dem er ein paar Sätze gewechselt hatte, hielt Potterley davon ab, sich weiter auf ein Bitten um Überprüfung einzulassen. Er konnte es beinahe kaum erwarten, sich zu empfehlen.
Im Autogiroexpreß auf dem Weg zurück zur Universität wünschte er fast, abergläubisch zu sein. Dann könnte er sich nämlich mit dem Gedanken trösten, das zufällige, bedeutungslose Zusammentreffen sei vom wissenden und zielbewußten Schicksal wirklich eingerichtet worden.
Das akademische Leben war für Jonas Foster nichts Neues. Der langwierige Kampf um die Doktorwürde hätte jeden zum Veteranen werden lassen. Zusätzliche Arbeit als Lehrbeauftragter hatte nach seiner Promotion wie eine Wiederholungsimpfung gewirkt.
Aber jetzt war er der Dozent Jonas Foster. Vor ihm lag professorale Würde. Und jetzt stand er in einer neuen Art von Beziehung zu anderen Professoren.
Zum einen würden sie über zukünftige Beförderungen bestimmen. Zum anderen sah er sich noch nicht in der Lage, das Spiel so zu überblicken, daß er hätte sagen können, welche Angehörigen des Lehrkörpers das Ohr des Fakultätsvorstands oder gar das des Universitätspräsidenten hatten oder nicht hatten. Er hielt sich für einen schlechten Universitätspolitiker, und es hatte keinen Sinn, sich die Füße wundzulaufen, nur um das bestätigt zu bekommen.
Foster hörte also diesem wohlerzogenen Historiker zu, der dennoch irgendwie Spannung verbreitete, fuhr ihm nicht unvermittelt über den Mund. Das war auf jeden Fall seine erste Regung.
Er erinnerte sich durchaus an Potterley. Potterley hatte ihn bei diesem Tee (einer trüben Angelegenheit) angesprochen. Der Kerl hatte steif mit ihm zwei Sätze gewechselt, hatte irgendwie glasige Augen gehabt, war mit einem sichtlichen Ruck zu sich gekommen und davongeeilt.
Foster fand es damals lustig, aber jetzt ...
Vielleicht hatte Potterley absichtlich mit ihm Bekanntschaft schließen oder sich ihm eher als eine Art komischer Kauz, exzentrisch, aber harmlos, aufdrängen wollen. Vielleicht wollte er jetzt in Fosters Ansichten eindringen und solche suchen, die ins Wanken gebracht werden könnten. Das hätte man freilich tun sollen, bevor man ihm die Stelle bewilligte. Und doch ...
Potterley meinte es vielleicht ernst, begriff möglicherweise wirklich nicht, was er tat. Oder begriff vielleicht ganz und gar, was er tat. Vielleicht war er nichts als ein gefährlicher Gauner.
Foster murmelte: »Also, nun ...«
Er wollte Zeit gewinnen und zog eine Schachtel Zigaretten heraus, wollte Potterley eine anbieten, sie anzünden und sich dann ganz langsam selbst eine anstecken.
Aber Potterley sagte sofort: »Dr. Foster, bitte keine Zigaretten.«
Foster sah ihn verblüfft an. »Entschuldigen Sie, Sir.«
»Nein, ich muß mich entschuldigen. Ich kann den Geruch nicht ausstehen. Eine Überempfindlichkeit. Entschuldigen Sie.«
Er war ausgesprochen bleich. Foster steckte die Zigaretten weg.
Foster fehlte die Zigarette, nahm sich aber vor, nicht gleich in die Luft zu gehen. »Es schmeichelt mir, daß Sie mich um meinen Rat fragen und so weiter, Dr. Potterley, aber mit Neutrinik kenne ich mich nicht aus. Offiziell kann ich kaum etwas in dieser Richtung tun. Es ist sogar undenkbar, eine Meinung zu äußern, und rundheraus gesagt wäre es mir lieber, wenn Sie gar nicht erst auf die Einzelheiten eingingen.«
Das spröde Gesicht des Historikers verhärtete sich. »Was soll das heißen, Sie kennen sich in Neutrinik nicht aus? Bis jetzt kennen Sie sich doch nirgendwo aus. Sie haben doch noch keinerlei Zuschüsse bewilligt bekommen?«
»Das ist mein erstes Semester.«
»Das weiß ich. Ich kann mir denken, Sie haben noch nicht einmal einen Zuschuß beantragt.«
Foster lächelte leicht. In den drei Monaten
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