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Wenn die Sterne verlöschen

Wenn die Sterne verlöschen

Titel: Wenn die Sterne verlöschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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Karthager. Es ist üblich zu sagen, er sei kein typischer Karthager gewesen, sei besser als die anderen, ein Diamant in einem Haufen Mist. Aber warum war er dann Karthago so treu ergeben, durch Jahre des Exils hindurch bis in den Tod? Man spricht vom Moloch ...«
    Foster hörte nicht immer zu, konnte manchmal aber nicht anders. Er schauderte zusammen und fühlte sich unwohl bei der grausamen Geschichte vom Kinderopfer.
    Doch Potterley fuhr ernst fort: »Auf jeden Fall ist es nicht wahr. Eine Ente, die vor zweitausendfünfhundert Jahren von den Griechen und Römern in die Welt gesetzt wurde. Die hatten selbst ihre Sklaven, ihre Kreuzigungen und Foltern, ihre Gladiatorenkämpfe. Die waren selbst keine Heiligen. Diese Geschichte vom Moloch ist etwas, was man später Kriegspropaganda genannt hätte, eine Riesenlüge. Ich kann beweisen, daß es eine Lüge ist. Ich kann es beweisen. Himmel, ich werde es beweisen ...«
    In seinem Eifer murmelte er dieses Versprechen immer wieder vor sich hin.
     
    Mrs. Potterley besuchte ihn auch, allerdings weniger häufig, gewöhnlich an Dienstagen und Donnerstagen, wenn sich Dr. Potterley um einen Abendkursus kümmern mußte und nicht anwesend war.
    Sie saß ruhig da, sagte kaum etwas, hatte ein teigiges, schlaffes Gesicht mit leeren Augen und wirkte abwesend und in sich versunken.
    Beim ersten Mal versuchte Foster nervös, ihr nahezulegen, zu gehen.
    Sie sagte mit ausdrucksloser Stimme: »Störe ich Sie?«
    »Nein, natürlich nicht«, log Foster unruhig. »Es ist nur, daß ...« Er konnte den Satz nicht zu Ende sprechen.
    Sie nickte, als fasse sie es als Einladung zum Bleiben auf. Dann öffnete sie einen Beutel, den sie mitgebracht hatte, entnahm ihm eine Lage Vitrontücher, die sie dann mit raschen und zarten Bewegungen zweiter dünner, vierflächiger Depolarisatoren miteinander verwob. Sie hatten dünne, batteriebetriebene Drähte, und sie sah aus, als halte sie eine große Spinne in den Händen.
    Eines Abends sagte sie leise: »Meine Tochter Laurel ist so alt wie Sie.«
    Foster fuhr auf, weil ihn Laut und Bedeutung der Worte gleich getroffen hatten. Er sagte: »Ich wußte nicht, daß Sie eine Tochter hatten, Mrs. Potterley.«
    »Sie starb. Vor vielen Jahren.«
    Die Vitrontücher formten sich unter den gewandten Bewegungen zum unregelmäßigen Umriß eines Kleidungsstücks, über das Foster sich noch keinen Reim machen konnte. Es blieb ihm nichts übrig, als dumm zu murmeln: »Tut mir leid.«
    Mrs. Potterley seufzte. »Ich träume oft von ihr.« Sie hob ihre blauen Augen und sah ihn an.
    Foster zuckte zusammen und blickte weg.
    An einem anderen Abend fragte sie, während sie an einem Vitrontuch zog, das sich sanft an sie gelegt hatte: »Was ist Zeitschau überhaupt?«
    Diese Bemerkung platzte mitten in eine besonders verwickelte Gedankenkette, und Foster sagte barsch: »Dr. Potterley kann es Ihnen erklären.«
    »Er hat's versucht. Aber ich glaube, er hat nicht viel Geduld mit mir. Die meiste Zeit nennt er es Chronoskopie. Kann man wirklich Dinge wie im Trimensionalfernsehen sehen? Oder tauchen nur kleine Punktmuster wie bei Ihrem Computer auf?«
    Foster blickte mit Abscheu auf seinen Tischcomputer. Er arbeitete nicht schlecht, aber jeder Rechengang mußte von Hand überwacht werden, und die Antworten wurden in Kode ausgegeben. Wenn er nur den Universitätscomputer benutzen könnte ... nun, warum träumen. Er kam sich schon auffällig genug vor, wenn er jeden Abend mit dem Tischcomputer unter dem Arm sein Büro verließ.
    Er sagte: »Ich habe das Chronoskop nie selbst gesehen, aber ich habe den Eindruck, daß man tatsächlich Bilder sehen und Geräusche hören kann.«
    »Man kann Leute auch reden hören?«
    »Ich glaube schon.« Dann sagte er halb verzweifelt: »Hören Sie, Mrs. Potterley, das hier muß schrecklich langweilig für Sie sein. Ich verstehe, daß Sie einen Gast nicht allein lassen wollen, aber Mrs. Potterley, Sie müssen sich wirklich nicht gezwungen fühlen ...«
    »Ich fühle mich zu nichts gezwungen«, sagte sie. »Ich sitze hier und warte.«
    »Sie warten? Worauf?«
    Sie sagte gelassen: »Ich habe Sie an jenem ersten Abend belauscht. Als Sie sich zum ersten Mal mit Arnold unterhielten. Ich habe an der Tür gelauscht.«
    Er sagte: »Wirklich?«
    »Ich weiß, ich hätte es nicht tun sollen, aber ich machte mir solche Sorgen um Arnold. Ich hatte das Gefühl, er wollte etwas tun, das nicht recht war, und wollte wissen, worum es ging. Und als ich dann hörte ...« Sie

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