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Wenn die Sterne verlöschen

Wenn die Sterne verlöschen

Titel: Wenn die Sterne verlöschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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Soll er allem ein Ende machen.
    Tief in seinem Innern wußte er jedoch, daß ein Hinauswurf nichts aufhalten könnte.
    Aber dazu kam es gar nicht. Potterley war offensichtlich nicht beleidigt. Sein sanfter Blick blieb unverändert. Er sagte: »Natürlich, Dr. Foster, selbstverständlich. So ungestört Sie sein wollen.«
    Foster sah ihm nach. Er marschierte immer weiter auf seinem Weg, freute sich perverserweise darüber und konnte es nicht ausstehen, daß er sich freute.
    Er gewöhnte sich an, in Potterleys Keller auf einem Feldbett zu schlafen und verbrachte alle Wochenenden dort. Während dieser Zeit wurde ihm inoffiziell mitgeteilt, daß sein Antrag auf Zuschuß bewilligt worden sei. Der Abteilungsleiter teilte es ihm mit, er gratulierte ihm.
    Foster starrte ihn kühl an und murmelte: »Schön. Ich freue mich.« Dabei klang er so wenig überzeugt, daß sich der andere mit einem Stirnrunzeln wortlos abwandte.
    Foster verschwendete keinen Gedanken daran. Eine Nebensächlichkeit, die es nicht wert war, beachtet zu werden. Er hatte etwas vor, was wirklich zählen würde, wollte an diesem Abend den entscheidenden Versuch unternehmen.
    Ein Abend, ein zweiter und dritter, dann rief er übernächtig und halb außer sich vor Erregung Potterley zu sich.
    Potterley kam die Treppe herunter und ließ seinen Blick über die selbstgebastelten Apparate schweifen. Er sagte mit seiner sanften Stimme: »Die Elektrizitätsrechnungen sind ziemlich hoch. Mich stört die Ausgabe nicht, aber die Stadtverwaltung wird vielleicht anfragen. Kann man da etwas tun?«
    Der Abend war warm, aber Potterley hatte den Kragen geschlossen und trug eine Weste. Foster war im Unterhemd und sagte zitternd, wobei er die trüben Augen hob: »Es dauert nicht mehr lange, Dr. Potterley. Ich habe Sie hergerufen, weil ich Ihnen etwas mitteilen möchte. Man kann ein Chronoskop bauen. Selbstverständlich nur ein kleines, aber es geht.«
    Potterley faßte nach dem Treppengeländer. Er sackte zusammen. Er konnte gerade noch flüstern: »Kann man es hier bauen?«
    »Hier im Keller«, sagte Foster matt.
    »Guter Gott. Sie sagten doch ...«
    »Ich weiß, was ich gesagt habe«, rief Foster ungeduldig. »Ich sagte, es ginge nicht. Damals hab' ich überhaupt nichts gewußt. Selbst Sterbinski wußte gar nichts.«
    Potterley schüttelte den Kopf. »Sind Sie sicher? Sie irren sich nicht, Dr. Foster? Ich könnte nicht ertragen, wenn ...«
    Foster sagte: »Ich irre mich nicht. Verdammt noch mal, Mann, wenn es nur auf die Theorie ankäme, hätten wir schon vor über hundert Jahren einen Zeitschauapparat gehabt, als man zum erstenmal annahm, es müsse ein Neutrino geben. Die Schwierigkeit war, daß die damaligen Forscher es nur als geheimnisvolles Teilchen ohne Masse und ohne Ladung ansahen, das nicht nachzuweisen war. Mit seiner Hilfe konnte man einfach die Buchführung ausgleichen und das Gesetz der Erhaltung der Massen-Energie aufrechterhalten.«
    Er war sich nicht sicher, ob Potterley wußte, wovon er sprach. Es war ihm gleich. Er hatte eine Atempause nötig. Er mußte den Hintergrund darstellen, damit er Potterley die nächste Mitteilung machen konnte.
    Er fuhr fort: »Sterbinski entdeckte als erster, daß das Neutrino die Schranke des Raum-Zeit-Gitters durchbricht, daß es sich ebenso durch die Zeit wie durch den Raum bewegt. Sterbinski war der erste, der ein Verfahren erfand, Neutrinos aufzuhalten. Er entwickelte ein Aufnahmegerät für Neutrinos und lernte, wie das Muster des Neutrinostroms zu deuten war. Natürlich war der Strom durch die Materie, die er durchdrungen hatte, beeinflußt und abgelenkt worden, durch die Materie, durch die er auf seiner Reise durch die Zeit gestoßen war, und die Ablenkungen konnten analysiert werden, umgesetzt werden in Bilder der Materie, von der die Ablenkung herrührte. Damit war Zeitschau möglich. Selbst die Schwingungen der Luft konnten auf diese Weise aufgespürt und in Ton umgewandelt werden.«
    Potterley hörte zweifellos nicht zu. Er sagte: »Jaja. Aber bis wann können Sie ein Chronoskop bauen?«
    Foster sagte nachdrücklich: »Lassen Sie mich ausreden. Alles hängt von dem Verfahren ab, mit dem der Neutrinostrom aufgespürt und analysiert wird. Sterbinskis Methode war schwierig und umständlich. Er brauchte Riesenmengen Energie. Aber ich habe Pseudogravitik studiert, die Wissenschaft von künstlichen Schwerkraftfeldern. Ich habe mich auf das Verhalten von Licht in solchen Feldern spezialisiert. Eine neue Wissenschaft.

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