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Wenn die Sterne verlöschen

Wenn die Sterne verlöschen

Titel: Wenn die Sterne verlöschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isaac Asimov
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schwieg, beugte sich über das Vitron und starrte es aus der Nähe an.
    »Was haben Sie gehört, Mrs. Potterley?«
    »Daß Sie kein Chronoskop bauen wollten.«
    »Selbstverständlich will ich keins bauen.«
    »Ich dachte, vielleicht überlegen Sie es sich noch mal.«
    Foster sah sie wütend an. »Soll das heißen, daß Sie hier 'runterkommen, weil Sie hoffen, ich werde ein Chronoskop bauen, weil Sie es abwarten wollen?«
    »Ach, hoffentlich tun Sie es, Dr. Foster.«
    Es war, als sei ganz plötzlich ein blasser Schleier von ihrem Gesicht gefallen, so klar und bestimmt sah auf einmal ihr Gesicht aus. Ihre Wangen färbten sich, ihre Augen belebten sich, ihre Stimme klang fast erregt.
    »Wäre es nicht herrlich«, flüsterte sie, »eins zu haben? Menschen der Vergangenheit könnten wieder zum Leben erwachen. Pharaonen und Könige und – einfach Menschen. Ich hoffe, Sie bauen eins, Dr. Foster. Ich hoffe – wirklich ...«
    Sie verschluckte sich offenbar an der Dringlichkeit ihrer Worte und ließ die Vitrontücher vom Schoß gleiten. Sie erhob sich und rannte die Kellertreppe hinauf, während Foster ihre unbeholfene Flucht mit erstaunten Augen verfolgte.
     
    Es drang jetzt bis in Fosters Nächte, machte ihn schlaflos und schmerzlich angespannt vor Gedanken. Es war beinahe, als hätte er geistige Verdauungsbeschwerden.
    Sein Antrag auf Zuschuß nahm dank Ralph Nimmo endlich schleppend Gestalt an. Er machte sich kaum Hoffnungen. Dumpf dachte er: man wird ihn zurückweisen.
    Wenn das geschah, würde es in der Abteilung natürlich einen Skandal geben und wahrscheinlich bedeuten, daß seine Anstellung an der Universität nach Ablauf des akademischen Jahres ein Ende finden würde.
    Es kümmerte ihn kaum. Es ging um das Neutrino, nichts als das Neutrino. Seine Spur wand sich und schlug Haken, die ihn auf unbekannte Pfade führten, die selbst Sterbinski und LaMarr nicht betreten hatten.
    Er rief Nimmo an. »Onkel Ralph, ich brauche ein paar Sachen. Ich rufe von der Universität aus an.«
    Nimmos Gesicht auf der Sichtscheibe wirkte freundlich, aber seine Stimme klang hart. »Was du brauchst, ist ein Kurs im Schreiben. Ich habe Riesenschwierigkeiten, deinen Antrag in eine verständliche Form zu bringen. Wenn du deshalb anrufst ...«
    Foster schüttelte ungeduldig den Kopf. » Deshalb rufe ich nicht an. Ich brauch' das hier.« Er kritzelte rasch etwas auf ein Stück Papier und hielt es vor den Empfänger.
    Nimmo stieß einen Schrei aus. »He, was soll ich denn noch alles deichseln?«
    »Du kannst dir das beschaffen, Onkel, das weiß ich.«
    Nimmo las die Liste von Gegenständen und blickte ernst drein.
    »Was geschieht, wenn du diese Dinger zusammenbaust?« fragte er. Foster schüttelte den Kopf. »Was dabei auch herauskommt, du hast die Exklusivrechte der populärwissenschaftlichen Veröffentlichungen, wie immer. Aber stell mir jetzt bitte keine Fragen.«
    »Ich kann keine Wunder tun, weißt du.«
    »Tu wenigstens das eine Wunder. Du mußt einfach. Du bist wissenschaftlicher Schriftsteller, kein Forscher. Du bist niemandem Rechenschaft schuldig. Du hast Freunde und Verbindungen. Die können doch ein Auge zudrücken, damit du dich dann bei ihrer nächsten Veröffentlichung besonders anstrengst?«
    »Dein Glaube, mein Neffe, ist rührend. Ich werd's versuchen.«
    Nimmo hatte Erfolg. Das Material und die Geräte wurden eines Abends spät in einem Privatwagen herübergebracht. Nimmo und Foster schafften es mit dem Stöhnen von Männern herein, die keine körperliche Arbeit gewöhnt waren.
    Als Nimmo gegangen war, stand Potterley am Kellereingang. Er fragte leise: »Wofür ist das alles?«
    Foster strich sich das Haar aus der Stirn und rieb sich sanft das verstauchte Handgelenk. Er sagte: »Ich möchte ein paar einfache Versuche durchführen.«
    »Wirklich?« Die Augen des Historikers blitzten vor Aufregung.
    Foster fühlte sich ausgenutzt. Er fühlte sich einen gefährlichen Weg entlanggezogen. Obwohl er die Katastrophe am Ende des Pfades deutlich lauern sah, ging er doch eifrig und entschlossen weiter. Am schlimmsten war, er spürte, daß er es selbst war, der sich weiterzog.
    Potterley hatte angefangen, Potterley, der da drüben stand und alles mit den Augen verschlang. Der Zwang ging jedoch von ihm selbst aus.
    Foster sagte verdrossen: »Ich würde von jetzt an gerne ungestört sein, Potterley. Sie und Ihre Frau können nicht dauernd herunterkommen und mich stören.«
    Er dachte: wenn ihn das beleidigt, soll er mich 'rauswerfen.

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