Wenn die Turmuhr 13 schlägt
bedeckt war. Eine Hand in einem weißen Lederhandschuh preßte die Klebestreifen gut fest. Danach zog sie einen kleinen Hammer aus der Tasche und schlug das schmale Fenster ein. Es knackte leise, aber keine einzige Scherbe klirrte auf den Boden.
Der kleine Hammer klopfte so lange auf das Glas, bis sich der ganze Klebestreifen-Scherben-Teppich herausziehen ließ. Die Hände in den weißen Handschuhen holten die letzten Splitter aus dem Rahmen.
Nun schwangen sich zwei Beine durch die schmale Öffnung. Mit einem eleganten Sprung landete eine schlanke, große Gestalt im Vorraum einer Toilette. Der Eindringling trug einen blauen Overall und lauschte einen Moment. Hatte ihn jemand gehört? Die Möglichkeit war gering, da sich um diese nachtschlafende Zeit fast nie jemand im Haus befand.
Lautlos huschte der nächtliche Besucher durch die Tür hinaus auf den runden Gang und tappte – eng an die Mauer gepreßt – weiter. Er schlüpfte in einen Seitengang und knipste eine winzige Taschenlampe an. Ihr Lichtkegel fiel auf die schmalen Schilder neben den Zimmertüren.
Endlich schien der Einbrecher den richtigen Raum gefunden zu haben. Die Tür war nicht abgeschlossen, und so konnte er ungehindert hinein. Der Mann hantierte kurz vorne an seiner Taschenlampe, worauf ihr Lichtschein größer wurde. Hastig ließ er ihn über zwei Schreibtische, einige Grünpflanzen, einen Computer, ein Wandregal und einen halbhohen Kasten bis zu einem Stapel Schallplatten gleiten. Die Platten wurden von zwei dicken Gummiringen zusammengehalten, unter denen ein großer Zettel steckte.
„Frühkonzert am Samstag“, hatte jemand mit schwungvoller Handschrift darauf geschrieben.
Die Gestalt im blauen Overall löste die Gummiringe, sah die Platten durch und holte schließlich eine der schwarzen Scheiben aus ihrer Hülle. Der Einbrecher vertauschte sie gegen eine Schallplatte, die er mitgebracht hatte, und stellte dann wieder den Zustand von vorhin her.
Zwei Minuten später hatte der Unbekannte das Funkhaus wieder verlassen. Bevor er in ein zerbeultes, blaues Auto stieg, zog er eine Schallplatte unter seinem Overall hervor. Er zerbrach sie in viele kleine Stücke und warf diese dann durch ein Kanalgitter.
Michael Jackson spielt Alphorn
Der Pfingstsamstag war ein richtiger Prachttag. Das Wetter hätte nicht besser sein können.
Lachend und schmatzend saßen die drei Knickerbocker, Poppis Eltern und Karl-Heinz auf der Terrasse der kleinen Villa und frühstückten.
„Fährst du über die Feiertage nach Hause, Karl-Heinz?“ erkundigte sich Herr Monowitsch bei seinem Neffen.
Karl-Heinz nickte. „Ich möchte gerne. Bei diesem Wetter haben die Eltern im Restaurant sicher Hochbetrieb. Eine helfende Hand können sie bestimmt brauchen.“
„Schaffen sie es nicht allein, das Geschirr zu zerschlagen?“ fragte Poppi grinsend. Als Antwort rührte ihr Karl-Heinz einen Löffel Marmelade in den Kakao.
„Wo ist das Restaurant deiner Eltern?“ fragte Lieselotte.
„Am Fuß des Dachsteins, in Schladming“, erklärte ihr Karl-Heinz. „Der Dachstein ist ja der höchste Berg der Steiermark. Fast 3.000 Meter ist er hoch. Auf dem Dachstein-Gletscher kann man übrigens das ganze Jahr über Ski fahren. Und Schladming ist vor allem durch die Ski-Weltmeisterschaften bekannt geworden, die dort statt...“ Plötzlich und ohne Grund unterbrach Karl-Heinz seinen kleinen Vortrag. Er starrte gebannt auf das Zifferblatt seiner Armbanduhr. „Entschuldigt mich, ich komme gleich wieder“, murmelte er und verschwand im Haus.
Frau Monowitsch zog die Augenbrauen hoch. „Also manchmal verstehe ich ihn nicht. Was hat er denn auf einmal?“
„Wahrscheinlich sollte er vor einer halben Stunde seine neue Freundin anrufen und hat darauf vergessen“, lachte Poppis Vater. Dann erhob auch er sich. „Kinder, ich wünsche euch einen schönen Tag. Ich muß mich jetzt aber in mein Labor zurückziehen. Eine Firma erwartet noch heute einen Bericht über einen neuen Kunststoff, den sie erfunden hat.“
„Dafür habe ich mir heute den ganzen Tag für euch freigehalten“, verkündete Frau Monowitsch.
Lilo, Axel und Poppi blickten einander entsetzt an.
„Ich dachte, das würde euch freuen. Auf jeden Fall war es keine Drohung!“ Poppis Mutter war über die Reaktion sehr enttäuscht.
„Nein, nein, wir... wir... finden das toll“, beschwichtigte sie Axel und grinste Frau Monowitsch versöhnlich an.
„Na gut,... dann dürft ihr euch jetzt aussuchen, wo wir heute
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