Wenn die Turmuhr 13 schlägt
,Mini-Orgel’ darin befunden. Das ,Steirische Horn’ hat sie geheißen und zweimal am Tag ist sie ,erklungen’! Besser gesagt: hat sie geschrien. Die Orgelpfeifen haben nämlich nur einen einzigen Akkord hervorgebracht, eben den ,Orgelschrei’! Leider ist das Orgelwerk vor 200 Jahren zerstört worden“, erzählte Poppi keuchend.
„Interessant“, meinte Axel und betrachtete erstaunt die riesigen Zifferblätter des Uhrturmes. „Und seit wann ist die Uhr kaputt?“ wollte er wissen.
Poppi schaute ihn fragend an. „Wieso kaputt?“
„Na, weil es auf ihr schon nach sechs Uhr ist. Dabei haben wir erst halb fünf!“
Poppi lachte laut auf.
„He, hast du in der Witzkiste geschlafen? Was soll der Heiterkeitsausbruch?“ erkundigte sich Axel verärgert.
„Die Uhr auf dem Uhrturm hat eine Besonderheit“, erklärte ihm das Mädchen. „Der große und der kleine Zeiger sind vertauscht. Der große Zeiger zeigt die Stunden und der kleine die Minuten an. So kann jeder auch von der Stadt aus erkennen, wie spät es ist!“
Über einige Umwege hatten die drei Junior-Detektive endlich den Glockenturm erreicht, der sich auf der Spitze des Schloßberges befand. Drei Männer und eine Frau standen davor.
Hinter einem dichten, blühenden Gebüsch verbarg sich aber noch jemand, von dessen Anwesenheit die Knickerbocker-Bande nichts ahnte.
Leider nichts ahnte...
Die vier Personen vor dem Glockenturm waren in ihr Vorhaben vertieft und bemerkten die Knickerbocker-Bande nicht.
„Die sind ja vom Fernsehen“, flüsterte Poppi ihren Freunden zu.
„Was du nicht sagst“, flüsterte Axel zurück. „Ich hätte das Ding, das der Mann auf der Schulter hat, für eine Riesen-Spritzpistole gehalten.“ Für diese Bemerkung erhielt er einen Rippenstoß von Poppi.
Zwei der Männer waren mit der Kamera und dem großen Recorder beschäftigt. Der dritte hielt ein langes, stabförmiges Mikrofon in der Hand und befragte eine Dame: „Frau Lobster, können sie uns schildern, was sie in der vorvergangenen Nacht gehört haben?“
Die Frau holte tief Luft und sprudelte dann los: „Es waren genau 13 Schläge. So gegen halb eins in der Früh habe ich sie gehört. Ich habe nämlich einen sehr leichten Schlaf. Getäuscht habe ich mich sicherlich nicht! Außerdem weiß ich, daß unsere ,Liesl’ immer 101mal schlägt. In der Früh, zu Mittag und am Abend. 101 Schläge sind das jeweils. Aber nicht 13...“ Wieder atmete sie tief ein,...doch dann hatte sie vergessen, was sie sagen wollte. Verzagt ließ sie die Schultern sinken.
Der Reporter lächelte sie freundlich an. „Danke, das reicht schon.“ Er wandte sich dem Kameramann zu. „Du, ich habe den Schlüssel. Wir können in den Turm hinein. Die Polizei hat schon Spuren gesichert. Das heißt, sie hat nur feststellen können, daß mit großer Wahrscheinlichkeit jemand in den Turm eingedrungen ist. Wir dürfen drinnen drehen.“
Poppi hatte alles sehr gespannt verfolgt und nicht bemerkt, was Puffi in der Zwischenzeit trieb. Der kleine Bernhardiner leckte entzückt bunte Papierschnitzel vom Boden auf.
„Pfui! Aus!“ rief sein Frauchen entsetzt. Schuldbewußt spuckte der Hund ein blaues Fetzchen Papier wieder aus und blickte Poppi mit seinen dunklen Augen treuherzig an. Wie sollte sie ihm da böse sein?
Lieselotte hatte sich in der Zwischenzeit an den Reporter gewandt: „Entschuldigen Sie“, sagte sie zu ihm, „ich hätte eine Bitte. Dürfen wir mit Ihnen in den Turm? Wir sind nur zu Besuch hier, und es würde uns sehr interessieren. Wir greifen auch nichts an und sind still wie Kirchenmäuse!“
Der Mann nickte. „Meinetwegen, aber bleibt hinter uns. Und der Hund muß draußen warten.“
Schweren Herzens band Poppi ihren Vierpfotler an einer Bank an. „Brav sein, ich komme gleich wieder!“ befahl sie Puffi. Dann folgte sie ihren Freunden.
Kaum waren sie im Turm verschwunden, löste sich eine hagere Gestalt aus den Büschen. Es handelte sich um einen Mann in einem blauen Overall mit einer Schirmkappe auf dem Kopf...
Gefahr für Puffi!
Die Luft im Turm war sehr warm und roch ein wenig muffig. Die Fernsehleute filmten den Weg, den der mysteriöse Eindringling bis zur Glocke zurückgelegt haben könnte.
„Jetzt noch ein paar Großaufnahmen von der ,Liesl’, dann sind wir fertig!“ verkündete der Reporter.
„Wieso schlägt die ,Liesl’ immer 101mal?“ wollte Axel wissen. Diese Frage spukte ihm schon die ganze Zeit im Kopf herum.
„Weil sie aus genau 101 Kanonenkugeln
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