Wenn die Turmuhr 13 schlägt
hinfahren!“
„Hinfahren???“ Poppi machte Augen, als hätte ihre Mutter gerade „Zehn Jahre Fernsehverbot“ ausgerufen.
„Jaaa...“, sagte Frau Monowitsch. Langsam verlor sie die Geduld. Sie wollte den dreien doch nur eine Freude machen. „Mein Vorschlag wäre Schloß Eggenberg. Das ist ganz in der Nähe von Graz. Ein sehr interessantes Gebäude.“
„Ach so...?“ Axels Begeisterung hielt sich in Grenzen.
„Ja“, sagte Poppis Mutter mit Nachdruck. „Sein Erbauer, Hans Ulrich von Eggenberg, liebte Zahlenspielereien. Das Schloß hat zum Beispiel vier Türme, die die vier Winde symbolisieren. Außerdem besitzt es genauso viele Fenster, wie das Jahr Tage hat, also 365. Im zweiten Stockwerk befinden sich zweimal 12 Prunkräume, die für die 24 Stunden des Tages stehen. Diese Zimmer haben 52 Fenster, weil...“
„Weil das Jahr 52 Wochen hat!“ riefen Lilo, Axel und Poppi im Chor.
„Mami, was sollen wir dort? Nachzählen?“ fragte Poppi schüchtern.
Ihre Mutter seufzte tief. Nichts war den Kindern heute recht. „Wie wäre es dann mit Piber?“ schlug sie vor.
„Der Name kommt mir bekannt vor. Weiß aber nicht wieso?“ überlegte Lilo laut.
„Früher hat es in dieser Gegend viele Biber gegeben“, erzählte ihr Poppi. „Aber dem Ungeheuer Mensch ist es gelungen, diese Nager auszurotten. Heute befindet sich dort das berühmte Lipizzaner-Gestüt. Du weißt schon, die weißen Pferde aus der Spanischen Hofreitschule in Wien. Sie kommen schwarz auf die Welt und werden erst nach ein paar Jahren schneeweiß. In Piber wachsen sie auf, und jedes Jahr im Sommer verbringen sie dort ihren Urlaub!“
„Hotel ,Zum vollen Hafersack’! Das Traumhotel für Pferde! „lachte Axel.
„Also, dann fahren wir nach Piber!“ rief Frau Monowitsch unternehmungslustig. Den drei Knickerbockern fuhr der Schreck in alle Glieder. Sie wollten doch Karl-Heinz beschatten.
„Mu... Mu... Mutti... wir können doch gar nicht weg. Dominik kommt heute an, aber wir wissen nicht wann!“ Das leuchtete ihrer Mutter zum Glück ein. Poppi war stolz, daß ihr die Sache mit Dominik gerade rechtzeitig eingefallen war.
Laute Blasmusik dröhnte plötzlich aus der Küche.
„Wer hat denn da das Radio aufgedreht?“ schimpfte Frau Monowitsch. „Papa sitzt doch daneben in seinem Arbeitszimmer und darf nicht gestört werden.“
Sie lief ins Haus, und die drei Knickerbocker folgten ihr. In der Küche trafen sie auf Karl-Heinz, der vor dem Radioapparat saß und andächtig lauschte.
„Seit wann stehst du auf Blasmusik? Oder schickt dir deine Isabella vielleicht Grüße per Radio?“ spottete Poppi. Karl-Heinz reagierte nicht darauf. Er grinste nur verlegen.
„Bei dieser Lautstärke wirst du Risse im Trommelfell bekommen“, rief Poppis Mutter und drehte leiser. Aber Karl-Heinz war nicht aus der Ruhe zu bringen.
„Unsere nächste Platte entführt uns in die Schweizer Berge“, verkündete der Radio-Sprecher, „dort hören wir ein Alphorn-Trio mit der ,Gamsbart-Melodie’!“ Doch statt der tiefen Alphornklänge rockte plötzlich Michael Jackson aus dem Lautsprecher.
„I am bad, I am bad...“ verkündete er.
Axel, Lieselotte und Poppi bogen sich vor Lachen.
Die Musik wurde unterbrochen, und der Sprecher entschuldigte sich überschwenglich für die Verwechslung.
„He, wo ist denn Karl-Heinz plötzlich hin?“ rief Axel. Er mußte sich still und heimlich aus der Küche geschlichen haben.
Die drei Knickerbocker liefen hinaus auf den Gang und hörten die Haustür zuschlagen. Hastig stürmten sie in den Garten. Poppis Cousin hatte sein Fahrrad aus der Garage geholt und schwang sich auf den Sattel.
„Wohin fährst du?“ rief ihm das Mädchen nach.
„Spazieren!“ antwortete Karl-Heinz.
„Wir lassen ihn nicht aus den Augen“, flüsterte Lilo ihren Detektiv-Kollegen zu. „Poppi, habt ihr noch mehr Fahrräder?“
Das junge Knickerbocker-Banden-Mitglied nickte und deutete auf die Garage. „Ich darf aber nicht mit. Ich bin noch nicht zwölf, sagte sie leise.
„Poppi, du mußt ohnehin hierbleiben und deine Mutter ablenken. Sie darf nicht herausbekommen, daß wir weg sind. Dafür ist sie zu schreckhaft und außerdem zu neugierig. Lenk’ sie ab!“
Poppi nickte und lief zurück ins Haus. Axel und Lieselotte traten fest in die Pedale und nahmen die Verfolgung von Karl-Heinz auf. Wohin wollte er plötzlich? Wieso hatte er es so eilig?
Wie vom Erdboden verschwunden
„Dieser Fall artet langsam in Anstrengung aus“, keuchte
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