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Wenn Die Wahrheit Stirbt

Titel: Wenn Die Wahrheit Stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie , Andreas Jäger
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Sandra habe auch nie darüber gesprochen.«
    »Allmählich wird mir klar, warum«, meinte Melody.
    Gemma verzog das Gesicht. »Das ist noch sehr milde ausgedrückt. Aber das Merkwürdige war, dass Pippa Nightingale sagte, sie selbst, Sandra und Lucas Ritchie seien alle miteinander befreundet gewesen.«
    »Lucas Ritchie - das war doch der Typ, von dem Naz Malik Tim erzählt hat, er habe Gerüchten zufolge eine Affäre mit Sandra gehabt - okay, das klingt jetzt ein bisschen wirr, aber Sie wissen, was ich meine.« Melody machte eine wegwerfende Geste mit ihrer Gabel. »Haben Sie Pippa Nightingale nach der angeblichen Affäre gefragt?«
    »Nein.« Gemma trank genüsslich einen Schluck von ihrem Latte. »Ich war als Freundin dort, wegen Charlotte, und Pippa schien so betroffen von Naz’ Tod und wegen Sandra … es wäre mir einfach … unangemessen vorgekommen. Aber Duncan hat Lucas Ritchie selbst gefragt, und der sagte, er und Sandra seien seit dem Kunststudium befreundet gewesen und Naz hätte solchen Gerüchten niemals Glauben geschenkt.« Sie gab Kincaids Beschreibung des Clubs und des Geschäftsführers wieder. »Es ist gleich hier um die Ecke, in der Widegate Street. Und das Interessante ist: Als Duncan Ritchie fragte, wer das Gerücht in die Welt gesetzt habe, meinte der, es könnte eine ehemalige
Angestellte gewesen sein - die praktischerweise gerade nicht auffindbar ist.«
    »Also.« Melody ging zum Abfalleimer, um ihre und Gemmas Salatbox hineinzuwerfen, und wischte sich die Hände an einer Papierserviette ab, als sie zurückkam. »Gibt es irgendeinen Grund, weshalb Sie nicht mit Lucas Ritchie sprechen könnten - als eine Freundin von Naz?«
    »Aber die Information über den Club kann ich doch nur von der Polizei haben -«
    »Sagen Sie ihm, dass Sie sie von Pippa Nightingale haben.«
    »Aber -«
    »Oder fragen Sie ihn, ob man seinen Nobelclub auch für einen Junggesellinnenabschied mieten kann. Fragen Sie, ob er ein Problem damit hätte, wenn Sie einen Stripper auftreten lassen.« Melody grinste schelmisch.
    Gemma stöhnte. »Seien Sie nicht albern. Und außerdem will ich gar keinen Junggesellinnenabschied. Wie kommen Sie eigentlich darauf?«
    »Weil ein paar von den Mädels im Dezernat darüber geredet haben.« Melody wurde ernst. »Sie fühlen sich übergangen. Sie denken, sie sind nicht gut genug für die Chefin.«
    »Übergangen? Aber ich habe doch noch gar keine Pläne für die Hochzeit gemacht«, protestierte Gemma.
    Melody zögerte und fuhr dann fort: »Und ich bin ja normalerweise keine, die Klatsch verbreitet oder ihre Nase in fremde Angelegenheiten steckt, aber auch darüber zerreißen sich einige schon die Mäuler. Chefin, haben Sie und der Super vielleicht Stress miteinander?«
    Gemma starrte sie mit offenem Mund an. Sie hatte keine Ahnung gehabt, dass die Leute über sie redeten. »Natürlich haben wir keinen Stress. Wir verstehen uns prima. Es ist nur - Es ist nur so, dass ich keine Hochzeit will.« So, jetzt war es raus, und die Welt war nicht untergegangen. Noch nicht. »Irgendwie will
jeder etwas anderes, nur wir werden nicht gefragt, und inzwischen ist mir allein schon die Vorstellung zuwider.« Sie dachte daran, wie es am gestrigen Abend gewesen war, mit Duncan und den Jungs und Charlotte, und es war diese … diese Vertrautheit , die sie gerne gefeiert hätte.
    »Na, dann gehen Sie doch einfach aufs Standesamt und bestellen Sie das Aufgebot«, schlug Melody vor. »Ich kann Ihre Trauzeugin sein.«
    »Danke, Melody«, erwiderte Gemma gerührt. Dann schüttelte sie den Kopf. »Aber meine Mutter wünscht sich das so sehr für mich, und ich glaube, in dieser Situation - kann ich sie einfach nicht enttäuschen.«
    Melody sah sie prüfend an und zuckte dann mit den Achseln. »Mir scheint, dass Sie nur entweder Ihre Mutter enttäuschen können oder Duncan.« Sie stand auf. »Also, Duncan hat gesagt, dieser Ritchie sähe gut aus? Na, kommen Sie, das wollen wir uns doch mal mit eigenen Augen ansehen. Wenn Sie eine Verbündete brauchen - ich bin dabei.«

18
    Es sind die neuesten Zuzügler in der Brick Lane, die »Haircuts«, wie manche der Alteingesessenen sie nennen, die die alten Lagerhäuser aufkaufen und in Vintage-Klamottenläden oder Dotcom-Firmen umwandeln … Mit dem Vorrücken der City in Gegenden, die traditionell Einwanderergruppen vorbehalten waren, nehmen die Spannungen zu.
    Rachel Lichtenstein, On Brick Lane
     
     
    Auf Gemma wirkte die Straße wie eine Schlucht, eine letzte Bastion des

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