Wenn Die Wahrheit Stirbt
eifersüchtig, und du hast mich auf dem Kieker, weil ich mit ihr zusammenarbeite. Also sag schon, was hast du vor?«
Doug sah sie mit trotziger Miene an. Melody starrte zurück. Dann ging ihr plötzlich auf, dass die ganze Sache einfach nur albern war und dass sie es satthatte.
»Du hast recht«, sagte sie und ließ die Schultern hängen. »Es ist nicht fair Gemma gegenüber, obwohl ich ihr die Wahrheit gesagt habe. Ich sollte den Dienst quittieren. Ich liebe diesen Job, aber so will ich nicht weitermachen.«
»Ich habe recht?« Cullen klang verblüfft. »Du würdest wirklich den Krempel hinschmeißen? Was willst du denn sonst machen?«
»Ich weiß nicht. Ich bin gut darin, Sachen herauszufinden. Ich würde wahrscheinlich für die Zeitung arbeiten. Das ist es, was mein Vater immer gewollt hat.«
»Aber du wolltest nicht tun, was er wollte.«
»Nein.«
Cullen trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. »Hör mal, ich wollte nicht -«
»Willst du etwa sagen, ich soll bleiben, damit du mir ständig unter die Nase reiben kannst, dass du mein Geheimnis kennst?«
»Nein. Das würde ich nicht tun. Aber du solltest es dem Chef sagen.«
»Und du meinst, dass ich dann irgendwann noch mal für einen wichtigen Fall eingeteilt würde?«
»Na ja, wenn du wegen deines Vaters diskriminiert wirst, kannst du ja immer noch damit drohen, mit der Geschichte zur Zeitung zu gehen.« Er grinste plötzlich, aber Melody war sich nicht sicher, ob sie die Ironie so witzig fand.
»Aber im Ernst«, fuhr Cullen fort, »du bist gut in deinem Job. Und außerdem hast du wahrscheinlich recht - ich war tatsächlich eifersüchtig auf Gemma und auf dich.«
»Aber warum denn, Doug?«, fragte sie. »Du bist ein guter Polizist, und Kincaid verlässt sich auf dich.«
»Weil ich kein Talent dafür habe, Signale zu deuten.« Er zuckte mit den Achseln. »Ich bin gut, solange es um Fakten geht, aber sobald ich mit Menschen zu tun habe, geht es regelmäßig schief, und ich trete von einem Fettnäpfchen ins andere.« Er sah weg. »Wie an dem Abend damals vor dem Yard. Ich habe mich wie ein Idiot benommen.«
Selbst jetzt schoss ihr noch vor Verlegenheit das Blut in die Wangen, wenn sie an den Korb dachte, den er ihr gegeben hatte. Aber sie hatte doch nur vorgeschlagen, einen trinken zu gehen, und vielleicht war er nur zu schüchtern gewesen. Hatte sie überreagiert? Und war es zu spät für eine Wiedergutmachung?
»Das stimmt«, bestätigte sie, jedoch ohne Groll. »Aber das ist ewig her. Meinst du denn, wenn ich mit dem Super rede, könnte ich in diesem Job noch etwas erreichen?«
»Es gibt Momente, da können freundschaftliche Beziehungen
zur Presse sehr nützlich sein. Solange die Presse nicht vergisst, wo deine Interessen liegen.«
»Meine Loyalitäten, meinst du«, entgegnete sie.
»Ja, das auch. Weißt du das denn?«, fragte er mit einer Offenheit, die sie von ihm bisher nicht kannte.
»Ganz sicher.«
»Na dann …« Er wippte ein wenig auf den Fußballen und schob seine Brille hoch. »Also, wenn du mich mitnimmst, könnten wir ja vielleicht noch irgendwo was trinken. Und ein bisschen reden oder so.«
Melody lachte laut. Es war eine solche Befreiung, dass ihr fast ein bisschen schwindlig wurde. »Worüber sollen wir denn reden?«
»Ich überlege, mir eine neue Wohnung zu suchen.«
»Na, das reicht doch für den Anfang.«
»Offiziell bist du noch sechzehn Tage lang frei«, sagte Duncan, als sie das Rathaus verließen, wo sie all die Formulare ausgefüllt hatten, die die Bezirksverwaltung von Kensington und Chelsea für die Ausstellung einer Heiratserlaubnis verlangte. »Nur für den Fall, dass du es dir noch einmal anders überlegen solltest.«
»Besser nicht«, scherzte sie. »Deine Eltern haben versprochen, zu Winnies Segen nach Glastonbury zu kommen. Und Juliet hat zugesagt, mit den Kindern zu kommen. Kit wird sich freuen.« Sie nahm seinen Arm. »Es wird schon kühler. Lass uns zum Fluss runtergehen, zur Feier des Tages.
Übrigens, Winnie geht es gut«, fügte sie hinzu, als sie die Oakley Street entlangspazierten. »Ich habe heute Morgen mit ihr gesprochen.« Sie wollte nicht über ihre Mutter nachdenken und darüber, ob sie in ein paar Monaten fit genug sein würde, um an der Feier teilzunehmen. Nicht heute.
»Hast du mal dran gedacht, dass wir, wenn wir nach Glastonbury fahren, um uns von Winnie den kirchlichen Segen spenden
zu lassen, insgesamt drei Mal geheiratet haben werden?«, sagte Kincaid.
»Du meinst, das
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