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Wenn Die Wahrheit Stirbt

Titel: Wenn Die Wahrheit Stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie , Andreas Jäger
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die Schlüssel abgeben kannst.«
    Gemma hörte den bittenden Ton in der Stimme ihrer Freundin und war fast geneigt nachzugeben. Aber die Spannungen zwischen Hazel und Tim lenkten sie ab, und sie war plötzlich überzeugt, dass sie allein im Haus sein musste, um sich zu konzentrieren und ein Gefühl dafür zu entwickeln, wer diese Menschen waren und was ihnen zugestoßen sein könnte.
    »Ich muss noch ein paar Anrufe erledigen, und ich weiß nicht, wie lange das dauern wird.« Sie sah auf ihre Uhr. Der erste Anruf war privat und duldete keinen Aufschub - sie musste Duncan sagen, wo sie war und was sie hier tat. »Fahr ruhig«, sagte sie zu Hazel. »Ich nehme die U-Bahn von der Liverpool Street, wenn ich hier fertig bin. Streng genommen begehe ich hier Hausfriedensbruch, solange Tim und Alia nicht dabei sind, und ich möchte dich da ungern hineinziehen.« Sie erwähnte nicht, dass das Haus vielleicht der Tatort eines Verbrechens war und dass sie es nach Möglichkeit vermeiden sollte, Spuren zu verwischen.
    »Aber ich -« Hazel vollendete den Satz nicht, doch ihr Schweigen war beredt genug - sie wollte nicht nach Hause fahren.
    Spontan nahm Gemma sie in den Arm und küsste sie auf die Wange. »Ich rufe dich ganz bald an.Versprochen.«
    Als Hazel ihren Golf erreicht hatte, drehte sie sich noch einmal um. »Ich habe mich ganz schön zickig benommen, nicht wahr? Es ist bloß -« Sie zuckte mit den Achseln. »Ach, ist auch egal. Ich hoffe nur, dass Tims Freund nichts zugestoßen ist.«
    »Das hoffe ich auch«, erwiderte Gemma.
     
    Duncan Kincaid lag ausgestreckt auf dem Wohnzimmersofa, die aufgeschlagene Samstagsausgabe der Times vor sich auf dem Couchtisch und auf dem Boden ausgebreitet, einen Hund quer
über der Brust und eine Katze zu seinen Füßen. Er hatte die Tür zum Garten weit aufgerissen, um auch nicht das leiseste Abendlüftchen zu verpassen, aber es war immer noch drückend schwül, und Geordie, der Cockerspaniel, brachte ihn ins Schwitzen.
    »Du machst dich zu breit, Freundchen«, sagte er, fühlte sich aber zu schlapp, um den Hund zu vertreiben, und streichelte stattdessen seine dunkelgrauen Ohren. Geordie stieß einen tiefen Seufzer der Zufriedenheit aus und schmiegte sich noch enger an Kincaids Brust.
    An diesem Nachmittag hatte Kincaid bei dem Mieter seiner Wohnung in der Carlingford Road vorbeigeschaut und die Fahrt nach Hampstead gleich mit einem Besuch von Hampstead Heath mit den beiden Jungs und den Hunden verbunden.
    Der Wahnsinn hatte durchaus Methode - nachdem sie so lange Frisbee gespielt, den Ball gejagt und nach imaginären vergrabenen Schätzen gesucht hatten, bis alle erschöpft waren, konnte Kincaid wenigstens für ein paar Stunden seine wohlverdiente samstagnachmittägliche Ruhe genießen. Die Jungs waren oben in ihren Zimmern, und das dumpfe Basswummern aus Kits iPod-Boxen bildete einen merkwürdig beruhigenden Kontrapunkt zum Schnarchen der Hunde.
    Als sein Handy klingelte, reckte er sich nach dem Couchtisch, um nach dem Telefon zu angeln, und bei dem Manöver rutschte Geordie ihm von der Brust. »’tschuldigung, ihr zwei«, sagte er, als Sid, der schwarze Kater der Familie, den Kopf hob und fauchend seine Verärgerung über die Störung bekundete.
    Er hatte mit einem Anruf von Gemma gerechnet und war entsprechend überrascht, als er den Namen auf dem Display las. Welchen Grund gab es, ihn anzurufen und nicht Gemma? Ein Anflug von Panik durchzuckte ihn, als er sich aufsetzte und den Anruf annahm.
    Er hörte zu, sagte, was man in einem solchen Fall eben so
sagte, und als er schließlich das Gespräch beendete, spürte er den Schock wie eine Faust in der Magengrube.
    Als es erneut läutete, saß er immer noch mit dem Telefon in der Hand da und starrte mit leerem Blick das Ölgemälde eines Jagdspaniels über dem Kamin an, ein Geschenk an Gemma von seinem Cousin Jack.
    Diesmal war es tatsächlich Gemma, und er nahm sich einen Moment Zeit, um sich zu sammeln, ehe er die Verbindungstaste drückte und sich mit einem munteren »Hallo, Schatz« meldete.
    Ehe er noch etwas hinzufügen konnte, überfiel ihn Gemma schon mit einer komplizierten Geschichte, in der es um einen verschwundenen Freund von Tim Cavendish ging. Als es ihm endlich gelang, sie zu unterbrechen, sagte er: »Warte mal - was hast du gesagt, wo du bist?«
    »In Spitalfields«, antwortete sie. »Ich weiß nicht, wie lange ich brauchen werde. Ich muss mit jemandem vom hiesigen Revier sprechen. Kennst du irgendwen in Tower

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