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Wenn Die Wahrheit Stirbt

Titel: Wenn Die Wahrheit Stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie , Andreas Jäger
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Mädchen mitnehmen.«
    Gemma schüttelte den Kopf. »Charlotte kennt Tim und war schon mit ihrem Vater dort, die Umgebung ist ihr vertraut. Und Tim hat eine Beziehung zu ihrem Vater, ob sie nun persönlicher oder beruflicher Natur ist - du aber nicht.«
    Sie wandte sich an Alia, die Charlotte immer noch sanft im Arm wiegte. »Alia, könnten Sie mit Charlotte nach oben gehen und für sie ein paar Sachen für die Nacht zusammensuchen?«
    »Okay.« Alia blickte unsicher zwischen ihr und Tim hin und her. »Aber - Aber was ist, wenn Mr. Naz nach Hause kommt und wir nicht hier sind?«
    »Sie und Dr. Cavendish können ihm beide einen Zettel schreiben, und Dr. Cavendish wird ihm Nachrichten auf dem Anrufbeantworter und der Mailbox hinterlassen. Tim, hast du seine Handynummer und seine Büronummer?« Als Tim nickte, wandte Gemma sich wieder an Alia. »Dr. Cavendish und ich werden uns beide Ihre Nummer notieren.Wir sagen Ihnen Bescheid, sobald wir irgendetwas in Erfahrung bringen. Und Sie
haben sich heute ganz toll um Charlotte gekümmert.« Gemma lächelte; sie wollte Alia beruhigen, aber ihr Instinkt als Polizistin ließ sämtliche Warnleuchten aufblinken.
    »Aber was soll ich …«
    »Kleider zum Wechseln, Schlafanzug, Zahnbürste, Haarbürste.« Gemma dachte kurz nach. »Hat sie eine Lieblingsdecke oder ein Lieblingsstofftier?«
    »Einen grünen Elefanten. Sie nennt ihn Bob.« Alias Züge entspannten sich zu einem angedeuteten Lächeln. »Warum, weiß ich auch nicht.«
    »Okay. Also, Bob kommt auch mit. Machen Sie ein Spiel daraus, wenn Sie können«, fügte Gemma leise hinzu, als Alia aufstand und sich Charlotte auf die Hüfte hob.
    Während Alia hinausging, machte Hazel sich daran, das Geschirr vom Tisch abzuräumen. Ihre heftigen Bewegungen verrieten ihre Missbilligung.
    Mit ihrer verstimmten Freundin konnte Gemma sich später noch auseinandersetzen. Jetzt wandte sie sich zu Tim um, als dieser sagte: »Gemma, denkst du, dass - Kann es wirklich sein, dass Naz etwas zugestoßen ist?«
    »Ich weiß es nicht. Aber ich denke, es würde helfen, wenn ich genau wüsste, was mit der Frau deines Freundes passiert ist.«
    »Niemand weiß etwas Genaues. Das habe ich dir doch gesagt. Es gab eine Vermisstenanzeige und einen Aufruf an die Bevölkerung im Fernsehen und in der Presse. Die Polizei ermittelte. Naz wurde - also, sie haben Naz doch tatsächlich wie einen Verdächtigen behandelt.« Tim klang entrüstet, und die Haut unter seinem Bart lief verräterisch rot an. Hazel, die gerade das Backblech abtrocknete und ihnen den Rücken zukehrte, verharrte reglos.
    Da war sie auf ein Minenfeld gestoßen, dachte Gemma, und sie würde es sehr vorsichtig durchqueren müssen, wenn sie keine Explosion der Feindseligkeit zwischen diesen beiden auslösen
wollte, auf deren Kooperation sie angewiesen war. Sie setzte sich zu Tim aufs Sofa, so nahe, dass sie ihn berührte. »Gehen wir mal ein Stück zurück. Du sagtest, die Frau deines Freundes heißt Sandra. Sie ist also keine Pakistani?« Obwohl der Name in Kombination mit der hellen Haar- und Augenfarbe und den krausen Locken der Tochter diese Schlussfolgerung nahelegte, musste sie diese Frage stellen.
    »Nein. Ihr Name war Sandra Gilles.« Gemma fiel auf, dass Tim die Vergangenheitsform benutzte. »Sie ist in einer Sozialsiedlung in Bethnal Green aufgewachsen; ihre Familie lebt immer noch dort. Ihre Mutter, ihre Halbbrüder und eine Halbschwester. Die Familie hatte etwas gegen die Ehe, und Naz und Sandra hatten etwas gegen die Familie. ›Arbeitsscheues Gesindel‹, so hat Sandra sie laut Naz genannt. Oder noch Schlimmeres. Sandra hat sie nicht an Charlotte herangelassen. Es machte sie rasend, dass sie auf Naz herabblickten, obwohl er hart für seinen Schulabschluss gearbeitet und Jura studiert hatte, während von denen keiner einer geregelten Arbeit nachging. Von Sandras Erfolg als Künstlerin waren sie auch nicht begeistert - sie hielte sich wohl für was Besseres, meinten sie.«
    »Sie war Künstlerin?« Hazel war mit dem Aufräumen fertig und hatte sich an den Esstisch gesetzt. Offenbar war ihre Neugier größer als ihre Verärgerung.
    »Textilcollagen. Naz hat ihr geholfen, ihr Kunststudium am Goldsmiths College abzuschließen, als sie frisch verheiratet waren. Sie wurde sogar ziemlich erfolgreich - Ausstellungen in Galerien, einige große Auftragsarbeiten. Naz sagte, sie habe ihre Arbeit geliebt.«
    »Gab es Probleme in der Ehe?«
    »Nein«, wehrte Tim heftig ab. »Die beiden hatten

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