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Wenn Die Wahrheit Stirbt

Titel: Wenn Die Wahrheit Stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie , Andreas Jäger
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zu fühlen.
    »Wenn ich’s euch sage, Naz würde so etwas nie tun! Es muss eine andere Erklärung geben.« Er sah Gemma an. »Können wir ihn als vermisst melden?«
    »Offiziell jedenfalls nicht. Nicht vor morgen. Aber unter den gegebenen Umständen sollte die zuständige Wache alarmiert werden. Ich werde mal sehen, ob wir irgendetwas im Computer haben, was damit in Verbindung stehen könnte; außerdem kann ich die Einlieferungen in die Krankenhäuser überprüfen und mit den Nachbarn reden. Und wenn du mir den Namen von Naz’ Partnerin gibst, werde ich sehen, ob ich ihre Privatnummer und ihre Adresse ermitteln kann.« Auf der Treppe war ein Aufstampfen zu hören, und man hörte eine protestierende Kinderstimme.
    »Tim«, sagte Gemma hastig, »ich hätte gern von dir die Erlaubnis, mich hier im Haus umzusehen.Vielleicht finde ich eine Notiz, eine Telefonnummer oder sonst irgendetwas, was uns weiterhilft. Selbstverständlich inoffiziell.«
    »Aber ich -«
    »Es gibt sonst niemanden, den ich fragen könnte.«
    »Na schön. Okay.« Er straffte die Schultern, wie um die Last dieser Verantwortung auf sich zu nehmen.
    »Und, Tim«, fügte Gemma hinzu, »ich brauche eine Beschreibung.«

5
    Wenn ich in der gespenstischen Dunkelheit jener einsamen Nächte in Spitalfields saß und arbeitete und wenn dann das Zimmer und ich selbst auf das gleiche Ziel hinarbeiteten, fühlte ich mich der Vergangenheit näher denn je.
    Dennis Severs, 18 Folgate Street
     
     
    Alia hatte Charlottes kleine rosa Tasche abgestellt und war schon an der Haustür angelangt, als die Kleine begriff, dass das Kindermädchen ohne sie gehen wollte. »Lia!«, schrie sie und hängte sich wie eine Klette an Alias Bein.
    Alia befreite sich aus der Umklammerung, ging in die Hocke und nahm Charlotte in den Arm. »Du gehst jetzt schön mit Dr. Tim, Char. Ich komm dich auch bald besuchen.« Sie sah hilflos zu Gemma auf, und ihre Augen füllten sich mit Tränen.
    Gemma bückte sich, hob Charlotte hoch und setzte sie sich automatisch auf die Hüfte, als sie die Tür öffnete. Der Nachmittag ging schon in den Abend über, und der Schatten des mächtigen Kirchturms verdunkelte die Straße. Der Verkehr war dichter geworden, und hier und da wehten aus einem offenen Fenster Stimmen und Fernsehgeräusche in die warme Augustluft hinaus.
    Der Körper des kleinen Mädchens war krampfhaft angespannt. Ihre Haare kitzelten Gemma an der Nase; sie dufteten nach Babyshampoo und ganz schwach nach Curry.
    »Lia«, weinte Charlotte wieder, »will mit dir gehen!« Sie
wand sich und reckte sich so heftig nach Alia, dass Gemma fast das Gleichgewicht verloren hätte. Sie drückte Charlotte fester an sich, spürte ihren kleinen Körper und die Wärme, die durch das dünne T-Shirt strahlte.
    »Gehen Sie«, flüsterte Gemma Alia zu.
    Alia lächelte sie unsicher an, dann machte sie kehrt und eilte in Richtung Brick Lane davon, den Kopf gesenkt, ihre schwere Handtasche über die Schulter gehängt.
    »Du solltest besser auch gehen«, wandte Gemma sich an Tim. Charlotte weinte noch immer, aber nunmehr lautlos; dicke Tränen liefen ihr über die Wangen, während sie Alia nachsah, bis sie um die Ecke verschwunden war. »Du würdest sicher gerne mit Holly spielen, nicht war, Schatz?«, redete Gemma sanft auf Charlotte ein, doch die Tränen wollten nicht versiegen. Widerstrebend übergab Gemma sie an Tim und ging zurück, um die Sachen des Mädchens zu holen.
    Sie sah so klein und hilflos aus, wie sie da auf Tims Armen lag, doch sie musste seine vertraute Nähe als tröstlich empfunden haben, denn als Gemma ihr ihren grünen Stoffelefanten hinhielt, nahm sie ihn und drückte ihn sich an die Brust. »Lässt du Bob auch mit Holly spielen?«, fragte Gemma, worauf Charlotte ernsthaft nickte. »Braves Mädchen.«
    »Sehen wir uns dann später?«, fragte Tim, der nach wie vor sehr beunruhigt wirkte.
    »Ich rufe vorher an, falls es irgendetwas Neues gibt.« Alia hatte ihr die Schlüssel dagelassen, und Gemma hatte mit Tim ausgemacht, dass sie nach Islington fahren und sie ihm zurückgeben würde, nachdem sie sich im Haus umgesehen hatte.
    Tim nickte und trug Charlotte zu seinem Volvo, um sie in Hollys Kindersitz auf der Rückbank, der für Charlotte viel zu groß war, zu setzen und sorgfältig festzuschnallen. Dann stieg er ein und fuhr davon, ohne sich noch einmal umzusehen.
    »Ich kann noch bleiben«, sagte Hazel. »Ich könnte dir helfen.
Und später könnte ich dich nach Islington fahren, damit du

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