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Wenn Die Wahrheit Stirbt

Titel: Wenn Die Wahrheit Stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie , Andreas Jäger
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zerknitterter grauer Anzug, das graue Haar kurz geschoren. Sie dachte an die Beamten des Royal Protection Command, die sie am Abend zuvor vor dem Beigel Bake gesehen hatte - er sah aus, als wäre er aus dem gleichen Holz geschnitzt. Als sie unter dem Absperrband durchschlüpfte und ihm ihren Ausweis hinhielt, sah sie, dass seine Augen ebenfalls grau waren - sie hatten die Farbe von Granit und strahlten auch ungefähr so viel Freundlichkeit aus wie ein Steinklotz.
    »Nicht mein Team«, sagte er. »Demnach müssen Sie James sein.«
    Sie nickte. »Inspector Weller? Was ist hier los?«
    Weller trat zur Seite, um einen Kriminaltechniker in weißem Schutzanzug vorbeizulassen, und Gemma sah, dass unter den Einsatzfahrzeugen, die auf der Straße parkten, auch ein Transporter der Spurensicherung war. Weller bedachte sie mit einem taxierenden Blick, und sie wünschte sich, sie hätte eine angemessenere Dienstkleidung gewählt als Jeans, Spaghettiträger-Top und Sandalen. »Wie wär’s, wenn Sie mir erzählen, was Sie mit Naz Malik zu schaffen hatten?«
    Hatten. Vergangenheit. Gemmas Hoffnung erstarb, doch sie erwiderte ruhig: »Das habe ich doch in meiner Nachricht schon erklärt. Ein gemeinsamer Bekannter rief mich an; er machte sich Sorgen, weil Mr. Malik zu einem Treffen nicht erschienen war. Haben Sie ihn gefunden?«

    »Sind Sie Naz Malik irgendwann einmal begegnet?«
    »Nein«, erwiderte Gemma scharf. Sie mochte das Gefühl nicht, verhört zu werden. »Ich habe gestern zum ersten Mal seinen Namen gehört. Warum -«
    »Oder haben Sie ein Foto gesehen?«
    Gemma dachte an das Haus in der Fournier Street, die leeren Räume und die Familienfotos an Sandra Gilles’ Korkwand. »Ja. Gestern, als ich in seinem Haus war.«
    Weller sah mit finsterer Miene nach den parkenden Einsatzfahrzeugen; er schien kaum zugehört zu haben. Gemma sah den hellen Schimmer von Bartstoppeln auf seinem Kinn, die runzligen Tränensäcke unter seinen Augen. »Warten immer noch auf die verdammte Rechtsmedizin«, grummelte er. Dann richtete er seinen grimmigen Blick auf Gemma. »Sie sollten sich das vielleicht mal anschauen. Kann nicht schaden, wenn noch jemand die Identifizierung bestätigt.«
    Er machte kehrt und marschierte los. Der Weg stieg leicht an, auf der linken Seite war er von blühenden Sträuchern gesäumt, auf der rechten von einer Backsteinmauer. Nach wenigen Schritten gabelte er sich, und Weller nahm die linke Abzweigung.
    Der gepflasterte Weg verengte sich ein wenig. Die Vegetation wurde dichter, Baumkronen verdeckten den Himmel, und zur Linken verlief ein primitiv aussehender Zaun aus hüfthohen Holzlatten.Vor und hinter sich konnte Gemma nur noch Grün sehen. Der Platz schien so isoliert, als wäre er aus dem Herzen der Metropole herausgerissen und auf irgendeinem fernen Planeten wieder abgesetzt worden. Ein treffendes Bild, dachte sie, als sie hinter einer Wegbiegung ein Grüppchen weiß gekleideter Kriminaltechniker erblickte - sie sahen aus wie Invasoren aus dem All, die sich über einen kostbaren Fund beugten.
    Aber es waren, wie Gemma beim Näherkommen erkannte, nur einige zerbrochene Zaunlatten, denen ihr Interesse galt, und das Stück Boden dahinter. Ein ebenfalls weiß gewandeter
Fotograf bewegte sich in einem merkwürdigen Entengang, was die Szene noch surrealer wirken ließ.
    Und dann war sie nahe genug, um zu sehen, was diese ganzen Aktivitäten ausgelöst hatte - im Unterholz hinter dem kaputten Zaun lag ein Mann mit dem Gesicht nach unten, die Beine und einen Arm abgespreizt wie die Verbindungsstücke eines Puzzleteils.
    Die Kriminaltechniker traten zur Seite, als sie Weller erblickten. Dieser beäugte Gemma erneut kritisch, während er Überschuhe aus Papier und Handschuhe aus der Jackentasche zog und sie ihr reichte. Während Gemma beides anlegte, sagte er in etwas entspannterem Ton: »Eine Joggerin hat ihn am frühen Morgen gefunden. Zuerst hat sie den kaputten Zaun bemerkt, dann den Schuh.« Er zeigte darauf. »Als sie sah, dass in dem Schuh noch ein Fuß steckte, ist sie drübergestiegen, um nachzusehen. Mutig von ihr, aber damit hat sie mir wahrscheinlich meinen Tatort versaut.«
    Gemma kannte diesen Ton - auch sie sprach oft von einem Tatort wie von ihrem persönlichen Besitz. Sie sah Weller von der Seite an, nachdem sie sich die Handschuhe übergestreift hatte. »Sie sagten, ich sollte die Identifizierung bestätigen. Waren Sie der Erste?«
    Weller nickte. »Hab ihn damals ein Dutzend Mal zum Verschwinden seiner

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