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Wenn Die Wahrheit Stirbt

Titel: Wenn Die Wahrheit Stirbt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deborah Crombie , Andreas Jäger
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Frau befragt.«
    »Was ist passiert? Wie ist er -«
    »Sagen Sie es mir doch.«
    Gemma war sich nicht sicher, ob er sie nur provozieren wollte oder ob er wirklich an ihrer Meinung interessiert war. Ihr Blick ging wieder zu der Leiche, und sie spürte, wie sich alles in ihr sträubte. Die Sache ging ihr allzu nahe, aber durch langes Zögern würde sie es auch nicht besser machen. Es wurde rasch wärmer, es wimmelte von Fliegen - wahrscheinlich schon seit Tagesanbruch -, und in der Hitze würde der Geruch zunehmend
unerträglich werden. Schon jetzt schwitzten ihre Hände in den Latexhandschuhen.
    Gemma schob sich vorsichtig durch die Lücke im Zaun und ging in die Hocke. Sie musste sich beherrschen, um nicht nach den Fliegen zu schlagen, während sie die Details auflistete. »Männliche Leiche, saubere und gepflegte Erscheinung«, stellte sie fest. »Ein bisschen dünn, aber nicht auffällig unterernährt. Die Kleider passen zu der Beschreibung, die Naz Maliks Kindermädchen geliefert hat - hellbraune Hose und legeres Polohemd.« Nur der rechte Arm war zu sehen, der linke war unter dem Körper eingeklemmt. »Ein paar kleinere Kratzer am Handrücken, die sich durch Kontakt mit dem Unterholz erklären lassen.« Sie beugte sich weiter vor, und diesmal gab sie dem Impuls nach und verscheuchte eine Fliege, ehe sie die dunklen Haare am Hinterkopf des Opfers eingehend untersuchte, ebenso wie das Laub, das um den Leichnam herum lag. »Keine offensichtlichen Verletzungen, auch keine Spuren von Blut, das aus einer verdeckten Wunde austritt. Kein Alkoholgeruch.« Sie blickte zu Weller auf. »Hatte er einen Ausweis dabei?«
    »Seine Brieftasche steckte in der Gesäßtasche«, antwortete er.
    Vorsichtig wechselte Gemma auf die andere Seite. Soweit sie es erkennen konnte, stimmte das Profil des Opfers definitiv mit den Fotos überein, die sie von Naz Malik gesehen hatte. Aber etwas fehlte - sie drehte sich zu den Kriminaltechnikern um. »Hat jemand von Ihnen seine Brille gefunden?«
    »Nein, keine Spur davon«, antwortete eine mollige Frau, die selbst eine dicke Brille trug.
    »Und lag die Leiche genau so? Mit der Nase in der Erde?«
    »Ich sagte doch, dass wir noch auf den Typen von der Rechtsmedizin warten, oder nicht?« Weller klang müde und gereizt. »Selbstverständlich haben wir ihn nicht von der Stelle bewegt. Und die Joggerin hatte zum Glück mehr Verstand als die meisten.«

    »Ob er wohl schon tot war, als er fiel?«, fragte Gemma sich selbst ebenso sehr wie Weller.
    »Entweder das oder so stark beeinträchtigt, dass er sich nicht bewegen konnte.Vielleicht durch Drogen«, spekulierte Weller.
    »Er hat keine Drogen genommen«, protestierte Gemma. »Jedenfalls laut meinem Bekannten.Vielleicht war er krank -«
    »Und hat es irgendwie fertiggebracht, den Zaun einzureißen, während er einen Herzinfarkt hatte?« Weller gab sich keine Mühe, seinen Sarkasmus abzumildern.
    »Sie können nicht wissen -«
    »Ich habe den Verdacht, dass Sie beide in Ermangelung von Fakten wild spekulieren.« Die Stimme, die Gemma unterbrach, fiel durch eine knappe, präzise Aussprache auf, und Weller fuhr bei ihrem Klang zusammen.
    Als Gemma den Kopf hob, konnte sie den Mann sehen, der hinter Weller aufgetaucht war. Er war asiatischer Herkunft, kaum älter als dreißig, von etwas dunklerer Hautfarbe als Naz Malik. Seine kurzen, pechschwarzen Haare waren mit Gel zu Stacheln frisiert, und er trug eine ausgefranste Jeans zu einem schwarzen T-Shirt mit dem Schriftzug The Rotten Hill Gang auf der Brust. In der Hand hielt er einen Instrumentenkoffer, wie ihn die Rechtsmediziner benutzten.
    »Mann Gottes!«, rief Weller. »Willst du vielleicht, dass ich auch einen Herzinfarkt kriege?«
    »Vielleicht sollten Sie lieber mal Ihr Hörgerät durchchecken lassen, Inspector.« Der Mann klappte seinen Koffer auf und streifte sich Handschuhe über.
    »Und du, Rashid - hast wohl mal wieder ausgiebig an der Matratze gehorcht, wie? Wir warten schon über eine Stunde.«
    »Ich hatte noch einen anderen Fall, in Poplar - und es gehört leider nicht zu meinen Qualifikationen, mich quer durch London zu beamen.« Der Rechtsmediziner sah Gemma fragend an, und sie bemerkte, dass seine Augen nicht, wie sie erwartet hatte,
braun waren, sondern von einem dunklen Graugrün. »Haben Sie eine neue Kollegin, Inspector?«
    Gemma richtete sich auf, wobei sie auf dem unebenen Untergrund ein wenig ins Wanken geriet, und ergriff das Wort, ehe Weller etwas erwidern konnte. »Gemma James.

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