Wenn du denkst, du hast mich schon
ihre Unterlippe vor. „Ich verstehe nicht, was ihr gegen Travis habt. Was hat er euch eigentlich getan?”
Megan rückte zur Seite, zog die Knie hoch und legte ihr Kinn darauf. Die Wende der Unterhaltung behagte ihr nicht, aber ihr fiel auch kein Themawechsel ein, der nicht zu auffällig war.
Zu ihrer Verwunderung antwortete Mollie, die sonst so selten etwas sagte: „Er hält sich für den Größten, deshalb. Läuft immer in diesen engen Jeans herum, hat den Hut fast bis auf seine teure Sonnenbrille herabgezogen und lächelt jedes Mädchen so an, als müsste sie nur schon bei einem Blick vo n ihm in Ohnmacht fallen. Ich finde ihn regelrecht widerlich.”
Megan wurde es schwer ums Herz. „Ich wusste gar nicht, dass du ihn so sehr ablehnst”, flüsterte sie.
„Du hast noch nie ein gutes Haar an ihm gelassen!” wandte Mollie verwundert ein. „Ich weiß noch, als ihr beide in der Schule wart, hast du dich immer über ihn beschwert und mit was weiß ich für Ausdrücken um dich geworfen. Mom hat darüber gelacht, wie du dich über ihn aufgeregt hast, erinnerst du dich?”
„Da war ich noch ein Kind. Ihm hat es Spaß gemacht, mich auf dem Schulweg zu ärgern.
Wir waren fast eine Stunde mit dem Schulbus unterwegs, so dass er genügend Zeit hatte, sich irgendeinen Unsinn auszudenken.”
„Also, meine Freundin Betsy hat mir erzählt, wie er mit ihrer älteren Schwester geflirtet hat”, berichtete Mollie, und ihre Wangen röteten sich. „Er hat das so lange getrieben, bis Betsys Schwester sich in ihn verliebt hat. Dann hat er sie fallenlassen, als würde sie ihm nichts bedeuten. Das hat er mit vielen gemacht. Ich finde, er sollte verschwinden und für immer wegbleiben!”
„Ich bin nicht dafür. Er sieht großartig aus”, widersprach Maribeth ihr. „Nur weil ihr beide keinen Freund habt, müsst ihr doch nicht gleich einen so gutaussehenden Mann wie Travis miesmachen. Bobby sagt…”
„Nicht doch. ” Megan schüttelte den Kopf. „Wenn Bobby das sagt, ist es das Evangelium, nicht wahr?”
„Bobby kennt sich mit Rodeos aus. Er geht mit seinem Vater zu jeder Veranstaltung, hat auch schon Travis gesehen und sagt, er wäre total beeindruckend. Schließlich ist er vergangenes Jahr World Champion geworden.”
Megan stand auf. „Ich gehe jetzt mal lieber ins Bett. Neben dir fühle ich mich schon alt, Maribeth”, bekannte sie und strich ihrer Schwester übers Haar. „Ihr habt euch sicher gut amüsiert.”
„Ja, bei Rita gibt es immer viel zu lachen. Ihre Mom meint, ich könnte jederzeit wieder bei ihnen übernachten.”
„Schön. Freut mich zu hören, dass du dich nicht unmöglich benommen hast.” Megan fing Mollies Blick auf und deutete knapp zum Flur hinüber. „Bis morgen.” Müde stieg sie die Treppe hinauf und hoffte, Mollie hätte das Zeichen verstanden, das sie ihr gegeben hatte.
Heute abend würde sie nicht eher einschlafen, bis sie nicht mit ihr über alles gesprochen hatte.
Sie hatte nicht gewusst, dass Mollie Travis so heftig ablehnte. Natürlich war sie nicht ganz unschuldig an der Abneigung ihrer Schwester. Sie selbst hatte sich nicht die Mühe gemacht, mit ihren wahren Empfindungen hinterm Berg zu halten. Aber jetzt musste sie Mollie wenigstens eine Erklärung für ihre plötzliche Meinungsänderung geben -und das, ohne ihr die ganze Wahrheit zu sagen. Wenn Travis wollte, dass niemand die Wahrheit erfuhr, dann war sie ihm das schuldig.
Sie streifte ihren Morgenrock ab und sank auf die Bettkante. Was für eine Katastrophe!
Zuerst war ihr Travis’ Vorschlag recht vernünftig erschienen. Eine Ehe für ein Jahr, eine begrenzte Partnerschaft. Eine reine Geschäftsvereinbarung. Dafür, dass er ihr mit der Ranch half, würde sie ihn heiraten. War das nicht vernünftig?
Sie bezweifelte, dass Mollie es so sehen würde. Fürsorglich, wie Mollie veranlagt war, würde sie vermutlich glauben, dass Megan in ihn verliebt war oder so ähnlich. Bestimmt würde sie aber annehmen, dass Megan hinterher enttäuscht sein würde, auch wenn das gar nicht passieren konnte.
In dem Moment hörte Megan ein leises Klopfen an der Tür. „Komm rein”, bat sie.
„Du wolltest mit mir sprechen?” erkundigte sich Mollie, als sie den Raum betrat.
„Ja.” Megan klopfte aufs Bett, und Mollie nahm neben ihr Platz. „Ich wollte etwas mit dir besprechen, was Maribeth nicht unbedingt mitbekommen muss. Zumindest jetzt noch nicht.”
„Das kann ich verstehen. Was du ihr erzählst, kannst du auch gleich in
Weitere Kostenlose Bücher