Wenn du denkst, du hast mich schon
er in deiner Gunst so enorm gestiegen?”
Beklommen verschränkte Megan ihre Hände im Schoß und betrachtete aufmerksam ihre Finger. „Er hat mir angeboten, uns zu helfen, bis wir über das Schlimmste hinweg sind. Er will nicht, dass wir die Ranch verlieren.”
Mollie lehnte sich gegen den Türrahmen. „Es fällt mir schwer, das zu glauben. Was hat er denn davon?”
Megan vermied es, Mollies Blick zu begegnen. „Er hat gesagt, er will uns bloß helfen, da wir uns schon so lange kennen und Nachbarn sind und so.”
„Aha. Und dann bittet er dich, mit ihm auszugehen. Was steckt in Wirklichkeit dahinter?
Irgendwelche Verpflichtungen müssen doch daraus erwachsen. Sicher hat Maribeth ihm unsere Situation detailliert geschildert, und er weiß ganz genau, dass wir kein Geld haben, ihm etwas zurückzuzahlen, wenn er uns etwas leiht.”
Nun sah Megan keine Möglichkeit mehr, Mollie die Wahrheit zu verschweigen. Sie presste ihre Hände fester gegeneinander und schaute zu Mollie auf. „Er hat mich gefragt, ob ich ihn heirate.”
„Was?” schrie Mollie entsetzt auf und war mit einem Schritt wieder beim Bett.
„Pst! Maribeth hört dich noch!”
Mollie legte beide Hände über ihren Mund, starrte Megan eine Weile reglos an und begann, auf und ab zu gehen. Megan schloss die Augen. Es war schwerer, als sie es sich vorgestellt hatte. Aber was konnte sie auch bei ihrer langjährigen - wenn auch etwas einseitigen - Fehde mit Travis anderes erwarten?
Schließlich hielt Mollie inne und raunte ihr zu: „Hat der Mann Nerven! Glaubt er etwa, du würdest dich verkaufen wie eine …”
„Mollie, ich habe seinen Antrag angenommen”, entgegnete Megan ruhig.
Mollie wich zurück, als hätte sie eine Ohrfeige bekommen. Ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen. „Oh, Megan, nein”, flüsterte sie atemlos. „Bitte nicht. Das musst du nicht tun. Ich weiß, du hast dir Sorgen gemacht, was aus uns wird, aber nichts ist es wert, dass du dein Glück so wegwirfst.” Tränen stiegen ihr in die Augen.
Rasch kletterte Megan vom Bett und umarmte ihre Schwester. „Aber, Mollie … es ist in Ordnung so. Wirklich. Wir betrachten die Sache wie eine Geschäftsvereinbarung. Er wird die meiste Zeit nicht mal hier sein. Er muss möglichst an allen Rodeoveranstaltungen teilnehmen, um die Punkte zu erzielen, die er braucht. Weißt du, er kann nur selten nach Hause kommen.”
Sie lehnte sich zurück, so dass sie Mollies Gesicht sehen konnte.
Rasch schnappte sie sich ein Taschentuch und tupfte der Schwester die Tränen von den Wangen. „Einen Kredit konnte ich nicht von ihm annehmen, Mollie. Dann wäre ich ihm verpflichtet gewesen.”
„Megan! Was, um alles in der Welt, ist denn eine Ehe? Bedeutet das für dich etwa keine Verpflichtung?”
„Für uns ist es eine Partnerschaft”, erwiderte sie hastig. „Darauf haben wir uns geeinigt. Er meinte, für ihn würde es Zeit, sesshaft zu werden. Er will ein Zuhause und …”
„Aber, Megan”, wandte Mollie kopfschüttelnd ein. „Travis Kane wird dir das Herz brechen.”
Entschlossen reckte Megan ihr Kinn vor. „Wenn ich das nicht zulasse, wird das auch nicht passieren.”
„Das kannst du dir nicht aussuchen.”
Megan ließ die Arme sinken und trat vom Bett zurück. Sie ging zur Kommode hinüber und griff nach ihrem Kamm. Ganz in Gedanken spielte sie damit. „Man kann sich immer irgend etwas aussuchen, Mollie. Vergiß das nicht. Travis und ich haben uns geeinigt und sind uns auch völlig im klaren darüber, was wir machen. Es wird schon richtig sein, glaub mir. Bitte, mach dir keine Sorgen. Ich bin längst erwachsen.” Ich würde noch viel mehr auf mich nehmen, um für dich und Maribeth zu sorgen, fügte sie im stillen hinzu.
Benommen schüttelte Mollie den Kopf. „Sicher, du hast uns auch die ganze Zeit die Eltern ersetzt”, erwiderte sie, als ob sie Megans Gedanken erraten hätte. „Aber in mancher Hinsicht bist du noch jung und naiv. Ich schwöre, wenn dieser Schuft jemals versucht …”
„Mollie! So habe ich dich noch nie reden hören.” Ungläubig schaute Megan ihre Schwester an.
„Ich habe auch noch nie erlebt, dass meine Schwester sich dem Meistbietenden verkauft”, stieß sie hervor, ehe sie Megans schockiertem Blick begegnete. Sofort hastete Mollie zu ihr und umarmte sie entschuldigend. „Tut mir leid, Megan! So hatte ich das nicht gemeint. Du hast bloß schon so viele Opfer für uns gebracht, dass mir das Herz blutet, wenn ich zusehen muss, wie du dich jemandem
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