Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Wenn du mich brauchst

Wenn du mich brauchst

Titel: Wenn du mich brauchst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Frey
Vom Netzwerk:
moderner silberner Wagen mit dem Logo einer Autovermietungsgesellschaft.
    Die rote Tür öffnete sich. »Shar …«
    Eine Frau kam heraus. Ich hielt den Atem an und zitterte von Kopf bis Fuß. Es war eine idiotische Idee gewesen, hierher zu kommen. Was sollte ich hier?
    »Shar, ich kann nicht … atmen …«, hauchte ich.
    Wieder legte Shar ihre Hand auf mein Bein.
    »Entspann dich. Sie kann es nicht sein«, sagte sie dabei leise. »Zu alt.«
    Der braune Hund fing an zu bellen.
    »Er scheint sie nicht besonders leiden zu können«, flüsterte Sharoni. »Wer sie wohl ist? Vielleicht – deine Großmutter …?«
    Ich schloss die Augen und dachte an meine Großmutter in Ramat Aviv. Wie lange war es her, dass ich dort gewesen war? Eine Ewigkeit, bestimmt zwei Jahre. Die Eltern meines Vaters lebten nicht mehr – konnte es wirklich sein, dass diese Frau dort draußen meine wahre Großmutter war?
    »Bitte, Shar, lass uns nach Hause fahren«, sagte ich mit aller Kraft.

19. SKY
    »Wie lange wird – er noch bleiben?«, fragte Moon am Wochenende.
    »Er ist dein Dad, Moon«, sagte Rosie, die schon die ganze Zeit versuchte, ihre Freundin Jilliam am Telefon zu erwischen. »Wo steckt dieses Weib nur?«, murmelte sie düster. »Bestimmt bei diesem Geoff, da verwette ich mein letztes Hemd drauf! Sie hat ihn letzte Woche bereits mit den Augen verschlungen …«
    »Wer ist Geoff?«, fragte Kendra, die das Wochenende bei mir im Schimmelzimmer verbrachte, obwohl ich sie nicht darum gebeten hatte.
    »Geoff leitet unsere Lachtherapiegruppe«, antwortete meine Mom.
    »Was habt ihr schon wegen dieser – Verwechslung unternommen?«, platzte Hamburg/weiblich mitten in Kendras Bemühungen um Frieden und Eintracht.
    Keiner antwortete. Leek war im Obergeschoss und reparierte etwas im Badezimmer. Moon lag mit geschlossenen Augen lang ausgestreckt auf Rosies Yogamatte und lauschte leiser Musik aus den Ohrstöpseln seines iPods.
    »Rosie?« Dorotheas Stimme war messerscharf und verlangte nach Antwort, das war nicht zu überhören.
    Meine Mutter tippte erneut die Wahlwiederholungstaste unseres schnurlosen Telefons.
    »Rosie?«
    Ich schwieg, weil meine Kehle zugeschnürt war. Wie fast immer in letzter Zeit.
    Kendra schwieg, weil sie die Frage nicht verstanden hatte, obwohl ihr der bedrohliche Hamburger Unterton natürlich nicht entgangen war.
    »Rosa Luise!«
    »Bitte, Mutter …«, flüsterte meine Mom auf Deutsch und wählte wieder. Ihre Finger zitterten.
    »Ihr könnt nicht einfach so tun, als sei nichts geschehen, Rosie!«, erklärte Dorothea unbarmherzig.
    »Es ist nichts geschehen«, hauchte Rosie. »Die ganze Geschichte ist Unsinn. Ich möchte nicht mehr daran denken. Egal, was diese Klinik behauptet, für mich ist nichts geschehen … Vielleicht war es ein Joke. Versteckte Kamera. Etwas in der Art. Oder eben ein Systemfehler des Krankenhauses. Sky ist meine Tochter, alles andere ist mir egal …«
    Hamburg/weiblich schüttelte den Kopf. »So warst du schon immer, Rosa«, sagte sie kühl. »Unrealistisch, naiv, labil. Sieh dich doch an: ohne Beruf, ohne Zukunft, ohne finanzielle Absicherung – mit einem Mann, der dich betrügt und alleine lässt, wann immer ihm danach ist, mit zwei Kindern, die ein besseres Leben verdient hätten als – dieses …«
    Sie machte eine Geste, die dieses Haus, dieses Viertel, diese Stadt und das ganze Land einschloss, dieselbe Geste, wie Rosie sie vor nicht allzu langer Zeit einmal gemacht hatte. Allerdings in einem völlig anderen Zusammenhang.
    »… und jetzt diese Geschichte mit Sky!«, sagte Dorothea drohend. »Rosie, Kliniken irren sich in so etwas nicht! Wenn eine Klinik zugibt, einen derartigen Fehler gemacht zu haben, dann kannst du dir sicher sein, dass die Sache der Wahrheit entspricht! Die Klinik wird die Angelegenheit mehrfach geprüft haben, ehe sie dich und deinen – Mann informiert hat. Keine Klinik macht so etwas zum Vergnügen!«
    Moon hatte die Stöpsel aus den Ohren genommen, Kendra lauschte stumm und Rosie begann zu weinen.
    »Sie ist nicht eure leibliche Tochter, Rosie«, schloss Dorothea. Herrmann, der hereingekommen war, nickte dazu. »Sieh der Tatsache ins Gesicht.«
    »Ich – möchte – darüber – nicht – nachdenken!«, flüsterte Rosie. »Ist das so schwer zu verstehen?«
    »Nein, das ist nicht schwer zu verstehen, Kind«, sagte Herrmann und setzte sich loyal neben Hamburg/weiblich.
    »Aber du wirst dich verhalten müssen«, drängte Dorothea.
    »Und was sollte ich denn eurer

Weitere Kostenlose Bücher