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Wenn du mich siehst - Hudson, T: Wenn du mich siehst - Hereafter

Wenn du mich siehst - Hudson, T: Wenn du mich siehst - Hereafter

Titel: Wenn du mich siehst - Hudson, T: Wenn du mich siehst - Hereafter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tara Hudson
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mich mit einer Geschwindigkeit, von der ich nichts geahnt hatte. Sie drängten sich um mich, drückten sich gegeneinander, bis sie beinahe das ganze Licht verdeckten, und stahlen sich dann näher.
    Jetzt, von diesen dunklen Gestalten umgeben, fuhr ich ruckartig mit dem Kopf zuerst in die eine und dann in die andere Richtung, auf der Suche nach so etwas wie einer Lücke in ihren Reihen. Einem Lichtstrahl zwischen ihnen. Meine Arme, die ich seitlich weggestreckt hatte, wirbelten mit mir herum. Als eine schattenhafte Seele nach mir griff, kreischte ich auf.
    Doch die Seele hielt mich nicht gefangen. In dem Moment, in dem sie versuchte, sich wie eine Schlange um meinen Arm zu winden, wurde das Leuchten auf meiner Haut heller und strahlender. Es schien dem dunklen Geist grell entgegen, durchschnitt die schwarzen Schatten um ihn und enthüllte seine beinahe menschliche Gestalt. Der Geist zuckte einen Augenblick in die Dunkelheit zurück und bewegte sich wütend. Sogleich näherten sich mir die anderen Geister, als wollten sie Vergeltung üben.
    Bevor ich mich wehren, ja, bevor ich auch nur schreien konnte, flammte das Leuchten um mich her auf. Statt in den bisherigen warmen Orange- und Gelbtönen schien das Licht so weiß und rein, dass ich meine Augen abschirmen musste. Solch ein Licht hatte ich noch nie zuvor gesehen. Es war strahlender und greller als das Leuchten, das meine Haut normalerweise im Dunkeln von sich gab. Dieses neue Leuchten war zugleich herrlich und furchteinflößend.
    Schließlich nahm das Licht so weit ab, dass ich die Hand sinken lassen konnte und gerade noch sah, wie die Menge der dunklen Geister auseinanderstob, zurück über die Straße und von dem schützenden weißen Leuchten um mich herum wegflog.
    Und ich sah Eli, der an der gleichen Stelle wartete, an der er schon vorhin gestanden hatte. Er hatte die Arme lässig vor der Brust verschränkt, eine beinahe gelangweilte Miene aufgesetzt und wartete zweifellos darauf, dass seine Diener die Dreckarbeit für ihn zu Ende brachten.
    Doch als er sah, wie seine Lakaien auseinanderstoben und seitlich über die Brücke flohen, änderte sich seine Miene. Er betrachtete seine Lakaien mit gerunzelter Stirn, und sein Gesicht wurde mit jedem dunklen Geist, der verschwand, finsterer. Erst nachdem der letzte schwarze Schatten die Brücke verlassen hatte, schaute Eli zu mir auf. Jetzt sah er böse aus. Gemein.
    Als ich ihm in die wutentbrannten Augen blickte, umzuckte der Anflug eines Lächelns meine Lippen. » Was hast du sonst noch zu bieten, Eli?«, murmelte ich.
    Mit einem tiefen Knurren stürzte er auf mich zu.

29
    E igentlich hätte ich Angst haben sollen. Und ich hatte auch Angst. Doch anstatt mich furchtsam zu ducken oder gar Eli entgegenzustürzen, um frontal mit ihm zusammenzustoßen, schloss ich die Augen.
    Ich mochte weder die Quelle des übernatürlichen Lichts um mich her kennen noch wissen, wie man es kontrollierte, aber ich wusste eines, was Eli sicherlich aufhalten würde. Also stellte ich mir mit fest geschlossenen Augen eine Reihe von Bildern vor: den Stuhl in der Bibliothek, der nach hinten flog, von mir weg; den gezackten Riss, der jetzt meine Grabplatte verunstaltete. Ich stellte mir die Brücke vor, wie sie sich kraft meines Zorns verbog.
    Dann stellte ich mir vor, wie sie entzweibrach.
    Beim Klang von ächzendem Metall unter mir schlug ich die Augen auf. Ein Blick nach unten zeigte mir, dass der Riss breiter wurde. Über mir schwangen die Metallkabel mittlerweile heftig zwischen den Trägern hin und her, und die Brücke ächzte erneut, kreischte unter dem Druck der Bewegung.
    Als ich die Aufmerksamkeit wieder auf die Straße richtete, streckte ich die Arme aus und machte mich bereit.
    Doch Eli war völlig überrumpelt. In dem Moment, als die Brücke selbst ins Wanken geriet, stolperte er und fiel auf die Knie. Ich richtete den Blick fest auf Eli und konzentrierte mich weiter, während ich mitansah, wie die Straße um ihn her aufbrach und sich verzog. Ich bewegte den Kopf kaum merklich, und der Asphalt riss so auf, dass ein klaffendes Loch entstand, durch das ich einen Blick auf den Fluss darunter erhaschte.
    Eli versuchte hastig, wieder aufzustehen, doch es gelang ihm nicht. Während er gegen die bebende Straße ankämpfte, sah er mir in die Augen. Endlich erblickte ich in den seinen, wonach ich gesucht hatte: Angst.
    In diesem meinem mächtigsten Augenblick wurde unsere Umgebung in völlige Dunkelheit getaucht. Die Dunkelheit umgab uns,

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