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Wenn du mich siehst - Hudson, T: Wenn du mich siehst - Hereafter

Wenn du mich siehst - Hudson, T: Wenn du mich siehst - Hereafter

Titel: Wenn du mich siehst - Hudson, T: Wenn du mich siehst - Hereafter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tara Hudson
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eigentlich einen ziemlich großen Gig in Oklahoma City, aber unser Tourbus blieb in Wilburton liegen, bevor wir dorthin gelangen konnten.«
    » Wow.« Gegen meinen Willen war ich beeindruckt. Ich hielt inne und fragte dann: » Du hast es wohl nie zu dem Gig geschafft, was?«
    Eli blieb mir eine Antwort schuldig und hob stattdessen bestätigend eine Augenbraue. Erst jetzt verließ ihn seine stolze Miene. Sicher konnte ich mir nicht sein, aber es war wohl das erste Mal, dass ich Eli voll Bedauern gesehen hatte, als stimme es ihn traurig, die ganze Macht und den Ruhm verpasst zu haben.
    » Also … was ist passiert?«, fragte ich.
    Bei der Erinnerung schnitt Eli eine Grimasse. » Unser Busfahrer bestand darauf, mitten in der Nacht eine Abkürzung zu nehmen, über eine wackelige alte Brücke.« Er legte die Stirn noch tiefer in Falten, als versuche er sich zu erinnern. » Als der Bus mitten auf der Brücke liegen blieb, beschlossen wir natürlich, auszusteigen und dem Fahrer mit dem Motor zu helfen. Wir waren allerdings ziemlich unbrauchbar: Offensichtlich war eine beachtliche Menge Alkohol im Spiel und vielleicht noch ein paar Drogen. Bald geriet das Ganze … außer Kontrolle. Schließlich hatte jemand den genialen Einfall, über den Brückenrand zu springen.«
    » Du?« Ich keuchte. » Du bist von der High Bridge gesprungen?«
    Eli lachte lebhaft. Das Geräusch bildete einen merkwürdigen Kontrast zu seiner Geschichte.
    » Tja, Amelia«, sagte er, » offensichtlich bin ich nicht geflogen. Und das war sozusagen mein schlimmes Ende.«
    Wir schwiegen eine Weile, während wir beide seine Worte verdauten. Meine Abneigung gegen Eli nahm angesichts seiner letzten Enthüllung ein wenig ab: Wir waren am selben furchtbaren Ort gestorben. Und jetzt steckten wir beide zwischen der Welt der Lebenden und dem fest, was auch immer es jenseits dieser dunklen, eisigen Vorhölle gab.
    Nachdenklich starrte ich auf das vereiste Moos unter meinen Füßen. » Weißt du, Eli, ich kann mich an überhaupt nicht viel erinnern. Aber ich muss dir gegenüber ehrlich sein – ich erinnere mich wirklich nicht an irgendwelche Geschichten über einen Rockstar, der an der Brücke gestorben wäre.«
    Eli sog scharf die Luft ein, und ich blickte auf. Seinem verzogenen Mund war anzusehen, dass ich ihn gekränkt hatte.
    » Wie schon gesagt, Amelia, war ich auf dem Weg, Rockstar zu werden«, erklärte er in abgehacktem Tonfall. » Zum Zeitpunkt meines Todes kannten mich nicht viele Leute, und ich hatte noch nicht viele Fans. Aber das hätte sich geändert … da bin ich mir sicher.«
    Merkwürdigerweise befiel mich ein leichtes schlechtes Gewissen, weil ich seinen Stolz verletzt hatte, zumindest in dieser Hinsicht. Die Geschichte von Elis Menschenleben war das Einzige, was ihn … tja, menschlich … wirken ließ. » Tut mir leid, Eli. Wirklich«, sagte ich mit dem Anflug eines Lächelns. » Ich bin mir sicher, dass du ganz groß rausgekommen wärst. Ein Riesenstar.«
    Als er ein wenig besänftigt wirkte, drängte ich: » Weiter, Eli. Erzähl mir, was nach deinem Tod passiert ist.«
    Er seufzte, und sein Gesicht nahm wieder den konzentrierten Ausdruck an.
    » Ob du es nun glaubst oder nicht, die ersten Jahre meines Lebens nach dem Tod verliefen weniger friedvoll als deine. Diese Jahre waren zweifellos meine Strafe. Ich war zornig gestorben – nicht auf die Welt, sondern auf mich, weil ich den ganzen Erfolg hatte sausen lassen. Die ganze Macht. Ich wollte auf die Lebenden einschlagen, anstatt sie um Hilfe anzuflehen, wie du es getan hast. Ich bin wohl so was wie ein Poltergeist geworden. Und ich fand heraus, dass es mir mithilfe starker Emotionen möglich war, Dinge in der Welt der Lebenden zu berühren. Sie sogar zu bewegen. Ich habe es geschafft, Fenster zu zerbrechen und Lampen umzuwerfen. Eine richtige Plage zu sein.«
    » Kaum zu glauben«, murmelte ich.
    » Unterbrich mich nicht dauernd«, wies Eli mich zurecht, doch er schenkte mir ein kurzes Grinsen. » So habe ich ein paar Jahre weitergemacht. Bis natürlich sie an mich herantraten.«
    Etwas an der Art, wie er » sie« sagte, ließ mich zusammenzucken.
    » Ich bin mir nicht sicher, was sie in mir gesehen haben, dass sie mich für würdig hielten«, fuhr Eli fort, ohne sich meines jähen Unbehagens bewusst zu sein. » Doch eines Tages, während ich sinnlos am Fluss auf und ab ging, sind sie mir erschienen. Sie haben mir von all den Dingen erzählt, die ich so sehnsüchtig wissen wollte: meinem Wesen

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