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Wenn du mich siehst - Hudson, T: Wenn du mich siehst - Hereafter

Wenn du mich siehst - Hudson, T: Wenn du mich siehst - Hereafter

Titel: Wenn du mich siehst - Hudson, T: Wenn du mich siehst - Hereafter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tara Hudson
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schwierig werden, wie ich gedacht hatte? Diese unerwartete Wendung verwirrte mich, und ich platzte mit der ersten Frage heraus, die mir in den Sinn kam.
    » Wie bist du so schnell hergekommen? Dieser Ort war vor ein paar Sekunden noch leer.«
    Eli zuckte mit den Schultern. » Ich habe mich materialisiert.«
    » Du hast was?«
    Er steckte die Hände in die Taschen seiner engen Jeans und schlenderte näher auf mich zu. » Ist dir denn nie aufgefallen, dass du in Zeiten von Stress und Aufregung reisen kannst? Dich nach Belieben durch Zeit und Raum bewegen kannst?«
    Ich war ehrlich verdutzt. » Ähm … nicht wirklich.«
    Eli blieb nur dreißig Zentimeter von mir entfernt stehen. » Ts, ts, ts. Du solltest dir wirklich mehr Zeit nehmen, um diese Dinge zu bemerken, Amelia.«
    Ich blickte überaus finster drein. Da war die Selbstgefälligkeit, die mir bereits so vertraut war. » Warum nimmst du dir nicht die Zeit, eine Spur weniger herablassend zu sein, Eli? Ansonsten verschwinde ich.«
    Wieder gab er ein » Ts, ts, ts« von sich. » Hast du mich nicht hierher eingeladen?«
    » Ja, aber ich kann dich genauso leicht wieder ausladen.«
    » Ich bezweifle nicht, dass du das kannst.« Dann verschwand sein Lächeln, und er legte den Kopf schräg, wobei er mir einen spöttischen Blick zuwarf. » Weißt du, es interessiert mich sehr zu sehen, was genau du tun kannst.«
    » Was meinst du damit?«
    » Na ja«, sagte er, » wir alle haben Fähigkeiten – und mit › wir‹ meine ich die Toten. Du bildest keine Ausnahme, da bin ich mir sicher.«
    » Fähigkeiten? Wie sich nach Belieben durch Zeit und Raum zu bewegen?«
    Er nickte. » Ja, das ist eine der weiter verbreiteten Fähigkeiten. Aber wirklich, Amelia, das sollte nichts Neues für dich sein. Ich habe schon oft gesehen, wie du dich dematerialisiert hast – jedes Mal, wenn du verschwunden bist.«
    Ich blinzelte völlig verwirrt. Wovon in aller Welt redete er? Ich hatte mich noch nie » dematerialisiert«, was immer das bedeuten mochte.
    Dann ging mir das sprichwörtliche Licht auf.
    Die Albträume.
    Bei meinen Albträumen handelte es sich in Wirklichkeit um Dematerialisationen? Mit anschließender Materialisation zu einem späteren Zeitpunkt auf jenem Friedhof? Und es war möglich, sie durch extreme Emotionen zu kontrollieren? Hier hatte ich also eine der möglichen Antworten, die ich suchte.
    Ich blickte zu Eli auf, ohne meine Aufregung verbergen zu können. » Was können wir sonst noch?«
    Auf der Stelle verfluchte ich meine eigene Dummheit.
    Als Eli das Glitzern in meinen Augen sah, grinste er. Und in dem Moment war an jedem seiner Gesichtszüge abzulesen: Er wusste, dass er die Oberhand hatte. Ich wollte an sein Wissen, und zwar verzweifelt, also gab ich eine gebannte Zuhörerin ab. Jedenfalls im Moment.
    » Wenn du möchtest, dass ich deine Frage beantworte«, sagte er, immer noch den selbstgefälligen Ton in der Stimme, » sind an meine Hilfe offensichtlich Bedingungen geknüpft.«
    » Offensichtlich.«
    Eli nickte, und auf einmal hatte ich das Gefühl, als habe dieses Nicken eine Art Abmachung besiegelt. Eine, bei der ich mir nicht sicher war, ob ich sie eingehen wollte. Allerdings war es zu spät, um meine Bitte rückgängig zu machen. Die Hände hinter dem Rücken verschränkt, drehte Eli sich um und marschierte auf den Wald zu.
    » Warte!«, rief ich trotz meiner Bedenken aus. » Ich dachte, wir haben eine … Abmachung?«
    Eli lachte laut, blieb aber nicht stehen. » Natürlich haben wir das. Und ich habe mich gerade eben in Bewegung gesetzt. Also komm mit.«
    Als er zwischen die Bäume trat, verdunkelte sich das Flussufer hinter ihm augenblicklich. Scheinbar ohne Befehl Elis hatte sich das Ufer in die Unterwelt verwandelt. Doch noch hielten sich die huschenden schwarzen Gestalten und flüsternden Seelen fern, sodass um mich her nichts als kalte, glitzernde Landschaft war.
    Ich warf einen argwöhnischen Blick über die Schulter auf den teerähnlichen Fluss, der sich auf die Brücke zuschob. Zuerst dachte ich, das gähnende schwarze Loch sei diesmal nicht sichtbar. Doch während ich hinsah, bildete sich ein winziger Fleck Dunkelheit unter der Brücke und schwoll dann an, wobei sich seine schwarzen Ränder nach oben und außen fraßen. Schließlich wuchs das Loch nicht weiter, doch selbst in seiner Reglosigkeit schien es sich noch zu bewegen wie ein kauerndes Untier. Nach einem letzten zögerlichen Blick erschauerte ich und sah wieder nach vorn.
    » Amelia Elizabeth

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