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Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie

Titel: Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Oliver
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hastig: »Sie sagt, sie hat mit Steve Waitman geredet, der mit Rob geredet hat, der gesagt hat, du hättest Schluss gemacht?« Lindsay wirft mir einen Blick zu und lacht gezwungen. »Ich hab ihr natürlich gesagt, das wäre totaler Quatsch.«
    Ich zögere einen Moment und wähle sorgfältig meine Worte: »Das ist kein Quatsch. Es stimmt.«
    Lindsay bleibt stehen und starrt mich an. »Was?«
    Â»Ich hab in der Mittagspause mit ihm Schluss gemacht.«
    Sie schüttelt den Kopf, als wollte sie die Worte aus ihrem Gehirn verdrängen. »Und, äh, hattest du vor, diese Nachricht irgendwann vielleicht auch mal deinen besten Freundinnen mitzuteilen? Oder hast du einfach darauf vertraut, dass es schon von allein die Runde machen würde?«
    Ich merke, dass sie ernsthaft verletzt ist. »Hör mal, Lindsay, ich wollte es dir ja sagen …«
    Sie hält sich mit beiden Händen die Ohren zu und schüttelt immer noch den Kopf. »Das verstehe ich nicht. Was war denn los? Ihr zwei hattet doch vor … ich meine, du hast mir gesagt, du wolltest … heute Nacht .«
    Ich seufze. »Deshalb wollte ich dir’s nicht sagen, Lindz. Ich wusste, du würdest ein Drama daraus machen.«
    Â»Weil es ein Drama ist .«
    Lindsay ist dermaßen empört, dass sie gar nicht merkt, als wir an Hunan Kitchen vorbeikommen. Sie ist zu sehr damit beschäftigt, mich anzufunkeln, als erwartete sie, dass ich jeden Moment blau anlaufen oder verbrennen könne, als könnte man mir nie wieder vertrauen.
    Wahrscheinlich wird sie das wirklich denken, nachdem ich getan habe, was ich jetzt vorhabe, aber ich kann es nicht ändern. Ich drehe mich zu ihr um und lege ihr die Arme auf die Schultern. »Warte kurz hier, okay?«
    Sie blinzelt mich an. »Wo gehst du hin?«
    Â»Ich muss mal eben zu Hunan Kitchen rein.« Ich wappne mich, weil ich annehme, dass sie gleich ausflippt. »Ich hab da was für Katie Carjullo.«
    Ich rechne damit, dass sie schreit oder davonmarschiert oder mich mit Bonbons bewirft oder irgend so was, aber stattdessen wird ihr Gesicht vollkommen ausdruckslos, als hätte jemand den Strom abgestellt. Ich bin ein bisschen beunruhigt, dass sie vielleicht einen Schock hat, aber die Gelegenheit ist einfach zu günstig.
    Â»Zwei Minuten«, sage ich, »versprochen.«
    Ich husche in Hunan Kitchen , bevor Lindsay – und ihre Haltung – wieder online gehen. Über der Tür läutet eine Glocke, als ich eintrete. Alex sieht auf, einen Augenblick beunruhigt, und pflanzt dann ein Lächeln in sein Gesicht.
    Â»Was geht, Sam?«, sagt er gedehnt. Idiot.
    Ich beachte ihn gar nicht und gehe direkt auf Katie zu. Sie hat den Kopf gesenkt und schiebt das Essen auf ihrem Teller hin und her. Das ist nicht so gefährlich, wie es zu essen, so viel ist sicher.
    Â»Hallo.« Aus irgendeinem Grund bin ich nervös. Ihre Ruhe, die Art, wie sie die Augen hebt und mich ausdruckslos ansieht, hat etwas Beunruhigendes an sich. Es erinnert mich an Juliet. »Ich bin nur vorbeigekommen, um dir was zu geben.«
    Â»Mir was zu geben?« Sie kräuselt skeptisch die Lippen und die Ähnlichkeit mit Juliet ist nicht mehr so groß. Sie muss mich für verrückt halten. Soweit sie weiß, haben wir nie im Leben ein Wort miteinander gewechselt, und ich kann nur erahnen, was sie von mir zu bekommen glaubt.
    Alex sieht zwischen Katie und mir hin und her, genauso verwirrt wie sie. Ich bin mir bewusst, dass Lindsay mich durch das schmutzige Fenster beobachtet, und die Tatsache, dass mich drei Leute anstarren, als wäre ich nicht ganz dicht, ist irgendwie überwältigend. Ich stecke meine zitternde Hand in die Tasche.
    Â»Ja, hör zu, ich weiß, es ist komisch, ich kann es dir nicht richtig erklären, aber …« Ich hole ein großes Buch mit Zeichnungen von M. C. Escher heraus und lege es auf den Tisch neben die Schüssel mit Sesamhuhn. Oder Rindfleisch in Orangensoße. Oder gekochter Katze. Oder was auch immer.
    Katie erstarrt und guckt das Buch an, als würde es sie gleich beißen.
    Â»Ich hatte das Gefühl, dass dir das gefallen könnte«, sage ich schnell, wobei ich bereits vom Tisch zurücktrete. Jetzt, wo der schwierige Teil vorüber ist, geht es mir gleich tausendmal besser. »Es sind über zweihundert Zeichnungen drin. Du könntest sogar ein paar davon aufhängen, wenn du einen geeigneten

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