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Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie

Titel: Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Oliver
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Cokran ist echt total scharf.«
    Â»Pssst. O Gott.«
    Eins der Mädchen stößt dem anderen den Ellbogen in die Seite,als sie mich bemerkt. Sie erbleicht. Wahrscheinlich hat sie Angst: Sie hat von meinem Freund gesprochen (Bagatelldelikt), aber genau genommen hat sie darüber gesprochen, wie scharf er ist (schweres Verbrechen). Wenn Lindsay hier wäre, würde sie ausrasten, die Mädchen als Huren beschimpfen und sie hochkant von der Party schmeißen lassen. Wenn sie hier wäre, würde sie erwarten, dass ich ausraste. Lindsay findet, dass die Mädchen aus den unteren Klassen – vor allem die Zehntklässlerinnen – in ihre Schranken gewiesen werden müssen. Sonst überrennen sie das Universum wie Kakerlaken, die ein Panzer aus Tiffany-Schmuck und glänzende Lipgloss-Deckflügel vor einem nuklearen Angriff beschützen.
    Ich habe allerdings nicht die Energie, diese Mädchen zu dissen, und bin froh, dass Lindsay nicht bei mir ist und mich daher deswegen auch nicht blöd anmachen kann. Ich hätte wissen sollen, dass Rob nicht wiederkommen würde. Ich muss daran denken, wie er mir heute erklärt hat, ich solle ihm vertrauen, wie er mir gesagt hat, er würde mich nie hängenlassen. Ich hätte ihm sagen sollen, dass er nur Scheiße redet.
    Ich muss hier raus. Weg von dem Rauch und der Musik. Ich brauche einen Platz zum Nachdenken. Mir ist immer noch kalt und ich bin sicher, dass ich furchtbar aussehe, aber ich glaube, ich muss nicht mehr weinen. Wir haben mal dieses Gesundheitsvideo über Schocksymptome gesehen und ich bin das lebende Beispiel für alle davon. Atemnot. Kalte, feuchte Hände. Schwindelgefühl. Das zu wissen, macht es nur noch schlimmer.
    Was nur zeigt, dass man nicht aufpassen sollte, wenn es im Unterricht um Gesundheit geht.
    Vor beiden Klos stehen bereits vier Leute an und alle Räume sind gestopft voll. Es ist elf und alle, die vorhatten zu kommen, sind jetzt hier.Ein paar Leute rufen mich, und plötzlich steht Tara Flute vor mir und sagt: »Oh, wow, deine Ohrringe sind total schön. Hast du die bei …«
    Â»Jetzt nicht.« Ich würge sie ab und gehe weiter, wobei ich verzweifelt versuche, einen dunklen, ruhigen Ort zu finden. Links von mir ist eine verschlossene Tür, die mit den ganzen Aufklebern. Ich rüttele am Türknauf. Sie geht natürlich nicht auf.
    Â»Das ist das VIP-Zimmer.«
    Ich drehe mich um und hinter mir steht lächelnd Kent.
    Â»Man muss auf der Gästeliste stehen.« Er lehnt sich an die Wand. »Oder dem Türsteher einen Zwanziger zustecken. Eins von beidem.«
    Â»Ich … ich war auf der Suche nach dem Klo.«
    Kent macht eine Kopfbewegung ans andere Ende des Flurs, wo Ronica Masters, die offensichtlich betrunken ist, mit der Faust an eine Tür hämmert.
    Â»Mach schon, Kristen!«, schreit sie. »Ich muss dringend pinkeln.«
    Kent dreht sich zu mir zurück und hebt die Augenbrauen.
    Â»Mein Fehler«, sage ich und versuche mich an ihm vorbeizuschieben.
    Â»Ist alles in Ordnung?« Kent fasst mich nicht richtig an, aber er hat seine Hand erhoben, als würde er darüber nachdenken. »Du siehst …«
    Â»Mir geht’s gut.« Das Letzte, was ich im Moment gebrauchen kann, ist Kent McFullers Mitleid. Ich bahne mir einen Weg zurück in die Diele.
    Ich habe gerade beschlossen, rauszugehen und Lindsay von der Veranda aus anzurufen – ich werde ihr sagen, dass ich sofort hier wegmuss, ganz unbedingt –, als Elody in die Diele gestürmt kommt und die Arme um mich schlingt.
    Â»Wo zum Teufel warst du denn?«, kreischt sie und gibt mir einen Kuss. Sie schwitzt und ich muss daran denken, wie Izzy heute Morgenzu mir ins Bett geklettert ist, mich umarmt und an meiner Kette gezogen hat. Ich hätte heute gar nicht aufstehen sollen.
    Â»Lass mich raten, lass mich raten.« Elody umarmt mich weiter und fängt an, ihre Hüfte gegen meine zu stoßen, als würden wir auf der Tanzfläche vögeln. Sie dreht die Augen zur Decke und fängt an zu stöhnen: »Oh, Rob, oh, Rob. Ja. Genau so.«
    Â»Du bist echt pervers.« Ich stoße sie weg. »Schlimmer als Otto.«
    Sie lacht, fasst meine Hand und zieht mich auf das hintere Zimmer zu. »Komm. Die anderen sind alle dahinten.«
    Â»Ich muss gehen«, sage ich. Die Musik hier hinten ist lauter und ich schreie: »Mir geht’s nicht

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