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Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie

Titel: Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Oliver
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Juliet durchnässt und mit ausgestreckten Armen auf mich zu. Sie sieht zu mir auf und ich schwöre beiGott, es ist, als wüsste sie es, als könnte sie direkt in mich hineinsehen, als wäre das hier irgendwie mein Fehler. Ich habe das Gefühl, als hätte mich jemand in den Magen geboxt, und mein ganzer Atem strömt aus mir heraus. Ohne nachzudenken, gehe ich auf sie los und schubse sie weg. Sie stößt gegen ein Bücherregal und trudelt dann wieder nach vorn, wobei sie sich am Türrahmen festhält, um nicht umzufallen. Dann verschwindet sie geduckt in der Diele.
    Â»Ist das zu glauben?«, kreischt jemand hinter mir.
    Â»Juliet Sykes hat vielleicht Nerven.«
    Â»Die ist total durchgeknallt, Mann.«
    Die Leute lachen und Lindsay beugt sich zu Elody rüber und sagt: »Freak.« Ally kichert, die leere Wodkaflasche in der Hand. Den Rest muss sie über Juliet ausgekippt haben.
    Ich bahne mir einen Weg aus dem Zimmer. Offenbar sind sogar noch mehr Leute reingekommen, denn es ist beinahe unmöglich, sich zu rühren. Ich dränge mich durch, wenn nötig, mit Hilfe der Ellbogen. Alle Leute gucken mich komisch an. Es ist mir egal. Ich muss hier raus.
    Schließlich habe ich’s bis zur Tür geschafft und da steht Kent, der mich mit zusammengekniffenen Lippen anstarrt. Er verlagert sein Gewicht, als wollte er mich aufhalten.
    Ich hebe die Hand. »Denk nicht mal daran.« Die Worte knurre ich richtig.
    Schweigend bewegt er sich zur Seite, damit ich mich an ihm vorbeiquetschen kann. Als ich halb den Flur entlanggegangen bin, höre ich ihn hinter mir herrufen: »Warum?«
    Â»Darum«, brülle ich zurück. Aber in Wirklichkeit denke ich dasselbe.
    Warum passiert mir das?
    Warum, warum, warum?
    Â»Warum darf Sam eigentlich immer vorne sitzen?«
    Â»Weil du immer zu betrunken bist, um deine Ansprüche anzumelden.«
    Â»Ich kann echt nicht glauben, dass du Rob einfach so sitzengelassen hast«, sagt Ally. Sie hat ihren Mantel bis zu den Ohren hochgeschlagen. In Lindsays Auto ist es so kalt, dass unser Atem zu dichtem weißem Dampf wird. »Du wirst morgen tierischen Ärger kriegen.«
    Wenn es ein Morgen gibt , sage ich fast. Ich habe die Party verlassen, ohne mich von Rob zu verabschieden, der mit halb geschlossenen Augen auf einem Sofa lag. Vorher habe ich mich eine halbe Stunde lang in einem leeren Bad im Erdgeschoss eingeschlossen, wo ich auf dem kalten, harten Badewannenrand saß und der Musik zuhörte, die durch Wände und Decke pulsierte. Lindsay hatte darauf bestanden, dass ich leuchtend roten Lippenstift auftrug, und als ich mein Gesicht im Spiegel ansah, bemerkte ich, dass er ausgeblutet war und ich Lippen hatte wie ein Clown. Ich wischte ihn langsam mit zusammengeknüllten Taschentüchern ab, die ich anschließend wie kleine rosa Blüten in der Kloschüssel treibend zurückließ.
    Ab einem gewissen Punkt hört das Gehirn auf zu versuchen, bestimmte Dinge rational zu erklären. Ab einem gewissen Punkt gibt es auf, schaltet ab, macht aus. Trotzdem: Als Lindsay den Wagen wendet – sie fährt dazu auf Kents Rasen, wo die Räder im Matsch durchdrehen –, habe ich Angst.
    Bäume, so weiß und zerbrechlich wie Knochen, tanzen wild im Wind. Der Regen trommelt aufs Autodach, Wasser strömt die Fenster hinunter, als würde die Welt sich auflösen. Die Uhr auf dem Armaturenbrett leuchtet: 00:38.
    Ich klammere mich an den Sitz, als Lindsay die Zufahrt hinunterrast und auf beiden Seiten Zweige vorbeipeitschen.
    Â»Und der Lack?«, frage ich mit klopfendem Herzen. Ich versuche mir einzureden, dass alles in Ordnung ist, dass nichts passieren wird. Aber es nützt nichts.
    Â»Scheiß drauf«, sagt sie. »Das Auto ist eh im Arsch. Hast du die Stoßstange gesehen?«
    Â»Tja, wenn du aufhören würdest, parkende Autos anzufahren …«, sagt Elody mit einem Schnauben.
    Â»Tja, wenn du ein Auto hättest …« Lindsay nimmt eine Hand vom Lenkrad, lehnt sich herüber und greift nach ihrer Tasche zu meinen Füßen. Als sie sich runterbeugt, reißt sie das Lenkrad herum und das Auto fährt ein Stückchen in den Wald. Ally rutscht über den Rücksitz und stößt mit Elody zusammen und sie fangen beide an zu lachen.
    Ich strecke den Arm aus und versuche nach dem Lenkrad zu greifen. »Scheiße, Lindz.«
    Lindsay richtet sich auf und stößt mich

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