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Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie

Titel: Wenn du stirbst, zieht dein ganzes Leben an dir vorbei, sagen sie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Oliver
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gut.«
    Â»Was?«
    Â»Mir geht’s nicht gut!«
    Sie zeigt auf ihr Ohr, wie um zu sagen: Ich kann dich nicht verstehen. Ich bin mir nicht sicher, ob das stimmt oder nicht. Ihre Handflächen sind nass und ich versuche mich loszumachen, aber in diesem Augenblick entdecken mich Lindsay und Ally und stürzen sich kreischend auf mich.
    Â»Ich hab dich ewig gesucht«, sagt Lindsay und wedelt mit ihren Zigaretten.
    Â»In Patricks Mund vielleicht.« Ally schnaubt.
    Â»Sie war mit Rob zusammen.« Elody zeigt schwankend auf mich. »Seht sie euch an. Sie sieht doch total schuldbewusst aus.«
    Â»Flittchen!«, kreischt Lindsay. Ally fällt ein: »Luder!«, und Elody brüllt: »Dirne!« Das ist ein alter Witz von uns: Lindsay hat letztes Jahr beschlossen, dass Nutte zu langweilig ist.
    Â»Ich gehe nach Hause«, sage ich. »Du musst mich nicht fahren. Ich komm schon klar.«
    Lindsay muss mich für verrückt halten. »Nach Hause? Wir sinddoch erst vor einer Stunde oder so gekommen.« Sie beugt sich vor und flüstert: »Außerdem dachte ich, du und Rob wolltet … du weißt schon.« Als ob sie nicht gerade vor allen Leuten herumgeschrien hätte, dass ich es bereits getan hatte.
    Â»Ich hab’s mir anders überlegt.« Ich gebe mir große Mühe, so zu klingen, als machte mir das nichts aus, was mich enorme Anstrengung kostet. Ich bin sauer auf Lindsay, ohne genau zu wissen, warum – wahrscheinlich, weil sie die Party meinetwegen nicht sausenlässt. Ich bin sauer auf Elody, weil sie mich hierhergeschleppt hat, und auf Ally, weil sie nie irgendwas rafft. Ich bin sauer auf Rob, weil es ihn nicht kümmert, wie fertig ich bin, und auf Kent, weil es ihn kümmert. Ich bin sauer auf alles und jeden und in diesem Augenblick stelle ich mir vor, wie die Zigarette, die Lindsay herumschwenkt, die Vorhänge in Brand setzt, wie sich Feuer im Raum ausbreitet und alle verschlingt. Gleich danach habe ich Schuldgefühle. Das Letzte, was ich gebrauchen kann, ist, dass ich zu einer derjenigen werde, die immer schwarz gekleidet sind und Waffen und Bomben auf ihre Blöcke kritzeln.
    Lindsay starrt mich an, als könnte sie sehen, was ich denke. Dann merke ich, dass sie über meine Schulter hinwegguckt. Elody läuft rot an. Ally macht den Mund auf und zu wie ein Fisch. Der Partylärm setzt einen Augenblick aus, als hätte jemand die Pausentaste des Soundtracks gedrückt.
    Juliet Sykes. Noch bevor ich mich umdrehe, weiß ich, dass sie es ist, aber ich bin trotzdem überrascht, als ich sie sehe, erneut überwältigt von demselben Erstaunen.
    Sie ist hübsch.
    Als sie heute durch die Schulmensa geschwebt kam, sah sie aus wie immer, die Haare im Gesicht, weite Klamotten, zusammengesunken, als könnte sie irgendwer sein, irgendwo, ein Phantom oder ein Schatten.
    Aber jetzt steht sie gerade, sie hat ihre Haare zurückgekämmt und ihre Augen glänzen.
    Sie kommt durch den Raum auf uns zu. Mein Mund wird trocken. Ich will Nein sagen, aber sie steht schon vor Lindsay, bevor ich das Wort herausbringe. Ich sehe, wie sich ihr Mund bewegt, aber es dauert eine Sekunde, bis ich verstehe, was sie sagt, als wäre ich unter Wasser.
    Â»Du Miststück.«
    Alle flüstern und starren unsere kleine Gruppe an: mich, Lindsay, Elody, Ally und Juliet Sykes. Ich spüre, wie meine Wangen glühen. Das Stimmengewirr wird lauter.
    Â»Was hast du gesagt?« Lindsay beißt die Zähne zusammen.
    Â»Du bist ein Miststück. Ein gemeines Biest. Ein schlechter Mensch.« Juliet wendet sich an Ally. »Du Miststück.« An Elody. »Du Miststück.« Schließlich ruht ihr Blick auf mir. Ihre Augen haben genau die gleiche Farbe wie der Himmel.
    Â»Du Miststück.«
    Die Stimmen sind jetzt zu einem Brüllen angeschwollen, Leute lachen und schreien: »Psycho.«
    Â»Du kennst mich nicht«, krächze ich schließlich, als ich meine Stimme wiederhabe, aber Lindsay ist bereits vorgetreten und übertönt mich.
    Â»Besser ein Miststück als ein Psycho«, knurrt sie, legt zwei Hände auf Juliets Schultern und schubst sie. Juliet stolpert mit rudernden Armen rückwärts und es ist alles so schrecklich und so vertraut. Es passiert alles noch mal; es passiert wirklich. Ich schließe die Augen. Ich will beten, aber alles, was ich denken kann, ist: Warum, warum, warum, warum.
    Als ich die Augen öffne, kommt

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